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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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müsste es nicht mal bürsten, ging es Kelly durch den Kopf. Es ist so fein, dass sie es, selbst wenn sie es versuchte, nicht schaffen würde, es irgendwie abstehen zu lassen. Nicht mal zwei Haare.
    »Und ich habe meinen Schal vergessen ...«
    »Hier ist er.« Kelly fing das Mädchen damit ein. Der Schal war lächerlich, aus Knittersamt in gedämpften, metallischen Farben mit fünfzehn Zentimeter langen Fransen. Hübsch, aber mit Sicherheit alles andere als warm.
    Iliana gab einen erstickten Laut von sich, als Kelly ihr den Schal einige Mal um den Hals schlang und festzog.
    »Ein bisschen aggressiv, was, Boss?«, fragte Winnifred und befreite Iliana, bevor sie blau anlaufen konnte.
    »Ich mache mir Sorgen, dass wir zu spät kommen«, antwortete Kelly knapp. Aber sie sah, dass auch Nissa sie musterte.
    Galen war der Letzte, der aus dem Haus kam. Er war blass und ernst - so viel bemerkte Kelly, bevor sie den Blick abwandte und in eine andere Richtung schaute. Ilianas Mutter blieb tatsächlich mit dem kleinen Alex in den Armen an der Tür stehen.
    »Sag den Freunden deiner Schwester Bye-bye. Bye-bye.«
    »Kie-kie«, krähte Alex. »Kie-kie!«
    »Du musst ihm zuwinken«, flüsterte Winnie überlaut.
    Kelly knirschte mit den Zähnen. Sie winkte schwach und hielt ihre Sinne offen für jedes Geräusch, das von einem bevorstehenden Angriff kündete. Das Kleinkind streckte ihr die Arme entgegen.
    »Iiep!«
    »Lasst uns von hier verschwinden.« Kelly schubste Iliana beinahe auf die Rückbank.
    Nissa setzte sich ans Steuer und Galen nahm neben ihr als Beifahrer Platz. Winnie lief um den Wagen, um auf der anderen Seite von Iliana einzusteigen.
    Als sie abfuhren, sah Kelly zum ersten Mal das Haus von außen. Es war ein hübsches Haus - weiße Schindeln, zweieinhalb Geschosse, Kolonialstil. Auch die Straße war hübsch, gesäumt von Hartriegelbäumen, die, wenn sie blühten, die Straße in ein Meer von Weiß verwandeln würden. Eine Straße, in der die Menschen im Frühling draußen auf der Veranda in ihrem Schaukelstuhl saßen und ganz sicher irgendjemand in der Nachbarschaft einen Bienenschwarm hielt, um Honig zu machen.
    Als Agent in Diensten des Zirkels der Morgendämmerung war Kelly bereits überall in den Vereinigten Staaten gewesen. Aber das Krankenhaus, vor dem man sie ausgesetzt hatte, hatte in einer Gegend wie dieser gestanden.
    Ich hätte in einer Straße wie dieser aufwachsen können. Wenn sie mich behalten hätten. Meine Eltern ...
    Hasse ich Iliana?, fragte Kelly sich plötzlich. Ich darf es nicht. Es ist nicht ihre Schuld.
    Oh nein, natürlich nicht, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie schön und perfekt ist und Eltern hat, die sie lieben, und blaues Feuer in den Adern und dass sie gezwungen werden wird, Galen zu heiraten, ob sie es will oder nicht...
    Was mir egal ist, dachte Kelly. Sie war über sich selbst erschrocken. Noch nie hatte sie es zugelassen, dass Gefühle sie bei einem Job störten! Aber jetzt gestattete sie es sich, sich ablenken zu lassen - sie hatte es sich bereits den ganzen Morgen über gestattet -, während etwas ungeheuer Wichtiges auf dem Spiel stand.
    Das hört jetzt auf, befahl sie sich entschlossen. Von jetzt an denke ich an nichts anderes als die Mission. Das jahrelange mentale Training erwies sich jetzt als nützlich; sie war in der Lage, alles beiseitezuschieben und sich mit eisiger Klarheit auf das zu konzentrieren, was getan werden musste.
    »... einen ganzen Zug auf dem Gleis angehalten«, sagte Winnie gerade.
    »Wirklich?« In Ilianas Stimme lag ein Anflug von Interesse. Zumindest hat sie aufgehört, von ihrem Haar zu plappern, dachte Kelly.
    »Wirklich. Es war ein Schnellbahnzug in San Francisco, wie eine U-Bahn, weißt du. Die beiden Mädchen lagen auf den Gleisen und die Wilde Macht hat den Zug zum Stehen gebracht, bevor er sie überrollen konnte. Das ist es, was blaues Feuer bewirken kann.«
    »Nun, ich weiß, dass ich nichts in der Art tun kann«, stellte Iliana energisch fest. »Also kann ich keine Wilde Macht sein. Oder was auch immer.« Die letzten Worte wurden hastig nachgeschoben.
    Nissa hob kühl eine Augenbraue. »Hast du jemals versucht, einen Zug zu stoppen?«
    Während Iliana sich in eine Fingerspitze biss und darüber nachgrübelte, sagte Winnie: »Aber du müsstest es schon richtig versuchen. Zuerst müsstest du Blut fließen lassen und dann müsstest du dich konzentrieren. Du kannst nicht erwarten, es gleich beim allerersten Mal perfekt

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