Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
stählernen Körper zog, dann bevorzugte auch sie ohne Frage diese Form.
Sie sah sich um und war erstaunt, dass ihre Kriegerinnen nicht da waren. Insgesamt gab es nur einhunderteinundvierzig Ilinas, von denen nicht alle im Hier lebten, sondern teilweise weit abseits von der übrigen Welt. Vor langer Zeit hatten die Ilinas das Kristallreich errichtet, welches kaum mehr war als ein Schloss, hoch oben über der Erde in einem Energiegürtel, der als Syphianischer Strom bekannt war. Ein Schloss in den Wolken, zu dem nur diejenigen Zutritt hatten, welche sich in Nebel verwandeln konnten, sowie deren Gäste. Oder Gefangene.
Aus einer Nebenhalle kam eine ihrer Kriegerinnen in die Große Halle geeilt. Getrill begrüßte sie mit äußerst besorgtem Blick. »Du bist zurück.«
»Wo sind denn alle?«
»In den Gärten.«
Ariana setzte sich in Bewegung, wobei sie annahm, dass die beiden auf dem Schlachtfeld verwundeten Frauen der Grund für die Sorgenfalten ihrer Freundin waren. Zweifellos bereiteten die beiden auch ihr selbst Kopfzerbrechen. Was um alles in der Welt sollte sie nur mit ihnen anstellen? Obwohl es das Recht und die Pflicht der Königin war, eine Kriegerin, die sich dem Bösen zugewandt hatte, unschädlich zu machen, haderte sie mit sich. Wie konnte sie eine der Ihren töten? Eine ihrer Schwestern, ihrer Freundinnen?
Sie war auf halbem Wege zu den Gärten, als ein Schrei die Stille zerriss.
Ariana erstarrte, dann wünschte sie sich an ihr Ziel und löste sich in Nebel auf, um die Strecke in Sekundenbruchteilen zurückzulegen. Sie erreichte den Innengarten und fand Melisande, Brielle und mehr als ein Dutzend ihrer Kriegerinnen im Kreis versammelt vor. In ihrer Mitte lag die sanftmütige Angelique am Boden und wand sich vor Schmerzen.
Einen Moment lang starrte Ariana sie verwirrt an. Angeliques Gliedmaßen waren unversehrt. Also war sie keine der beiden, die die Krieger angegriffen hatten. Stattdessen glühten Angeliques Augen so wild, wie Ariana es noch nie gesehen hatte. In ihnen spiegelte sich eine Besessenheit, aus der das Böse sprach.
»Was ist passiert?« In Arianas Worten schwang Angst mit, die allmählich ihr Herz und ihre Adern erfasste.
Melisande blickte mit kreidebleichem Gesicht auf. »Ich weiß es nicht. Sie kam gerade vom Tempel zurück und berichtete, dass die Frauen dort unten Menschenmänner entführen und quälen würden. Sie reißen ihnen die Augen aus, während sie sie reiten, Ariana. Und sie lachen, wenn sich die lustvollen Schreie dieser Männer in Schreie voller Todesqual verwandeln.«
» Wie bitte? «
»Sie gehörte auch zu ihnen, Ariana. Als köstliches Vergnügen hat sie es bezeichnet. Ich sah die Erregung in ihrem Blick.«
Angelique schrie wieder auf, krümmte sich unter Schmerzen, während sich ihr Körper unnatürlich verdrehte – und dann erstarrte. Ihr Gesicht nahm ein lebloses Grau an.
»Nein!«, stieß Brielle hervor.
Starr vor Entsetzen spürte Ariana tief im Innern, wie die Lebensfaser zerriss – die Faser, die jede einzelne Kriegerin mit ihrer Königin verband.
Angelique war tot.
Doch noch während der Schock über den Verlust an ihrem Herzen und Verstand nagte, spürte sie, wie das nächste Band zerriss. Und noch eins und noch eins. Octavia, Zerlina, Serafina. Tot, tot, tot.
Ariana schwankte, und das Entsetzen löste ihr Denkvermögen auf. » Sie sterben. Sie sterben alle .«
Überall im Garten ertönte das Wehklagen ihrer Kriegerinnen, als sie den Tod ihrer Schwestern fühlten. Nur ein kurzer Augenblick, dann merkte Ariana, dass sich ihre Schreie veränderten. Dass ihre Frauen anfingen zu tanzen. Dasselbe wilde Glühen, welches sie in Angeliques Augen gesehen hatte, lag nun auch in ihren Blicken.
Ariana starrte sie an, blickte hastig von einer zur nächsten – Getrill, Brielle, Marinn – , während sie allmählich verstand und von Panik ergriffen wurde.
Nein, nein und nochmals nein .
»Ariana?« Aber noch während Melisande sie ansprach, legte sich ein verschlagenes Lächeln auf ihre Lippen, und in ihren Augen glühte das Böse auf.
Ariana gefror das Blut in den Adern.
Oh heilige Göttin, möge sie ihnen beistehen.
Kougar wechselte in seine menschliche Gestalt, als Wind, dessen Haar vom Sturm zerzaust war, auf Horse angeritten kam. Wind saß ab, und dann nahm auch Horse in einem Meer aus funkelnden Lichtern wieder seine menschliche Gestalt an, sodass ihm die beiden, seine ältesten und engsten Freunde, Schulter an Schulter gegenüberstanden.
Am
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