Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
war schon fast zu spät, als ich die letzte noch verbliebene Mondsteinmanschette fand, einen Ortswechselzauber in das Silber wob und sie um mein Handgelenk legte. Ich reiste auf die Erdoberfläche und blieb so lange im Tempel sitzen, bis ich stark genug war, um zurückzugehen. Im Laufe der nächsten Monate habe ich meine toten Freundinnen in die andere Welt geschickt, eine nach der anderen, und diejenigen nach besten Kräften gepflegt, die das Bewusstsein nicht wiedererlangten. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Nichts hatte mehr eine Bedeutung.«
»Es tut mir leid«, sagte Kougar leise. »Ich wünschte, ich hätte es gewusst, Ariana. Dann hätte ich dir geholfen. Das weißt du.«
Sie drehte sich in seinen Armen und sah seine schmerzerfüllte Miene. »Ich weiß. Aber ich war nicht mehr die Frau, die du mal geliebt hattest. Ich war … ein Niemand. Innerlich tot. Die Ariana von früher gab es nicht mehr.« Sie schmiegte sich wieder an ihn und fuhr fort. »Endlich wachten die überlebenden Kriegerinnen nach und nach auf. Sie waren zwar furchtbar schwach, doch sie zogen mich zurück in die Welt der Lebenden. Seitdem sind fast zweihundert Jahre vergangen, Kougar. Zweihundert Jahre, die kaum mehr als dunkle Schatten in meinem Kopf sind. Es dauerte noch achtzig oder neunzig Jahre, bis meine Kriegerinnen schließlich wieder ganz gesund waren, ihre alten Kräfte wiedererlangt hatten und frei zwischen Nebel- und körperlicher Gestalt wechseln konnten. Nach dem Angriff dauerte es fast dreihundert Jahre, bis Melisande ihre Messer schärfte und sich aufmachte, um dem Zauberer, der unsere Rasse fast vernichtet hätte, das Herz herauszuschneiden.«
»Sie hat ihn nicht gefunden.«
»Nein. Sie jagt ihn schon so lange und ist ihm unzählige Male sehr nahe gekommen, doch das Glück war uns nie hold. Es ist nur eine Frage der Zeit. Doch ich schätze, dass Zeit das ist, was wir nicht mehr haben, oder? Erst als Melisande anfing, Jagd auf Hookeye zu machen, wurde uns bewusst, dass man uns für ausgestorben hielt. Als ich wieder klar denken konnte, fragte ich mich, warum Hookeye nie wieder angegriffen hatte. Ich war mir nicht sicher, nahm jedoch an, dass er mich trotz der zerstörten Paarbindung noch erreichen konnte. Jetzt weiß ich, warum er mich nie wieder heimsuchte. Wie jeder andere auch, dachte er, ich wäre tot. Wir wussten, dass wir es dabei belassen mussten. Solange er nicht wusste, dass wir seinen Angriff überlebt hatten, hätte Melisande vielleicht eine Chance, nahe genug an ihn heranzukommen, um ihn umzubringen.«
»Liebend gern hätte ich ihn für dich getötet.«
Sie löste sich aus seinen Armen und drehte sich zu ihm um. »Ich habe dich nie vergessen. Und ich hatte immer vor, dich wiederzufinden, wenn es vorbei wäre.«
Er runzelte die Stirn. »Eintausend Jahre lang?«
Ariana zuckte zusammen. »Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde. Melisande meinte, immer so kurz davor zu sein, ihn zu finden. Noch ein paar Wochen, ein paar Monate, und es wäre vorüber. Oder auch nicht.«
»Und du bist nicht auf die Idee gekommen, mir dein Geheimnis anzuvertrauen?«
»Das war nicht so einfach.« Sie senkte den Blick. »Ich weiß auch gar nicht, wie ich es erklären soll. Ich habe dich immer noch geliebt, aber … «
»Aber?«
Sie blickte langsam wieder zu ihm hoch. »Hookeye hätte uns niemals angegriffen, hätte es unsere Verbindung nicht gegeben. Was ich nach dem Angriff für dich fühlte, war nicht mehr nur Liebe … Es war eine Mischung aus Trauer und Verbitterung, Reue und Schuld. Und es ist so viel Zeit vergangen. Ich habe mir gesagt, dass ich eines Tages die Sache zwischen uns klären müsste, doch nicht zu einem Zeitpunkt, wo ich meinen Kriegerinnen vielleicht immer noch Schaden zufügen könnte.«
Heftige Emotionen ließen seinen Blick flackern. Wut oder vielleicht auch Schmerz.
Ariana wandte sich ab. Sie konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, sosehr sie es auch wollte.
»An jenem Tag ist eine deiner Kriegerinnen auf unserem Schlachtfeld gestorben, kurz nachdem du gegangen warst«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Sie war, wie du es nanntest, dem Wahnsinn verfallen. Sie erzählte uns, dass die Ilinas alle sterben würden. Nur Sekunden später hast du die Paarbindung getrennt. Ich hatte Angst, es könnte stimmen, doch ich musste es genau wissen. Also ging ich zum Tempel.«
Mit einem Ruck drehte sich Ariana zu ihm um. »Du hast im elften Jahrhundert den Himalaja bestiegen?«
»Ich musste
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