Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
keine Lebenskraft im Käfig mehr gab außer ihrer eigenen. Und trotzdem wollte sie noch mehr, brauchte sie noch mehr.
Während der vom Hunger ausgelöste Schmerz schwächer wurde, erfasste das Entsetzen darüber, was sie getan hatte, bereits Herz und Verstand.
Sie hatte sie umgebracht.
Zwar nicht aus freien Stücken. Auf gar keinen Fall aus freien Stücken.
Aber nichtsdestotrotz waren die Menschen tot.
»Es ist so weit.« Mystery trat an die Plexiglastür und öffnete sie. »Du bist bereit.«
Olivia starrte sie an. »Bereit für was?« Aber sie fürchtete, dass sie es bereits wusste. Sie saugte mit aller Kraft, in dem Bemühen, Mystery zu überwältigen, doch die Zauberin war darauf vorbereitet.
Sie packte Olivias Arm, und diese hatte mit ihrer geschwächten Willenskraft der Frau nichts entgegenzusetzen.
»Du bist bereit, uns dabei zu helfen, die Krieger des Lichts zu vernichten.«
Ehe Olivia auch nur Atem holen konnte, um zu widersprechen, wurde vor ihren Augen alles schwarz, und ihr Geist verdunkelte sich, als sich der Zauberbann über sie legte.
Die Krieger des Lichts setzten sich alle auf einmal in ihrer tierischen Gestalt in Bewegung, sprangen auf die Veranda und drangen von hinten in das Haus ein, wobei sie alle Fenster des baufälligen weißen Hauses zerbrachen.
Jag stürzte durch die Hintertür ins Haus und landete nicht wie schon einmal im schwarzen Loch eines Schutzwalls, sondern in einer alten heruntergekommenen Küche. Der Geruch von vergammeltem Fleisch stieg ihm widerlich beißend in die Nase. Es war richtiges Fleisch. Diesmal ging der Gestank nicht von einem Dämon aus.
Wolf und Tiger schlossen sich ihm an.
Diesmal gibt es keinen Schutzwall , meinte Tighe. Hier stinkt’s.
Lyon kam auf vier Tatzen durch die Küchentür herein. Leichen. Schwärmt aus. Sucht zu zweit .
Fünf lange Minuten später kamen die Krieger jetzt wieder in ihrer menschlichen Gestalt draußen zusammen. Jag ging auf und ab. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper zuckte vor Verlangen loszurasen.
»Vier tote Menschen verwesen in einem der oberen Schlafzimmer, sonst war nichts zu finden«, berichtete Paenther. »Die Zauberer scheinen abgezogen zu sein.«
»Wir müssen Olivia finden«, stieß Jag zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Lyon schaute ihn an. »Sieh in dich hinein. Wenn du tatsächlich angefangen hast, eine Partnerbindung zu ihr aufzubauen, bist du der Einzige, der sie finden kann. Hör auf deine innere Stimme.«
Tighe trat neben Lyon. »Ich spüre die Bindung zu Delaney in meinem Innern. Es ist wie ein heller Faden. Bei dir könnte es anders sein, aber überprüf es einfach mal. Schau, ob es dich irgendwohin zieht.«
Jag schloss die Augen. Es würde nicht klappen. Er mochte das Glühen zwar noch spüren, weil er sie liebte, doch jegliche Beziehung, die sich zwischen ihnen angebahnt haben mochte, war von ihm zerschlagen worden.
Olivia! , rief er, obwohl er wusste, dass sie nicht antworten würde.
Jag?
Jags Herz setzte einen Schlag aus und fing dann an zu rasen. Liv? Liv! Wo bist du ?
Komm nicht her, Jag. Komm nicht her.
Wo bist du? Sag mir, wo du bist! Liv!
Aber die Stimme in seinem Kopf sagte nichts mehr.
Jag riss die Augen auf. »Sie hat mit mir gesprochen. Sie hat gesagt, dass ich nicht kommen soll, aber nicht, wo sie gerade ist.«
»Dann ist sie ganz in der Nähe. Hawke«, stieß Lyon hervor.
»Ich kümmere mich drum.« Der Gestaltwandler erhob sich in die Lüfte.
Tighe packte Jags Schulter. »Fühle sie. Denk nicht darüber nach, wo sie sein könnte, sondern fühle nur.«
Tief in seinem Innern begann sich das warme Glühen, das Olivia war, zu drehen. Langsam erst, dann immer schneller, bis er das Gefühl hatte, als würde es wie ein außer Kontrolle geratener Kompass in seiner Brust herumwirbeln. Würde es irgendwann aufhören und in die Richtung zeigen, in die er gehen musste?
»Tighe … «
»Konzentrier dich, Jag. Fühle.«
Schaut hoch , brüllte plötzlich Hawkes Stimme in seinem Kopf. In allen Köpfen. Dämonen!
»Da!« Wulfes Klauen und Reißzähne traten hervor, während er zu den Bäumen hinter dem Haus schaute.
»Verdammt«, stieß Tighe hervor. »Alle drei.«
Jag drehte sich um und starrte die drei Monster mit einer Mischung aus Frustration und abgrundtiefer Erleichterung an. Frustration, weil die Suche nach Olivia jetzt warten musste, und Erleichterung, dass die Dämonen hier und nicht bei ihr waren.
Die drei Dämonen sahen fast identisch aus – die gleichen
Weitere Kostenlose Bücher