Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
immer lauter, als wollten sie ihr das Trommelfell herausreißen und ihren Verstand zertrümmern. »Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Ich habe nie gewollt, dass jemand stirbt. Es ist meine Schuld, alles meine Schuld.«
Sie hielt sich die Ohren zu, an ihren Händen das Blut der Toten. So viel Blut.
»Gütige Göttin, hilf mir, das ist alles meine Schuld .«
Fox stürzte zu ihr, das Gesicht schmerzverzerrt. Sie hatte ihn von Schulter zu Schulter aufgeschlitzt, aber die Klinge war, der Göttin sei Dank, nicht tief eingedrungen, sonst wäre er jetzt ein toter Mann. Er riss ihr das Schwert aus der Hand, bevor sie ihn noch damit aufspießte, und zog sie an sich, als sie zu Boden sank.
Während sie auf Castin losgegangen war, hatte die Landschaft um sie herum sich plötzlich wieder verändert, und das Labyrinth hatte die drei in die nächste Station des Spießrutenlaufs gestoßen. Jetzt befanden sie sich auf einer menschenleeren Straße, in einer verwaisten Stadt, die so aussah, als wäre sie seit den 1960er-Jahren nicht mehr bewohnt gewesen. Ein mit Rostflecken übersäter Kombi parkte am Bordstein und ein ebenso schrottreifer Kleinlaster auf der anderen Straßenseite. Die Straße war von Läden gesäumt: eine Gaststätte, eine Apotheke, ein Schneider. Die Fenster waren jedoch allesamt zerbrochen und die Besitzer schon vor langer Zeit fortgegangen.
»Ganz ruhig, Süße.« Er drückte sie an sich, während er Castin im Auge behielt. Ihre Anschuldigungen hatten ihn sichtlich erschüttert, er war kreidebleich. Melisande lag zitternd in Fox’ Armen, und ihre Haut war wie Eis.
»Meine Schuld«, flüsterte sie immer und immer wieder. »Meine Schuld.«
»Mel.« Er küsste ihre Stirn, streichelte über ihren Kopf, ihre Schulter, ihren Rücken. »Ist schon gut, Süße. Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit.«
Doch sie schüttelte den Kopf und sah langsam auf. Ihr Blick war erfüllt von unsäglichen Qualen. »Ich habe sie umgebracht. Neunundsechzig Schwestern. Ich habe sie umgebracht. «
»Nein, Liebes. Die Zauberer haben sie umgebracht. Sie haben euch alle vergiftet.«
Ein heißer, bitterer Tränenstrom lief über ihre Wangen. »Ich war diejenige, die den Giftmeister der Magier ausfindig gemacht hat. Mein Hass auf die Gestaltwandler war so groß, dass ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass Ariana einen von ihnen heiratete. Ich war sicher, dass sie mit Kougar niemals glücklich werden würde. Ich redete mir ein, dass ich es zu ihrem Schutz tue, zu unser aller Schutz, als ich um einen Trank bat, der verhindern sollte, dass sich die Paarbindung vollständig schloss.«
Fox’ Magen schnürte sich zusammen, als er endlich die ganze Geschichte begriff. »Er hat dich benutzt.«
»Ja. Er war nicht nur einfach der Meister der Tränke, wie ich damals dachte, sondern auch der Meister der Gifte. Der Trank, den er mir verkaufte, sollte meine Rasse auslöschen. Die Magier wollten ein Bündnis zwischen den Ilinas und den Kriegern des Lichts genauso wenig wie ich. Sie alle starben … « – sie würgte ein Schluchzen hinunter – »… meinetwegen. Zwei Drittel meiner Rasse starb meinetwegen. Ich habe sie umgebracht .«
Fox drückte sie fest an sich, während ihm ihr Schluchzen das Herz zerriss. Nun endlich glaubte er zu verstehen, warum sie unbedingt wieder in diesen gefühllosen Zustand zurückwollte, in dem sie so lange gelebt hatte. Es war nicht das Trauma des Gepardenüberfalls, mit dem sie nicht fertig wurde. Sie konnte die Schuld am Tod ihrer Schwestern nicht ertragen.
»Schsch, Liebes. Es war nicht deine Schuld.« Er streichelte ihr Haar, küsste ihre Schläfe. »Es war nicht deine Schuld. Du hast ihren Tod nie gewollt. Du hast nur getan, was du für das Beste hieltest.«
Allmählich versiegten ihre Tränen. Mit zittrigem Atem wischte sie sich die Spuren aus dem Gesicht und blickte dann auf seine Brust. Sie verzog leicht den Mund. »Ich habe dir wehgetan.«
»Es ist nur eine oberflächliche Wunde, und sie heilt schon wieder.« Er schmiegte die Hand an ihre Wange. »Das war ein Unfall, Mel. Du musst lernen, dir selbst zu vergeben.«
Völlig verzweifelt sah sie ihm tief in die Augen. »Du verzeihst mir?«
Fox lächelte sie zärtlich an. »Natürlich.« Er küsste sie sanft, stand auf und zog sie ebenfalls auf die Füße.
Die Arme schützend vor der Brust verschränkt, drehte Melisande sich zu Castin um. Nie hatte sie zerbrechlicher gewirkt. »Und du hast wirklich nicht gewusst, was dein Stammesoberhaupt mit uns
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