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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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das ist es nicht, was ich sagen wollte. Ich wollte ...«
    Er beugte sich vor. Kelly spürte die Wärme seiner Hand zwischen ihren Schulterblättern - durch ihr Haar, durch den Stoff ihres dünnen Overalls hindurch.
    Sie schauderte.
    Sie konnte nichts dagegen tun. Sie fühlte sich so seltsam. Ihr war schwindelig und gleichzeitig fühlte sie sich unnatürlich klar. Und schwach.
    Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, nur dass es machtvoll und schrecklich war.
    Er ließ die Hand auf ihrem Rücken und die Wärme seiner Finger drang in ihre Haut ein.
    »Mir ist klar, wie sehr du mich verabscheust«, fuhr Galen leise fort. Es lag ein wenig Selbstmitleid in seiner Stimme und es schien ihn zu quälen, die Worte auszusprechen. »Und ich werde nicht versuchen, daran etwas zu ändern. Aber ich wollte einfach, dass du weißt, dass mir bewusst ist, was du für mich getan hast. Ich wollte mich bei dir bedanken.« Etwas schwoll in Kellys Brust an wie ein Ballon. Größer und größer. Sie presste die Lippen zusammen, verängstigt wie sie es selbst im Kampf gegen Ungeheuer noch nie gewesen war.
    »Und ... ich werde es nicht vergessen«, sprach Galen weiter, immer noch leise. »Eines Tages werde ich eine Möglichkeit finden, dir etwas zurückzugeben.«
    Kelly war verzweifelt. Was machte er mit ihr? Sie hatte keine Kontrolle mehr über sich selbst; sie zitterte und hatte Angst, dass das Ding in ihrer Brust entfliehen würde.
    Ihr fiel nur eines ein: sich umzudrehen und ihn zu schlagen - wie ein gefangenes Tier, das jemanden an- griff, der es zu retten versuchte.
    »Es ist so seltsam«, fuhr er fort und Kelly hatte das Gefühl, dass er sie beinahe vergessen hatte und mit sich selbst redete. »In meiner Kindheit habe ich die Macht meiner Familie weit von mir gewiesen. All meine Vorfahren hatten sich angeblich in Dämonen verwandelt, wenn sie diese Macht entfesselten. Ich dachte, es wäre besser, nicht zu kämpfen - wenn möglich. Jetzt erscheint mir das völlig unrealistisch.«
    Nun konnte Kelly mehr als Wärme spüren. Von seiner Hand gingen winzige elektrische Schläge aus, die an den Innenseiten ihrer Arme entlangliefen. Es waren natürlich keine echten elektrischen Schläge. Nicht die Macht, von der er sprach, nicht die Macht, die der Drache benutzte oder Winnie. Aber es kam der Sache schrecklich nahe. Ihr ganzer Körper summte.
    Manche Leute sollten nicht kämpfen müssen, dachte sie benommen. Aber nein, das war Wahnsinn. Jeder musste kämpfen; darum ging es im Leben. Wenn man nicht kämpfte, war man schwach. Man war Beute.
    Er sprach noch immer in diesem geistesabwesenden Tonfall. »Ich weiß, du denkst...«
    Kellys Panik erreichte ihren Gipfel. Sie wirbelte herum. »Du weißt überhaupt nichts darüber, was ich denke. Du weißt überhaupt nichts über mich. Ich habe keine Ahnung, was dich auf die Idee gebracht hat, du wüsstest irgendetwas.«
    Er wirkte verblüfft, aber nicht in die Enge getrieben. Das silberne Licht hinter ihm erhellte die Umrisse seines feinen Haares.
    »Es tut mir leid«, sagte er sanft.
    »Hör auf, dich zu entschuldigen!«
    »Willst du damit sagen, ich irre mich? Du hältst mich nicht für einen verwöhnten und verhätschelten Prinzen, der nichts über das wirkliche Leben weiß und einen Babysitter braucht?«
    Kelly war verunsichert. Das war genau das, was sie dachte - aber wenn es stimmte, warum hatte sie dann dieses seltsame Gefühl, als befinde sie sich im freien Fall?
    »Ich denke, du bist wie sie«, erwiderte sie und hielt ihre Worte kurz und brutal, um sich endlich unter Kontrolle zu bringen. Sie brauchte nicht zu erklären, wen sie mit sie meinte. »Du bist wie diese ganze lächerliche Familie. Glückliche Mommy, glückliches Baby, glückliche Weihnachtstage. Sie sind bereit, jeden zu lieben, der daherkommt. Und sie leben in einer ach so glücklichen, idealen Welt, die nichts mit der Realität zu tun hat.«
    Seine Mundwinkel zuckten nach oben, obwohl seine Augen immer noch ernst waren. »Ich denke, genau das habe ich gesagt.«
    »Und es klingt harmlos, nicht wahr? Aber das ist es nicht. Es ist blind und zerstörerisch. Was wettest du darauf, dass Ilianas Mutter jetzt wirklich denkt, mein Vorname sei Kelly? Sie kann nicht damit umgehen, dass er eigentlich >Dämon< lautet, also verändert sie einfach glücklich die Welt, damit alles passt.«
    »Da könntest du recht haben.« Jetzt lächelte er überhaupt nicht mehr, und da war etwas in seinen Augen, etwas Verlorenes und Hoffnungsloses, das Kellys Panik

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