Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
eine ganze Weile dauern, Kougar. Du solltest besser auch etwas schlafen. Ich wecke dich, wenn es so weit ist.« Erneut verspürte sie quälende Stiche im Kopf, und eine weitere Flut neuer Erinnerungen spülte über die anderen hinweg.
Mit beiden Händen hielt sie sich die schmerzenden Schläfen. Kougars warme Finger strichen über ihre Wange.
»Mir geht’s gut«, beruhigte sie ihn. »Schlaf jetzt.«
»Später.« Stattdessen nahm er ihre Hand, führte sie zu einer der Säulen, setzte sich und zog sie zu sich auf den Boden. Er nahm sie zärtlich in den Arm, sodass sie den Kopf an seine Brust betten konnte, bis der Schmerz schließlich nachließ.
So saßen sie lange Zeit schweigend da, während seine Hand über ihren Kopf streichelte und seine Finger sich in ihr Haar schoben.
»Erzähl mir von jenem Tag«, sagte er schließlich. »Ich möchte wissen, was passiert ist, nachdem du mich auf dem Schlachtfeld verlassen hast. Ich muss es wissen.«
Sie erstarrte, wand sich aus seiner Umarmung und richtete sich auf, doch seine Hand folgte ihr und liebkoste mit langen, sanften Bewegungen ihren Rücken, wodurch sich die Anspannung löste, die seine Worte hervorgerufen hatten.
Eigentlich wollte sie nicht darüber reden. Ehrlich gesagt, wusste sie nicht mal genau, was sie ihm erzählen sollte.
»Ich dachte, wir hätten es mit dem bösen Geist zu tun.« Sie blickte ihn an und sah eine verhaltene Wärme in seinen Augen, die noch vor Kurzem in höchster Erregung gefunkelt hatten. Aber sie erkannte auch den Anflug alter Qualen darin, die Jahrhunderte überdauert hatten.
Sie war es ihm schuldig. Er verdiente eine Erklärung, wenn ihr nur endlich einfiele, wie sie es ihm sagen sollte.
»Sie starben – eine nach der anderen, Kougar. Und zwar nicht nur ein paar. Nein, alle. Ich bin ins Kristallreich zurückgekehrt und traf auf Angelique, die vom Bösen in den Wahnsinn getrieben worden war und mit dem Tode rang. Sie war die Erste, doch als der Lebensfaden riss, über den sie mit mir verbunden war, passierte dasselbe mit anderen, mit Dutzenden von ihnen. Und die Kriegerinnen um mich herum, die sich zusammen mit mir im Kristallreich aufhielten, zeigten erste Anzeichen derselben Besessenheit. Du kannst dir nicht vorstellen … «
Seine Hand wanderte an ihren Hinterkopf, streichelte ihn, versuchte die schrecklichen Erinnerungen zu vertreiben.
»Da sah ich zum ersten Mal das Gift in den Lebensfäden und wie es durch mich auf meine Kriegerinnen überging … und ich erkannte es in der Paarbindung. Zu dem Zeitpunkt gestand mir Melisande, dass sie einen Zauber in die Paarbindung eingeschleust hatte, und mir kam allmählich der Verdacht, dass es dieser Zauberer Hookeye war, von dem alles ausging, dass es ein Angriff der Zauberer war. Um mich herum starben meine Kriegerinnen, und ich hatte Angst, dass auch du sterben würdest. Melisande mag unsere Trennung vielleicht herbeigeführt haben, doch sie hat mir auch geholfen, dich zu retten. Ich habe die Verbindung, ohne zu zögern, gelöst und dann darum gekämpft, so viele Kriegerinnen wie möglich zu retten.«
Sie lehnte sich zurück, und Kougar legte den Arm um ihre Taille, während sie den Kopf an seine Schulter schmiegte. »Die einzigen Kriegerinnen, die ich retten konnte, waren die im Kristallreich. Und von denen auch nicht alle. Als ich mich in Nebel verwandelte, starben noch mehr, weil ich das Gift nicht zurückhalten konnte. Der Palast war noch nie so still gewesen. Ich dachte, alles wäre aus. Keine von ihnen bewegte sich, alle lagen wie tot am Boden. Die Stille war schrecklich. Am Ende lösten sich einige in Nebel auf, und ich wusste, dass sie leben würden. Doch die, die reglos am Boden liegen blieben, wachten nicht mehr auf. Ich versuchte, ihnen zu helfen, sie zu heilen. Ich versuchte, ihnen Kraft durch Freude zu geben, sang für sie, bis meine Stimme ganz heiser war. Nichts half. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, was Einsamkeit ist. Es war einfach furchtbar.«
»Du hattest doch mich. Warum bist du nicht zu mir gekommen?«
Sie zögerte mit der Antwort, denn sie war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. »Keine Ahnung. Ich konnte nicht mehr klar denken, war ganz benommen. Ich war wie betäubt. Ich stand unter Schock, trauerte und war unendlich niedergeschlagen. Ich weiß es einfach nicht. Allmählich wurde ich schwächer, weil ich so viel Zeit im Kristallreich verbracht hatte, ohne mich in Nebel zu verwandeln. Aber ich hatte keine andere Möglichkeit, es zu verlassen. Es
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