Kriegerin der Nacht
Wir sind uns so ähnlich ...
Das sind wir nicht, dachte Kelly. Aber der Protest klang selbst in ihren eigenen Ohren schwach. Und jetzt erschien es ihr dumm, an ihrem Ärger und ihrem Zynismus festzuhalten - sinnlos. Wie ein Kind, das darauf beharrte, dass niemand es liebe und dass es auf der Schnellstraße spielen werde.
Wir gehören zusammen, sagte Galen schlicht. Einfach so.
Warmes Kribbeln. Kelly konnte die Macht seiner Liebe wie ein strahlendes Licht spüren, das auf sie hinabschien. Und sie konnte ... nicht länger ... widerstehen ...
Sie hob die Arme, um Galen ihrerseits an sich zu ziehen. Dann reckte sie leicht das Gesicht hoch, aber nicht viel, denn sie war groß und ihre Lippen waren nur zwei oder drei Zentimeter voneinander entfernt.
Der Kuss war zittrig, himmlisch und sehr süß.
Nach einer endlosen Zeit des Schwebens in einem goldenen Nebel schauderte Kelly erneut.
Da ist etwas ... etwas, woran ich mich erinnern muss ...
Ich liebe dich, erwiderte Galen.
Ja, aber da ist etwas, das ich vergessen habe ...
Wir sind zusammen, sagte er. Ich will nicht, dass du dich an irgendetwas anderes erinnerst.
Und damit hatte er wahrscheinlich recht. Sie konnte ihm keinen wirklichen Vorwurf machen. Wer würde diese Wärme und Nähe und dieses stille Glück stören wollen?
Trotzdem, sie hatten über irgendetwas gesprochen - vor langer Zeit, als sie noch allein gewesen war. Etwas, das sie schrecklich unglücklich machte.
Ich werde nicht zulassen, dass du unglücklich bist. Ich werde nicht zulassen, dass du allein bist, sagte er.
Er strich ihr mit den Fingerspitzen übers Haar. Das war alles, aber es war beinahe wie ein Kurzschluss für Kellys Gedanken.
Doch nur beinahe.
Allein ... ich erinnere mich.
Der Brief ihrer Mutter.
Du wirst immer allein sein.
Galen hielt sie fester. Nicht. Denk nicht darüber nach. Wir sind zusammen. Ich liebe dich ...
Nein.
Mit einem Ruck riss Kelly sich los. Sie fand sich auf ihren eigenen Füßen an der Bibliothekstür wieder und starrte Galen an. Er wirkte schockiert und erschüttert, als sei er gerade mit Gewalt aus einem Traum gerissen worden.
»Kelly . . .«
»Nein!«, fauchte sie. »Fass mich nicht an!«
»Ich werde dich nicht anfassen. Aber ich kann dich nicht weglaufen lassen. Und ich kann nicht so tun, als würde ich dich nicht lieben.«
»Liebe«, knurrte Kelly, »ist Schwäche. Und niemand macht mich sentimental und schwach! Niemand!«
Erst als sie wieder auf dem Flur war, erinnerte sie sich daran, dass sie das stärkste Argument von allen weggelassen hatte.
Er konnte sie nicht lieben. Es war unmöglich.
Es war ihm bestimmt, das Hexenkind zu heiraten.
Und das Schicksal der Welt hing davon ab.
K APITEL A CHT
Kelly überlegte, ob sie die Schutzzauber überprüfen sollte, aber sie wusste, dass es nichts nutzen würde. Sie war für die Energie der Hexen nicht empfänglich genug, um sie abschätzen zu können. Die Schutzzauber waren von Grandma Harman errichtet worden und Winnie hatte sie überprüft, und darauf würde sie vertrauen müssen.
Die Schutzzauber waren so eingerichtet, dass nur die Familie Dominick und gewöhnliche Menschen das Haus betreten konnten. Keine Gestalt aus der Nachtwelt konnte hereinkommen, außer Nissa, Winnie, Kelly und Galen. Und das bedeutete - wie Kelly mit einem grimmigen Lächeln feststellte -, dass jede verlorene Hexe aus der Verwandtschaft von Ilianas Mutter, die zu Besuch kam, eine ziemliche Überraschung erleben würde. Eine unsichtbare Mauer würde sie daran hindern, die Türschwelle zu überqueren.
Solange niemand aus dem Haus die Schutzzauber entfernte, war das traute Heim sicherer als Fort Knox.
Grandma Harman hatte die Limousine mitgenommen, stellte Kelly fest. Irgendwann während der Nacht war sie durch einen unauffälligen kleinen Ford ersetzt worden, der jetzt am Straßenrand stand. Die Schlüssel hatten in einem braunen Briefumschlag gesteckt, den jemand durch den Briefkastenschlitz der Vordertür geworfen hatte, zusammen mit einem Plan der Lucy-Lee-Bethea-Highschool.
Der Zirkel der Morgendämmerung arbeitete effizient.
»Ich habe meine Haare noch nicht fertig gestylt«, jammerte Iliana, während Nissa sie zum Auto schob. »Die Frisur ist nur halb fertig.«
»Es sieht großartig aus«, sagte Winnie hinter ihr.
Womit sie zweifellos recht hatte. Iliana konnte mit ihrem Haar machen, was sie wollte: Diese schimmernde Kaskade aus silbrigem Gold würde immer fantastisch aussehen.
Ich glaube, diese kleine Närrin
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