Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
wie eine längst verheilte Narbe durch einen Hieb mit einer Klaue aussah. Ab diesem Zeitpunkt würde er Strahlung brauchen und instinktiv alles tun, um das Haus des Lichts und die Strahlende zu finden, egal, wo er sich gerade befand. Wenn es ihm nicht gelang, innerhalb der nächsten paar Jahre die Strahlende ausfindig zu machen, würde er sterben und ein anderer gezeichnet werden.
»Bereit?« Ohne seine Antwort abzuwarten, schloss Kara die Augen und hob anmutig die Arme. Fast umgehend begann ihr ganzer Körper so hell zu strahlen, dass die Deckenleuchten dagegen trüb wirkten. Außerhalb des Hauses vermochte sie den rückwärtigen Garten bei Nacht taghell zu erleuchten. Vor Kara hatte keine Strahlende die Fähigkeit besessen, auch innerhalb von Gebäuden die Erdenergie heraufzubeschwören.
Sie öffnete die Augen und breitete die Arme aus, um die eine Hand nach Hawke und die andere nach Lyon auszustrecken. Zwar stärkte sie die Krieger des Lichts bereits dadurch, dass sie so eng mit ihnen zusammenlebte, doch die direkte Verbindung ließ noch viel mehr Kraft in sie strömen, sodass keiner sie je ablehnte.
Hawke schob seine Hand zwischen Karas strahlende Finger und sofort breitete sich Wärme in ihm aus – reine Kraft direkt aus dem Innern der Erde. Er spürte, wie der Bussard in ihm sich beruhigte und entspannte, als würde er sein Gesicht der Sonne zuwenden.
Mehrere Minuten lang verharrten sie so und saugten die Kraft auf. Schließlich verblasste Karas Strahlen und sie ließ ihn mit einem leichten Lächeln um die Lippen los.
Hawke beugte sich vor und küsste sie auf die Schläfe. »Danke.«
Sie sah ihn liebevoll an. »Ich werde dir jederzeit Strahlung geben. Aber das weißt du ja. Alles, was du brauchst.«
Lyon legte seine Hand sanft auf Karas Schulter, doch er sah dabei Hawke an. »Du bist die ganze Nacht hier unten gewesen.« Es war keine Frage. »Du brauchst Nahrung und Schlaf.«
Hawkes Mundwinkel zuckten nach oben. »Anscheinend hält sich im Moment jeder für einen Arzt.«
Lyon erwiderte das Lächeln nicht. »Du musst wieder gesund werden. Wir brauchen dich.«
»Ich weiß«, erwiderte Hawke ruhig. Es gab zu wenig Krieger des Lichts und sie hatten es mit einem Gegner zu tun, der immer stärker wurde. Die Dämonen, die die Magier freisetzen wollten, würden sowohl auf Menschen als auch auf Unsterbliche Jagd machen und von Schmerz und Angst zehren, bis es keinen Ort auf Erden mehr geben würde, der nicht von den Schreien der Gequälten widerhallte. Die Krieger mussten sie aufhalten.
Wieder hörte er Schritte, kurz bevor Tighe und Delaney hereinkamen.
Hawke erstarrte beim Anblick des Tiger-Gestaltwandlers und seiner Gefährtin.
»Da bist du ja.« Tighes halb nackter Körper glänzte vom Schweiß einer langen Nacht, in der er gegen Drader gekämpft hatte. Sein blondes Haar stand stachelig und feucht von seinem Kopf ab, was häufig passierte, wenn er mehrmals hintereinander die Gestalt wandelte. Seine Hand lag auf der Schulter der großen, attraktiven Ex- FBI -Agentin, die er zur Frau genommen hatte. Eine Frau, die erst vor Kurzem unsterblich geworden war … und jetzt Tighes Sohn unter dem Herzen trug.
Eine Frau, die sich auf keinen Fall in der Nähe eines Kriegers aufhalten sollte, der sich nicht völlig unter Kontrolle hatte. Delaney mochte jetzt zwar zu den Unsterblichen gehören, doch das war sie nicht immer gewesen, und das Baby, das in ihr wuchs, konnte durchaus sterblich sein. Mit einem einzigen Hieb seiner Klauen könnte er das Kind töten. Die schreckliche Vorstellung schürte wieder den Zorn und entzündete die ständig in ihm schlummernde Wut. Roter Nebel begann seine Sicht zu trüben.
»Schaff sie raus.« Fast hätte er seine eigene Stimme nicht wiedererkannt, die nur ein leises Knurren war. Seine Fingerspitzen kribbelten, weil gleich seine Klauen herausschnellen würden. Reißzähne traten zwischen seinen Lippen hervor.
Tief empfundener Schmerz zeigte sich in Delaneys Gesichtszügen, während Tighe sie hinter sich schob. Tighe und Lyon packten Hawkes Arme mit stählernem Griff.
»Delaney, es tut mir leid«, stieß er knurrend zwischen Fängen hervor, die eher zu einer großen Katze oder einem Wolf passten, aber das Kennzeichen aller Gestaltwandler waren. »Ich will dem Baby nichts tun. Ich darf nicht.«
»Hawke, das weiß ich doch«, versicherte sie ihm. »Ich weiß, dass du uns nie verletzen würdest.«
»Nicht mit Absicht.« Er drehte sich zu Tighe um. »Lass mich nicht in ihre
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