Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Gedanke, dass sie zu Rivalen geworden waren. Vielleicht sogar zu Feinden.
Die Göttin möge ihnen beiden beistehen.
Er legte die Hanteln weg und stellte sich unter die Dusche des Fitnessraumes, deren kalter Strahl zwar seinen Körper abkühlte, aber nur wenig dazu beitrug, die Verärgerung zu lindern, die zu seinem ständigen Begleiter geworden war. Als er sich abtrocknete, hörte er Geräusche auf der Treppe – der schwere Schritt eines Kriegers und die leichteren Tritte einer Frau. Es war bestimmt Kara. Sie suchte ihn jeden Tag mindestens zweimal auf.
Schnell zog er sich eine saubere Trainingshose an, ehe sie da war. Das hätte er nicht unbedingt tun müssen. Die Hälfte der Krieger des Lichts konnte ihre Kleidung nicht anbehalten, wenn sie sich verwandelten, und Nacktheit war etwas ganz Natürliches für sie, sodass sie sich dabei nicht unbehaglich fühlten. Alle Frauen, die im Haus des Lichts lebten, sahen nackte Männer. Das war unvermeidlich. Doch Karas Wangen röteten sich immer noch gelegentlich bei dem Anblick, woran Hawke erkannte, dass ihre menschliche Erziehung tief in ihr verwurzelt war. Und das war wirklich das Letzte, was er wollte: sie oder eine Gefährtin seiner Brüder in Verlegenheit bringen.
Er drehte sich zu ihnen um, als sie den Fitnessraum betraten. Lyon folgte dicht hinter Kara. Hawke hatte seinen Brüdern das Versprechen abgenommen, keine der Frauen jemals allein in seine Nähe zu lassen. Keiner der Krieger des Lichts hatte Einwände dagegen erhoben.
Kara, die eine rosafarbene Flanellhose anhatte und darüber ein Hemdchen, das wie ein Schlafshirt aussah, kam barfuß auf ihn zu. Ihr blonder Pferdeschwanz schwang sacht hin und her und der warme Blick aus ihren blauen Augen war voller Zuneigung und Sorge. Dieses liebe und mutige Geschöpf war die Strahlende, die einzige Frau auf der ganzen Welt, die in der Lage war, die Energie der Erde heraufzubeschwören, welche die Krieger brauchten, um auf die Kraft ihrer Tiere zugreifen zu können.
Als Kara einen Arm um seine nackte Taille schlang, zog er sie fest an sich und genoss das Gefühl ihres warmen Körpers, während er das Bedürfnis nach Berührung stillte, das allen Therianern zu eigen war.
Lyon begrüßte ihn mit dem rituellen Handschlag der Krieger des Lichts. »Fühlst du dich besser?«
»Jetzt ja.«
Lyons Lippen zuckten leicht. »Fühl dich ja nicht zu wohl.«
Hawke lächelte. »Als ob sie das zulassen würde.« Er himmelte Kara an. Das taten sie alle. Doch die Liebe zwischen ihr und Lyon, ihrem Anführer, war etwas Erhabenes und Ehrfurcht Gebietendes. Er träumte davon, selber eines Tages eine Frau so sehr zu lieben. Oder vielmehr hatte er davon geträumt, ehe er zu einer Gefahr für alle geworden war, die sich innerhalb der Reichweite seiner Klauen aufhielten.
»Und wie geht es dir wirklich?« Kara löste sich von ihm und sah ihn mit ihrem sanften Blick besorgt an. Denn obwohl sie zweimal am Tag ihren Zauber wirkte und ihm ihren Glanz schenkte, hatte sie ihn noch nicht heilen können.
Er zuckte die Achseln. »Ich habe mich fast vierundzwanzig Stunden nicht mehr spontan verwandelt.«
Lyon nickte und wickelte Karas Pferdeschwanz um seine Finger. Die abwesende Geste zeigte deutlich die tiefe, selbstverständliche Zuneigung, die die beiden verband.
Kara musterte Hawke. »Gab es einen Auslöser?«
»Wut, aber ich habe es geschafft, sie zu zügeln, ehe ich die Kontrolle darüber verlor. Doch ich habe mich immer besser in der Gewalt.«
»Gut. Das ist zumindest ein Anfang.« Sie klatschte in die Hände. »Wie wäre es mit etwas Strahlung? Je stärker du bist, desto besser wirst du in der Lage sein, dich zu beherrschen. Das hoffe ich zumindest.«
Hawke nickte. »Ist die Sonne bereits aufgegangen?«
»Es dauert nicht mehr lange«, sagte Lyon. »Die Männer sind gerade von der Jagd zurückgekehrt.«
»Ist heute nicht der Tag, an dem der neue Fuchs hier eintreffen soll?«
»Ja, stimmt.« Lyon war die Erleichterung anzuhören. »Er wird heute Nachmittag da sein.«
Der letzte Fuchs-Wandler war erst vor einem Monat gestorben. Er war das Opfer eines perfiden Plans der Zauberer geworden. Sie hatten sich ins Haus des Lichts eingeschlichen, um die neun Krieger des Lichts umzubringen. Wenn ein Gestaltwandler starb, flog der Geist des Tieres zum stärksten Therianer mit der DNA des vorherigen Gestaltwandlers und zeichnete ihn zum nächsten Krieger des Lichts. Der Therianer würde irgendwo auf seinem Körper das Zeichen entdecken, welches
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