Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

der Dunkelgrund war. Allmählich fragte sich Elant, wer von ihnen beiden der Gelehrte war.
    Die Nebelgestalt hielt noch immer den Arm ausgestreckt.

    »Was willst du?«, fragte Elant; seine Stimme klang unheimlich in der Stille.
    Die Gestalt machte einen weiteren Schritt vor; den Arm senkte sie nicht. Elant legte die Hand an sein Schwert, wich aber nicht zurück.
    »Sag mir, was du von mir willst!«, sagte er heftig.
    Das Ding zeigte weiterhin nach Norden. Elant hielt den Kopf schräg. Die Erscheinung war nicht bedrohlich. Er spürte sogar, wie von ihr ein unnatürliches Gefühl des Friedens ausging.
    Allomantie?, dachte er. Sie zieht an meinen Gefühlen!
    »Elant?« Spukis Stimme trieb durch den Nebel herbei.
    Plötzlich löste sich die Gestalt auf; ihre Umrisse verschmolzen mit dem Nebel. Spuki näherte sich; sein Gesicht war dunkel und verschattet von der Nacht. »Elant? Was hast du gerade gesagt?«
    Elant nahm die Hand vom Schwert und richtete sich auf. Er spähte in den Nebel und war noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass er wirklich etwas gesehen hatte. »Nichts«, meinte er.
    Spuki schaute den Weg zurück, auf dem er hergekommen war. »Du solltest dir das einmal ansehen.«
    »Die Armee?«, fragte Elant und runzelte die Stirn.
    Spuki schüttelte den Kopf. »Nein. Die Flüchtlinge.«

    »Die Bewahrer sind tot, Herr«, sagte der alte Mann, der vor Elant saß. Er besaß kein Zelt, sondern nur ein Laken, das er zwischen einige Pfosten gespannt hatte. »Entweder tot oder in Gefangenschaft. «
    Ein anderer Mann brachte Elant eine Tasse warmen Tee; seine Haltung war unterwürfig. Beide trugen die Kleidung eines Haushofmeisters, und während in ihren Blicken Erschöpfung lag, waren ihre Roben und Hände sauber.
    Alte Gewohnheiten, dachte Elant. Er nickte dankbar und nippte an dem Tee. Die Terriser mögen sich zwar für unabhängig erklärt
haben, aber tausend Jahre Dienerschaft können nicht so einfach abgestreift werden.
    Das Lager war ein seltsamer Ort. Spuki sagte, er habe annähernd tausend Leute in ihm gezählt – ein Alptraum, wenn es darum ging, sie alle zu ernähren und vor dem kalten Winter zu schützen. Viele waren alt, und die Männer waren in der Mehrzahl Haushofmeister: Eunuchen, die zum sanften Dienst gezüchtet worden waren und keinerlei Erfahrung mit der Jagd hatten.
    »Sag mir, was passiert ist«, forderte Elant.
    Der alte Haushofmeister nickte; sein Kopf zitterte. Er schien nicht wirklich gebrechlich zu sein – er hatte dasselbe Gehabe der beherrschten Würde, das die meisten Haushofmeister zur Schau stellten –, aber sein Körper litt unter einem langsamen, chronischen Zittern.
    »Die Synode ist an die Öffentlichkeit getreten, Herr, als das Reich zerfiel.« Er nahm ebenfalls eine Tasse Tee entgegen, doch Elant bemerkte, dass sie nur halb voll war – eine Vorsichtsmaßnahme, die sich als klug herausstellte, weil der alte Haushofmeister aufgrund seines Zitterns fast den Inhalt verschüttete. »Sie wurden zu unseren Herrschern. Vielleicht war es nicht weise, sich so schnell zu offenbaren.«
    Nicht alle Terriser waren Ferrochemiker; eigentlich besaßen nur sehr wenige diese Eigenschaft. Die Bewahrer – Personen wie Sazed und Tindwyl – waren vor langer Zeit durch den Obersten Herrscher gezwungen worden, sich zu verstecken. Seine Angst davor, dass sich die ferrochemischen und die allomantischen Linien vermischen könnten – und dadurch eine Person mit denselben Kräften geboren wurde, über die auch er gebot –, hatte ihn zu dem Versuch getrieben, alle Ferrochemiker zu vernichten.
    »Ich habe Bewahrer gekannt, mein Freund«, sagte Elant sanft. »Es ist für mich schwer zu glauben, dass sie so einfach zu besiegen waren. Wer hat das getan?«
    »Stahlinquisitoren, Herr«, sagte der alte Mann.

    Elant erzitterte. Dort sind sie also hingegangen.
    »Es waren Dutzende, Herr«, fuhr der alte Mann fort. »Sie haben Tathingdwen mit einer Armee von Koloss-Bestien angegriffen. Aber das war nur ein Ablenkungsmanöver, glaube ich. Ihr eigentliches Ziel waren die Synode und die Bewahrer selbst. Während unsere Armee – wenn man sie überhaupt so bezeichnen kann – gegen die Bestien kämpfte, erschlugen die Inquisitoren die Bewahrer.«
    Oberster Herrscher …, dachte Elant. Der Magen drehte sich ihm um. Was sollen wir denn jetzt mit dem Buch anfangen, das Sazed uns an die Synode mitgegeben hat? Sollen wir es diesen Männern aushändigen, oder sollen wir es behalten? 7 .
    »Sie haben die Leichen