Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
lebe.«
»Woher?«, wollte Lyon wissen.
Ariana schaute zu Kougar, und ihre Blicke prallten kurz aufeinander, ehe sie seinem Anführer berichtete, was in ihrem Wohnzimmer geschehen war, wie Kougar ihr die Manschette entfernt und sie die Augen wieder gesehen hatte.
»Er wird nicht an dich herankommen.« Kougars Griff wurde fester. »Nicht hier.«
»Es ist nicht dieser Mann, der mir Sorgen bereitet, sondern sein Gift. Und er kann sehr wohl an mich herankommen. Egal, wo ich bin.«
»Schamane?«, fragte Lyon.
»Da muss ich ihr beipflichten«, sagte der Schamane. »Anscheinend hat der Zauberer sie mit einem Verbindungsfluch belegt. Wirklich außergewöhnlich.«
»Was ist ein Verbindungsfluch?«, hakte Jag nach.
»Man muss sich das als ein Ventil innerhalb der Paarbindung vorstellen. Ein Ventil unter der Kontrolle seines Schöpfers. Wann immer er es wünscht, kann er dieses Ventil öffnen und mehr Gift hineinpumpen.«
Kougar sah Ariana an, auch wenn sie seinen Blick nicht erwiderte. »Hast du deshalb die Paarbindung getrennt?« Er hatte das Gefühl, auf einer Folterbank zu liegen und langsam entzweigerissen zu werden, während er angestrengt versuchte, jenen Tag damals zu verstehen, warum sie ihm den Rücken gekehrt hatte, und damit allem, was sie einander bedeutet hatten. »Hast du sie zerstört, um die Verbindung zu dem Zauberer zu unterbrechen, Ariana? Um ihn davon abzuhalten, noch mehr Gift einzuschleusen?«
Sie wollte ihn nicht ansehen und hielt den Blick gesenkt. Die Luft schien vor Anspannung zu vibrieren.
»Die Bindung wurde nur auf deiner Seite getrennt, Kougar, nicht auf ihrer«, erklärte Brielle und erntete dafür einen strafenden Blick von ihrer Königin. »Zur Quelle des Gifts hin bestand sie weiterhin. Hookeye hätte sie also immer noch angreifen können, weshalb es so wichtig war, dass er nicht die Wahrheit erfuhr und uns weiterhin für ausgelöscht hielt. Doch Ariana kann das Gift nur noch mit Mühe kontrollieren. Melisande hat vor ein paar Tagen die Verbindung wiederhergestellt, weil … «
»Brielle.« Ariana zischte den Namen durch ihre Zähne.
Verdammt, das Gift …
Brielle drehte sich erst zu Ariana und dann wieder zu ihm. Sie schien mit sich zu kämpfen. »Es tut mir leid, Kougar. Ariana wusste nichts davon. Ich habe versucht, es Mel auszureden, doch Ariana hat sich so sehr gequält, und Mel hoffte, du könntest ihr die Last erleichtern.«
»Will sie etwa damit andeuten, was ich vermute?«, wollte Lyon genauer wissen. »Dieses Gift … ?«
Der Schamane nickte. »War Melisande bewusst, dass das Gift Kougar umbringen würde?«, fragte er Brielle ruhig.
Kougar vernahm die Worte wie aus weiter Ferne.
»Ja.« Brielle zuckte zusammen. »Melisande wusste es.«
Jags Fäuste landeten auf dem Tisch. »Dieses Miststück .«
Brielle drehte sich zu Jag um. »Wenn Ariana das Gift nicht mehr kontrollieren kann, werden wir alle sterben. Die ganze Rasse. Würdest du nicht auch eine von uns opfern, wenn du dadurch eventuell dein eigenes Volk retten könntest?«
Jag knurrte: »Ohne mit der Wimper zu zucken, Schwester. Vielleicht mache ich das auch bald.«
»Jag«, ermahnte Lyon ihn.
Als sich die angewiderten und schockierten Blicke seiner Kriegerbrüder auf ihn richteten, erinnerte Kougar sich an jenen Moment vor drei Tagen, als Melisande die Verbindung wiederhergestellt hatte. Zusammen mit mehreren anderen Kriegern und zwei Geisterdämonen war er in eine Falle der Zauberer geraten, die einem die Sinne raubte, und es hatte keinen Ausweg gegeben. In dieser Finsternis war Melisande zu ihm gekommen und hatte ihm im Austausch für die Wiederaufnahme der Paarbindung angeboten, sie alle zu befreien. Er hatte es nicht tun wollen. Nein, nicht wegen des Gifts – davon hatte er ja gar nichts gewusst. Sondern weil er nicht mehr das Geringste mit seiner seelenlosen Gefährtin zu tun haben wollte. Doch weil ihm nichts anderes übrig geblieben war, hatte er Melisande gewähren lassen. Ohne das Eingreifen der Ilinas wären sie alle umgekommen.
Jetzt sah es ganz danach aus, als wäre sein Tod nur hinausgezögert worden.
Lyon erwiderte seinen Blick, und Kougar sah die Emotionen, die sein Anführer kaum zu unterdrücken vermochte. »Wie ist das mit dem Gift, Schamane. Was richtet es bei Kougar an?«
Der Schamane neigte den Kopf. »Das Band steht in direkter Verbindung zu Kougars Herz. Und an den Anschlussstellen der Fäden verhält sich das Gift wie Säure und zerfrisst das Fleisch. Im wahrsten Sinne des
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