Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
hast.«
»Doch, natürlich«, sagte Elant und schaute nervös in die Finsternis. »Aber ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich einmal draußen im Nebel einem solchen Ding begegne.«
Spuki zuckte die Schultern. »Vermutlich folgt er nur unserem Geruch und hofft, dass wir ein bisschen Abfall für ihn zurücklassen, den er dann fressen kann. Diese Dinger sind meistens harmlos.«
»Meistens?«, fragte Elant.
»Du weißt vermutlich mehr über sie als ich. Aber ich bin nicht zurückgekommen, um mit dir über Aasfresser zu plaudern. Vor uns ist Licht.«
»Ein Dorf?«, fragte Elant und überlegte, ob sie auf dem Hinweg in dieser Gegend eines gesehen hatten.
Spuki schüttelte den Kopf. »Sieht eher wie Lagerfeuer aus.«
»Eine Armee?«
»Vielleicht. Ich meine, wir sollten ein bisschen abwarten. Es
könnte unangenehm werden, wenn du in einen Spähposten hineinmarschierst.«
»Einverstanden«, meinte Elant.
Spuki nickte und lief wieder in den Nebel.
Und Elant war wieder allein in der Finsternis. Er zitterte, zog den Mantel enger um sich und starrte in die Richtung, wo er den Nebelgeist gehört hatte. Ja, er hatte über diese Geschöpfe gelesen. Er wusste, dass sie angeblich harmlos waren. Aber der Gedanke, dass da draußen etwas herumkroch – etwas, dessen Skelett aus wahllos aufgenommenen Knochen zusammengesetzt war – und das ihn beobachtete …
Denk nicht zu viel darüber nach, tadelte Elant sich selbst.
Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Nebel. Zumindest in einer Hinsicht hatte Vin Recht gehabt. Morgens blieben die Schwaden länger und länger. An manchen Tagen verschwanden sie erst eine volle Stunde nach Sonnenaufgang. Er konnte sich leicht die Katastrophe vorstellen, die das Land heimsuchen würde, wenn der Nebel den ganzen Tag bleiben sollte. Die Ernte würde verderben, die Tiere würden verhungern und die Zivilisation würde zusammenbrechen.
Konnte der Dunkelgrund wirklich etwas so Einfaches sein? Elants eigene Vorstellung vom Dunkelgrund rührte aus der Gelehrtentradition her. Einige Autoren taten ihn als Legende ab – als Gerücht, das die Obligatoren in die Welt gesetzt hatten, um die Göttlichkeit ihres Herrn und Meisters zu unterstreichen. Die Mehrheit hingegen glaubte an die historische Definition des Dunkelgrundes als düsteres Ungeheuer, das von dem Obersten Herrscher getötet worden war.
Doch es ergab einen Sinn, wenn man in ihm den Nebel sah. Wie konnte ein einzelnes Untier, wie gefährlich es auch sein mochte, ein ganzes Land bedrohen? Aber der Nebel konnte durchaus so zerstörerisch sein. Er konnte Pflanzen töten. Vielleicht sogar Menschen, wie Sazed es angedeutet hatte?
Er beobachtete den Nebel, der ihn umfloss – spielerisch und
trügerisch. Ja, er war vielleicht tatsächlich der Dunkelgrund. Sein Ruf – schrecklicher als ein Untier, gefährlicher als eine Armee – passte zu ihm. Während Elant ihn beobachtete, bemerkte er sogar, wie der Nebel mit seinem Verstand spielte. Zum Beispiel schien die Nebelbank unmittelbar vor ihm Umrisse zu bilden. Elant lächelte, als sein Verstand Bilder in den Schwaden zu erkennen versuchte. Eines sah beinahe wie ein Mensch aus, der dicht vor ihm stand.
Der Mensch machte einen Schritt voran.
Elant zuckte zusammen, wich ein wenig zurück; der eisverkrustete Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Sei nicht dumm, sagte er zu sich selbst. Dein Verstand gaukelt dir etwas vor. Da ist nichts …
Der Umriss im Dunst machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Er war undeutlich, beinahe gestaltlos, und doch schien er real zu sein. Zufällige Bewegungen des Nebels zeichneten sein Gesicht, seinen Körper, seine Beine nach.
»Oberster Herrscher!«, rief Elant und sprang zurück. Das Ding beobachtete ihn weiter.
Ich werde verrückt, dachte er, und seine Hände zitterten. Die Nebelgestalt blieb einige Schritte vor ihm stehen, hob den rechten Arm und deutete in eine bestimmte Richtung.
Nach Norden. Weg von Luthadel.
Elant runzelte die Stirn und spähte in die Richtung, in welche die Gestalt wies. Dort war nichts anderes zu sehen als Nebel. Er wandte sich ihr wieder zu. Sie stand immer noch reglos und mit erhobenem Arm da.
Vin hat davon gesprochen, erinnerte er sich und bezwang seine Angst. Sie hat versucht, mir davon zu berichten. Und ich habe geglaubt, sie erfindet etwas! Sie hatte Recht gehabt – so wie sie mit ihrer Behauptung Recht gehabt hatte, der Nebel würde immer länger bleiben. Und vielleicht auch damit, dass der Nebel
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