Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Faith streckte die Hand nach dem Türgriff aus und wusste nicht recht, ob Maxim darauf bestehen würde, ihr die Tür aufzuhalten. Seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber, seit er sie heute Morgen abgeholt hatte, war schwankend. Mal behandelte er sie wie eine Königin mit förmlicher, altmodischer Höflichkeit und dann gab es Momente, in denen sie sich fragte, ob er sich überhaupt erinnerte, dass es sie gab.
Während sie noch zögerte, stieg er aus dem Wagen, schlug seine Tür zu und ging allein den gepflasterten Weg zur Eingangstreppe hinauf. Seufzend öffnete Faith die Tür und sah ihm unsicher hinterher. War er einfach nur geistesabwesend? Das wäre unter den gegebenen Umständen nur allzu verständlich. Oder brachte sie ihn in Verlegenheit? Sie gehörte nicht seiner Gesellschaftsschicht an. Sie kam ihr noch nicht einmal nahe.
Als sie den Blick weiterwandern ließ, erblickte sie einen Mann, der in der offenen Tür stand … ein Mann, der so groß oder sogar noch größer als Maxim war, aber vielleicht nicht ganz so breite Schultern und so eine ausgeprägte Brust wie er hatte. Das Sonnenlicht fing sich in seinem kurzen braunen Haar, das sich nur an den Enden leicht wellte, und ließ feine goldene Strähnen darin aufleuchten, die ein gut aussehendes Gesicht mit kühn geschwungenen Augenbrauen über dunklen Augen umrahmten.
Als Maxim die Treppe zum Haupteingang erreichte, trat der Mann nach vorn und streckte seine Hand aus – zu weit, sodass sie fast Maxims Jackenknopf berührte.
»Ich bin Hawke. Willkommen im Haus des Lichts.«
Noch ein Krieger des Lichts. Aber das hatte sie bereits vermutet.
Maxim sah die dargebotene Hand schief an und machte keine Anstalten, sie zu ergreifen.
»Sprichst du unsere Sprache?« Der Tonfall des Kriegers veränderte sich nicht, aber der Stimme fehlte es jetzt an Wärme.
»Das tue ich.«
»Dann greife meinen Unterarm direkt unter dem Ellbogen. Auf diese Weise begrüßen wir einander.«
Maxim zögerte, doch dann tat er, was ihm der Krieger erklärt hatte, wirkte allerdings irgendwie ungelenk dabei. Während sie einander so an den Unterarmen hielten, hob Maxim das Kinn. »Ich will mich mit dem Anführer der Krieger des Lichts unterhalten.«
Hawke musterte ihn ruhig, während sich seine Miene wie schon bei Vhyper merklich abkühlte.
Faith zuckte angesichts von Maxims Verhalten förmlich zusammen. Er führte sich auf wie ein Prinz, der sich gezwungenermaßen mit Bauern abgeben musste. Sie wollte diesen Mann, den das Schicksal für sie bestimmt zu haben schien, mögen und respektieren, aber sie merkte, dass ihr das immer schwerer fiel.
Hawke zog eine Augenbraue hoch. »Lyon ist in der Eingangshalle.«
Als Maxim daraufhin an ihm vorbeieilte, schüttelte Hawke nur den Kopf und kam dann die Treppe herunter auf das Auto zu. Sein Blick glitt über sie hinweg zu Vhyper, der gerade Maxims Koffer aus dem Hummer hob, und dann wieder zu ihr zurück. Der freundliche Ausdruck kehrte auf sein Gesicht zurück, zusammen mit einem Anflug von Neugier. Ihr Schopf mit den blauen Haarspitzen rief häufiger diese Reaktion hervor.
Sie lächelte ihn an, was Maxim nicht getan hatte.
Der sympathische Mann erwiderte das Lächeln zögernd. Zuerst leuchteten seine Augen auf, dann hoben sich seine Mundwinkel leicht, ehe sich seine Lippen verzogen. Es war ein zurückhaltendes Lächeln mit geschlossenen Lippen, doch die Wirkung, die es auf sie hatte, war verheerend. Sie verspürte ein Flattern in ihrem Bauch, als würde eine Taube mit den Flügeln schlagen. Als er näher kam, wurde ihr Gesicht … ihr ganzer Körper … von einer solchen Wärme durchflutet, dass sie sich wünschte, sie könnte ihren Pullover ausziehen. Er besaß nicht das gute Aussehen eines Filmstars … dafür war sein Gesicht ein bisschen zu lang und seine Nase etwas zu ausgeprägt. Doch seine Augen – in einem wunderschönen Braun mit goldenen Flecken – waren freundlich und sein Mund wunderschön geformt. Die Gesamtwirkung war atemberaubend.
Sie erschrak über sich selbst, als sich tiefe Enttäuschung in ihr breitmachte, weil der Mann, den das Schicksal für sie bestimmt hatte, keine derartige körperliche Anziehungskraft auf sie ausübte. Tief in ihrem Innern blieb der Sog jedoch unverändert stark – das Bewusstsein, dass sie zu Maxim gehörte.
Hawke sah das lächelnde Mädchen an und plötzlich war sein Kopf ganz leer und sein Herz fing an zu rasen. Sie wirkte mit den hellblauen Spitzen in ihrem dunklen Haar und den unzähligen
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