Kriegerin der Nacht
Alter. Aber ihre Mom will mit ihr reden. Sie ist irgendwie total hysterisch.« Er befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. »Schätze, wir sollten alle hinfahren und suchen helfen.«
Er macht sich wirklich Sorgen, dachte Kelly benommen, während ein Teil ihres Geistes, ein klarer, kalter Teil, mögliche Lösungen durchspielte. Da ist also doch etwas unter dieser geschniegelten Fassade. Trotz des Blödsinns von wegen »wahrscheinlich einfach aus dem Fenster gekrochen« macht er sich Sorgen um den Kleinen - und er macht sich auch Sorgen, weil er es Iliana erzählen muss.
Denn Iliana wird durchdrehen, warf der kalte Teil ihres Geistes ein.
Sie wird genauso hysterisch werden wie ihre Mom und darauf bestehen, auf der Stelle nach Hause zurückzukehren. Und ein Suchtrupp - das würde bedeuten, dass wir uns alle außerhalb der Schutzzauber befänden und im Dunkeln zwischen den Häusern umherkriechen würden...
Nein. Das durfte nicht passieren. Das war zweifellos genau das, was der Drache wollte.
Aber wie war er an Klein-Aex herangekommen? Bei all den Schutzzaubern und Agenten, die das Haus bewachten - wie?
Es spielte keine Rolle. Im Augenblick musste sie einfach mit der Situation fertig werden.
»Brett - sag es Iliana nicht.«
»Hm? Aber ich muss es ihr sagen.«
»Nein, musst du nicht. Ich werde mit Mrs - mit Tante Anna reden. Ich bin ihre Nichte, erinnerst du dich? Und ich habe eine Ahnung, wo Alex sein könnte. Ich denke, er ist in Sicherheit, aber sie muss wissen, wo sie suchen muss.«
Brett glotzte sie an. »Du hast eine Ahnung?«
»Ja. Lass mich einfach mit ihr reden. Und sag noch nichts zu Iliana.« Kelly schaute zur Bar des Hobbyraums, die wie ein englischer Pub eingerichtet war. Es gab ein Telefon, aber ein Mädchen mit rotem Haar sprach lebhaft in den Apparat, während es Nüsse aus einer Schale aß.
»Es ist die andere Leitung, Jaimies Leitung«, sagte Brett. »Sie hat gesagt, sie habe es zuerst auf dieser Leitung versucht, aber es war besetzt.«
»Okay, wo ist das andere Telefon?«
»In Jaimies Zimmer.«
Kelly zögerte und sah Iliana an, zu beiden Seiten umrahmt von Winnie und Jaimie. Und sie standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, so wie das Herz einer Rose, während andere Gäste sie wie Blütenblätter umringten.
Zumindest konnten alle sie sehen. Und jemand, der an sie heranzukommen versuchte, würde sich zuerst einen Weg durch die ganze Menschenmenge bahnen müssen und das würde Winnie auf den Plan rufen.
Aber ich wünschte, Nissa und Galen wären hier, um mich zu ersetzen.
Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Noch fünfzehn Minuten, bis sie in den Hobbyraum zurückkehren sollten. Der Kleine konnte nicht so lange warten.
Sie pflügte sich durch die Menge und berührte Winnie an der Schulter.
»Ich muss für eine Minute weg - ein Telefongespräch. Bisher noch kein Grund zur Sorge. Ich werde mich beeilen«, murmelte sie Winnie ins Ohr.
Winnie sah sie überrascht an, aber dann nickte sie. »Probleme?«
»Vielleicht. Bleib wachsam.« Während Kelly sprach, setzte sie für Iliana ein Lächeln auf.
Als sie sich aus dem Gedränge entfernt hatte, sagte sie zu Brett: »Bring mich hin.«
Tatsächlich wusste sie aus den Plänen, wo sich Jaimies Zimmer befand. Aber sie wollte nicht, dass Brett in Ilianas Nähe war. Allein sein Gesicht würde alles verraten.
Sie eilten die breite Treppe hinauf. Kellys Gedanken rasten.
Ich kann sie zumindest beruhigen. Und ich kann den Zirkel der Morgendämmerung anrufen und ihnen Bescheid geben - falls sie es nicht bereits wissen. Sie werden einen viel besseren Suchtrupp auf die Beine stellen, als Menschen das je könnten. Iliana braucht bis nach der Zeremonie überhaupt nichts davon zu erfahren. Und dann ...
Stopp. Plötzlich wuchs das flaue Gefühl in ihrem Magen. Nein. Es würde nicht genügen. Sie wusste, was sie wirklich tun musste.
Ich muss zum Haus zurück. Nur ich. So viel bin ich Iliana schuldig. So viel bin ich der ganzen Familie schuldig.
Ich werde bei der Suche am hilfreichsten sein. Ich kann schnell zum Haus rüberfahren und nachsehen, was los ist. Mir einen Wagen von Brett borgen. Auf diese Weise bin ich, wenn der Drache angreift - und er wird angreifen -, die Einzige vor Ort.
Du wirst die Einzige sein, die tot ist, bemerkte eine boshafte kleine Stimme in ihrem Kopf. Aber Kelly zeigte ihr die kalte Schulter.
Das wusste sie bereits. Aber das war nicht wichtig.
Du wirst dein Leben riskieren - dein Leben opfern - für ein Baby? Eins, das keine
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