Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
zurück auf Mutter und Kind, die sich schon ein wenig, jedoch leider noch nicht weit genug entfernt hatten, entschloss er sich, dem Duft ein Stück zu folgen, um festzustellen, wohin er ihn führte. Vielleicht hatte er am Ende ja Glück, auch wenn er seine Lieblingslederjacke abschreiben musste.
Und in dem Augenblick sah er sie: eine Frau von vielleicht dreißig Jahren, die mit einem Gewehr über der Schulter und langen, selbstsicheren Schritten über den grasbewachsenen Damm unterhalb von ihm ging. Groß und schlank, das kastanienbraune Haar zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, bot sie einen umwerfenden Anblick, auch wenn sie Jeans und ein Flanellhemd trug.
Sabine?
Als hätte sie einen sechsten Sinn, drehte sie sich um und sah ihn. Doch dann wandte sie sich wieder ab und ging weiter, als würde der Anblick eines Grizzlys sie völlig ungerührt lassen. Vielleicht war dem auch so.
Doch er sollte verflucht sein, wenn er sie jetzt wieder aus den Augen verlieren würde. Behäbig lief er hinter ihr her den Berg hinab und vergaß einen Moment lang sein Aussehen.
Plötzlich drehte sie sich um und legte das Gewehr an.
So ein Mist! Er blieb sofort stehen.
Warte, Sabine, ich will nur mit dir reden.
Ihr Kopf fuhr hoch, und ihre Augen wurden zuerst ganz groß, bevor sie sich verengten, als sie zielte und schoss.
In seiner Schulter explodierte der Schmerz. Wieso zum Henker hast du das getan? Vielleicht war sie doch nicht Sabine. Vielleicht war sie ein Mensch und hielt ihn für eine Art Teufel.
»Hau ab!«, rief sie ihm zu. Sie schoss erneut und traf ihn diesmal am Hals.
Er taumelte und wandelte die Gestalt. Herrje, er blutete noch immer, und es hörte nicht auf. Warum heilten seine Wunden nicht? Vor seinen Augen fing alles an zu verschwimmen.
»Du bist ein Krieger des Lichts!«, rief sie.
Okay, dann war sie also doch Sabine. Und sie hatte ihn angegriffen. Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten. Langsam hob er die Hand an den Hals und spürte etwas Klebriges.
Sie hatte das Gewehr im Anschlag, als sie mit grün funkelnden Augen auf ihn zukam. Eine Schönheit. Zwei Schönheiten. Und jetzt vier.
Seine Welt fing an sich zu drehen. Warum hatte sie auf ihn geschossen, wenn sie doch wusste, was er war?
Aber dann wurde ihm klar, dass er die Antwort kannte. Sabine konnte in die Seele eines Mannes blicken. Anscheinend hatte sie es soeben getan und festgestellt, dass seine Seele so schwarz wie sein Haar war. Doch das wusste er bereits. Er hatte schon befürchtet, dass er der Schlimmste der Grizzlylinie war. Und gerade hatte sie es ihm bestätigt.
Er hatte nicht einmal gemerkt, dass er zu Boden gegangen war, bis er die schlammige Erde an seiner verletzten Schulter spürte.
Ein anderes Gesicht erschien vor seinen Augen: blond, blass, zauberhaft. Ein Antlitz nicht von dieser Welt. War sie gekommen, um ihn im Jenseits willkommen zu heißen?
»Ich habe es versucht, Hildy. Ich hab’s versucht.« Dann wurde alles schwarz.
»Mel, hinter dir!«
Um ein Haar zu spät drehte Melisande sich um und wehrte den Zauberer ab. Fox hätte schwören können, dass sie seinen Ruf nicht einmal gehört hatte. Während er sich auf den nächsten Reiter stürzte und dessen Schwertarm mit der einen Hand abwehrte und mit der anderen abschlug, behielt er Melisande im Auge. Castin wiederzusehen hatte sie arg mitgenommen, das konnte er nicht nur an ihrem Blick, sondern an ihrer ganzen Körperhaltung erkennen.
Fox packte seinen Gegner an dessen blutigem Stumpf, zog ihn vom Pferd und köpfte ihn. Der ohnehin schon tosende Wind legte noch um einiges zu und blies mit beißender Gewalt, während Wolken die Sonne verdunkelten. Mutter Natur kochte vor Wut wegen des Todes ihrer Magier.
Ein Frösteln überkam ihn. Zu deiner Rechten! Fast hätte er, obwohl er es besser wusste, darauf gehört und den Zauberer, der ihn von links angriff, zu spät bemerkt. Fox konnte gerade noch verhindern, von dessen Schwert aufgespießt zu werden, fing sich aber einen tiefen Schnitt quer über den linken Bizeps ein. Er packte das Handgelenk des Angreifers, riss ihn zu sich und hieb auch ihm den Kopf ab. Normalerweise vermieden die Therianer es, so gut es eben ging, Zauberer zu töten, und sei es nur, um nicht den Unmut der Natur zu erregen. Doch nicht heute.
Allmählich nahm das Frösteln bedenkliche Ausmaße an, als so viele falsche Eingebungen auf ihn einhagelten, bis er kaum noch hören konnte, was er dachte. Zu deiner Rechten! Links! Hinter dir!
Fox sperrte
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