Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
war, dass sie nicht wusste, was das Gift anrichtete. Bei Hookeyes Fähigkeiten konnte er jede Art von Zeitbombe in sie eingeschleust haben, von der sie nicht eher erfahren würden, als bis es zu spät wäre.
Trotzdem fühlte sie sich stärker als in all den Jahren, all den Jahrhunderten, die sie allein gelebt hatte. Freude und Genuss gaben ihr Kraft, doch was sie in Kougars Armen gefühlt hatte, war so viel mehr als nur reines Vergnügen. Sie fühlte sich … wie neugeboren. Absolut regeneriert.
Vollständig.
Doch als sie ihn davongehen sah, hämmerte ihr Herz plötzlich, weil es sich zwar richtig anfühlte, dass sie wieder zusammen waren, doch gleichzeitig war ihr klar, dass sie noch weit von einer richtigen Beziehung entfernt waren. Eigentlich waren sie nie wirklich zusammen gewesen, und selbst in ihrer ersten gemeinsamen Zeit hatte sie sich nie restlos glücklich gefühlt. Zuweilen, ja. Immer dann, wenn Kougar bei ihr war. In den Momenten, wo er sie berührte, vergaß sie alles um sich herum, und es gab nur noch die Freude, die er ihr bescherte – die Liebe in seinem Blick und die sanfte Macht seines Körpers, wenn er sie von einem Höhepunkt zum nächsten brachte.
Doch derlei Momente der Zweisamkeit hatten sie allzu selten gehabt. Selbst wenn sie zusammen waren, blieb da eine Distanz zwischen ihnen, die sie nie ganz beseitigten konnten. Er hatte ihr zwar einen Teil von sich gegeben, doch nie alles. Nie war sie ganz an ihn herangekommen.
Von Anfang an war ihre Beziehung schwierig gewesen. Melisandes Vorurteile gegenüber den Therianern und Kriegern des Lichts hatten schon vor langer, langer Zeit einen ungünstigen Einfluss auf ihre Gemeinschaft gehabt, wobei die Verbitterung ihrer Freundinnen Arianas eigene Einstellung zu den Kriegern beeinflusst hatte. Und als sie dann merkte, dass sie sich zum damaligen Anführer der Krieger hingezogen fühlte, war sie fast schon entsetzt darüber gewesen.
Von vornherein waren bei ihnen die Fetzen geflogen, ihre Eroberungsphase war mehr Kampf als Liebeswerben gewesen. Doch am Ende hatte sie ihr Urteilsvermögen durch das herrlich aufregende Gefühl trüben lassen, das sie in seinen Armen fand – und durch seine unbeirrten Beteuerungen, sie seien füreinander bestimmt und es habe keinen Zweck, ihm zu widerstehen. Zu jenem Zeitpunkt wollte sie schon gar nicht mehr widerstehen. Sie wollte sich lediglich an seinem seltenen, umwerfenden Lächeln erfreuen und in dem Wohlgefühl, das ihr die Berührung seiner Hände gab, schwelgen.
Tief unten in der Ritualhöhle der Krieger hatte man sie verbunden, umgeben von brennenden Fackeln und zwei Dutzend nackten, wenig wohlgesonnenen Gestaltwandlern, die teilnahmslos zusahen, als Kougar sie in einem Ritual aus Blut und Sex nahm und damit schuf, was eigentlich als unzerstörbare, Körper und Geist vereinende Verbindung galt – die Paarbindung. Obwohl Kougar auch ihre Kriegerinnen als Zeugen des Rituals und zu dem anschließenden Fest geladen hatte, war nur Melisande gekommen, um dann hinter Arianas Rücken einen Zauber in die Paarbindung einzuschleusen, der ihre vollständige Verbundenheit verhindern sollte.
Sogar als sie verheiratet waren, hatte sie sich wie eine Randerscheinung in Kougars Leben gefühlt. Ein Teil seiner Welt, aber eben nur eine Randerscheinung. Dennoch hatte sie ihn geliebt, heiß und innig. Über alldem, was danach geschehen war – die Trauer, die Schuld, der Zorn und später diese schreckliche Einsamkeit – , hatte sie völlig vergessen, wie sehr sie ihn doch geliebt hatte.
Und wie leicht sie sich in seinen Bann ziehen ließ. Doch nie wieder würde sie für einen Mann das Wohlergehen ihrer Kriegerinnen opfern.
Für keinen Mann.
Kougar wandte sich ihr mit jetzt wieder ausdrucksloser Miene zu. »Hast du weitere Erinnerungen erhalten?«
Ariana hob eine Hand und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Ich weiß nicht.« Sie klopfte sich an den Kopf. »Hier drinnen geht es zu wie bei einem Sandsturm. Ich muss abwarten, bis sich der Sand gelegt hat, ehe ich etwas erkennen kann.«
Eine merkwürdige Kälte ließ sie erschauern.
Kougar trat zu ihr. »Was ist los?«
»Nichts.« Doch als sie eine Vision hatte, verharrte sie regungslos. Die Augen . Hookeyes Blick kam ihr in den Sinn, wie vor ein paar Tagen, als Kougar ihr die Mondsteine abgenommen hatte, und wie in jener Zeit vor einem Jahrtausend. Sie erkannte Kampfbereitschaft und Triumph in diesem Blick, und eine solch grausame Form der Gewalt, wie sie in
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