Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
Zügen nach oben zu ziehen.
Castin würde ihn hier rausholen, wenn er konnte. Ironischerweise traute er dem Mann in dieser Hinsicht. Die Person, deren Verhalten er dagegen nicht einschätzen konnte, war Melisande, und wie sollte er auch? Fünftausend Jahre lang hatte sie auf die Gelegenheit zur Rache an diesem Mann gewartet. Den Kopf gesenkt zu halten und kein Wort zu sagen würde der Frau jedes bisschen Selbstbeherrschung abverlangen, die sie besaß.
Schließlich erreichte er die verschneite Kante der breiten Grube, und Castin zog ihn heraus. Fox verkniff sich ein schmerzliches Aufstöhnen.
»Was machst du denn hier, Kieran?« Castins Stimme mit ihrem altertümlichen britischen Akzent verriet Überraschung. »Ich habe gehört, dass du gezeichnet wurdest.«
»Das stimmt. Ich bin der neue Fuchs-Wandler. Und was machst du hier?« Er sah sich um. Soweit er sehen konnte, war die Felsformation wie eine Art Rückgrat, das zum Zentrum der Ebene hinab verlief. Die Rückseite der Formation war abgebrochen und hatte diesen Krater zwischen den Felsen und der verschneiten Ebene hinterlassen. Und der Schnee war tief. Er ging ihm fast bis zu den Knien.
Castin runzelte die Stirn. »Willst du deiner Begleitung nicht heraushelfen?«
»Gleich. Was zur Hölle machst du hier, Castin?« Er bemühte sich krampfhaft, den Hass zu kontrollieren, der heiß in seinem Innern loderte, als er den Mann anstarrte.
Dieser musterte ihn mit stiller Neugier. »Lange Geschichte. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Krieger den frisch Gezeichneten nicht trauen.«
Verdammt! Wie hatte er das denn schon rausgefunden?
»Also dachtest du, Inir einfach gleich deine Dienste anzubieten?« Selbst in Fox’ Ohren klang die Frage ziemlich bissig.
Castins Augen verengten sich nur leicht. »Ich bin hier, um ihn zu töten.«
Fox blinzelte. Er war unsicher, was er davon halten sollte. Vielleicht war der Kerl doch nicht von Grund auf schlecht. Fox kannte ihn von früher und hatte ihn eigentlich für einen anständigen Kerl gehalten. Aber ein Mann konnte sich ändern. Und er konnte lügen.
»Wir haben es mit einem bösen Zauber zu tun, Castin. Und du bist infiziert.«
»Das habe ich befürchtet. Ich folge seinem Ruf. Bist du ebenfalls infiziert?«
Fox räusperte sich und versuchte, seinen Ärger zu verbergen. »Nein.« Wenigstens … verflucht! Er war sich bei gar nichts mehr sicher. »Inir hat unsere Strahlende. Wir waren auf der Suche nach ihr und sind in das Labyrinth geraten.«
Castin schnaubte. »Ich irre schon seit Tagen hier herum.«
»Wir auch. Halte die Augen nach Magiern offen, während ich meine Begleiterin rausziehe, okay?«
Mit einem Nicken wandte Castin sich ab.
»Engel«, rief Fox leise.
Melisande ergriff das Seil und kletterte mit einer beneidenswerten Anmut und Leichtigkeit nach oben. Er streckte ihr den Arm entgegen, als sie sich der Kante näherte, und zog sie heraus, wenngleich sie es auch problemlos ohne seine Hilfe geschafft hätte.
Castin drehte sich um und musste dann zweimal hinsehen. »Melisande?« Ein ungläubiges Lächeln ließ sein normalerweise verschlossenes Kriegergesicht hell erstrahlen, als wäre er tatsächlich höchst erfreut, sie zu sehen. Als hätte er keinerlei Erinnerung an seinen hinterhältigen Verrat.
Fox kochte vor Wut, während Eifersucht an seinen Nerven zerrte. Die beiden waren ein Liebespaar gewesen.
Doch Melisandes Miene verdunkelte sich vor Hass, und ihre Hand umklammerte den Griff ihres Schwertes.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Fox eine leichte Bewegung zwischen den Felsen. Zauberer . »Wir bekommen Besuch«, warnte er. Wie eine Rattenplage quollen Magierwächter zwischen den Felsen hervor, von denen die Hälfte zu Pferde saß.
Castin sah Melisande stirnrunzelnd an, während er sein Schwert zückte, um sich auf den Kampf mit den Magiern vorzubereiten. Melisande schleuderte Castin mit einem Blick das hasserfüllte Versprechen zu, dass ihm ein Kampf bevorstand, sobald dieser hier vorbei wäre. Fox zückte seine Messer und verzog das Gesicht vor Schmerz. Seine Verletzung war offensichtlich noch nicht verheilt. Und die Zauberer rückten unaufhaltsam vor.
Melisande zitterte und schluckte ihren Hass nur mühsam hinunter, als sie sich von Castin abwandte, um sich den angreifenden Magiern zu stellen. Wie konnte er nur so tun, als wäre sie eine Freundin, die er ewig nicht gesehen hatte, und als würde ihn das Wiedersehen freuen? So als ob nichts geschehen wäre. Als ob nichts dabei wäre, unschuldige
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