Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
gemeldet hatte. Eine Zeit lang war ihre Lage aussichtslos gewesen. Doch später … sie wusste es nicht so genau. Sie hatte sich nie bewusst dafür entschieden, ihm fernzubleiben. Tausend Jahre lang hatte sie ihn geliebt, vermisst und immer vorgehabt, zu ihm zurückzukehren. Eines Tages …
Doch selbst wenn sie etwas zu sagen gewusst hätte, um die Wogen zu glätten, würde sie es nicht aussprechen. Sein Zorn hielt ihn am Leben. Vorerst.
Er führte sie durch das Foyer und eine der geschwungenen Treppen hinauf in einen langen, breiten Gang, dessen Ausstattung jahrhundertealt wirkte, so wie vieles, was sie bisher vom Haus des Lichts zu Gesicht bekommen hatte. Die Tapete hier bestand aus herumwirbelnden goldenen Pfauenfedern auf beigefarbenem Grund, und die Wände hingen voller Gemälde der verschiedensten Stile und Genres – Landschaften, mittelalterliche Porträts, Schlachtszenen. Elektrische Leuchter zierten in regelmäßigen Abständen wie antike Öllampen die Wände. Schon immer hatte sie den Stil dieser Ära gemocht. Die Vergoldungen und Farben waren eine Wohltat für ihr Ilina-Auge.
Kougar blieb an einer der Türen des langen Ganges stehen, öffnete sie und schob sie nicht allzu sanft in den Raum, bei dem es sich ganz eindeutig um sein Schlafzimmer handelte.
Sein Schlafzimmer. Ihr Wiedersehen hatte sich in ihrem Kopf immer irgendwie anders abgespielt. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, wie er reagierte, wenn sie ihn wiederfand: mit vor Freude strahlendem Gesicht, die Augen silbern glänzend, wie immer, wenn er sie sah. Sie hatte sich ausgemalt, wie er sie wie früher hochhob, als wäre sie federleicht, bis sie auf einer Augenhöhe waren. Wie er sie dann küsste, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten, um erst dann weiterzuatmen, wenn ihre Lippen aufeinandertrafen. Er hatte ihr stets das Gefühl gegeben, Sonne und Mond gleichzeitig für ihn zu sein, wenn sie zusammen waren, obwohl solche Momente sehr selten und jene beiden Jahre viel zu kurz gewesen waren.
Doch das Wiedersehen in ihrer Fantasie hatte nichts mit der Realität gemein. Da war kein Lächeln, keine zärtlichen Küsse, überhaupt keine Sanftheit. Nur Zorn und Hoffnungslosigkeit, und die ganze Zeit schwebte der Tod über ihren Köpfen wie eine tief hängende dunkle Wolke.
Grobe Finger ließen ihren Arm los, und das Fleisch pochte, wo eben noch seine Hand gelegen hatte. Hinter ihr knallte die Tür so laut zu, dass die Fensterscheiben erzitterten. Ariana drehte sich um, bereit, sich ihrem Ankläger zu stellen, doch Kougar stapfte davon, und trotz der animalischen Anmut seines Ganges spürte sie, dass er innerlich förmlich brodelte.
Ohne Vorwarnung riss er den hölzernen Lehnstuhl von seinem Schreibtisch weg, hob ihn hoch und schmetterte ihn auf den Holzboden, sodass er in seine Einzelteile zerbrach. Während große Holzstücke gegen die Wand und zu Boden polterten, schleuderte er das, was noch vom Stuhl übrig war, quer durchs Zimmer, warf den Kopf in den Nacken und stieß ein so wildes Brüllen aus, dass sie nun eigentlich vor Angst hätte zittern sollen. Doch in diesem Brüllen schwang unsäglicher Schmerz mit. Ein Schmerz, den sie verursacht hatte.
Schuldgefühle regten sich in ihr. Sie hatte ihm nie in dieser Weise wehtun wollen. Aber, verflucht, er war doch nicht der Einzige, der gelitten hatte!
Seine Reißzähne und Krallen schnellten hervor, als er auf sie zuging, und seine Augen, die jetzt so gelb wie die seines Pumas waren, durchbohrten sie.
Arianas Hände waren immer noch gefesselt, aber sie wich nicht zurück und sah ihn nur an. Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen und starrte sie wie ein zum Angriff bereites Tier von oben an. Seine Wut und die Erinnerung an das letzte Mal, als er im Kristallreich die Krallen gegen sie ausgefahren hatte, ließen ihr Herz zwar heftig schlagen, doch sie hatte keine Angst. Nicht vor Kougar. Nein, allmählich wurde sie auch wütend. Er benahm sich, als hätte sie ihn achtlos fallen gelassen, doch nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Seine Lippen zogen sich knurrend über fest zusammengepressten Zähnen zurück, die scharfen Krallen waren in voller Länge ausgefahren. » Du … hast mich … durch … die Hölle … gehen … lassen .«
Sie hob das Kinn, erwiderte seinen wütenden Blick, zügelte den in ihr aufsteigenden Zorn und wusste, dass es am besten für sie beide war, wenn sie ihn weiter reizte.
»Willkommen im Club!«
Sie begegnete ihm von Angesicht zu
Weitere Kostenlose Bücher