Kriegerseelen
gequält und fuhr leiser fort: » Lili, ich habe Angst um ihn. Glaubst du, er hält durch, bis die Anderen zurück sind?«
Lilis mandelförmige Augen sahen traurig aus, als sie Ivy in die Arme nahm. »Ich hoffe es sehr. Auch ich habe Angst um Thunder, um alle ... was, wenn es keine Möglichkeit gibt, dieses Teufelsding zu deaktivieren?«
Die beiden Frauen hielten einander fest und gaben sich gegenseitig Kraft. Xena beobachtete sie und wehmütig gestand sie sich ein, dass sie keine Ahnung von Freundschaft hatte. Jetzt, da sie seit ein paar Tagen nicht mehr unter Peace stand, empfand sie fast ein wenig Neid über das innige Verhältnis, das die beiden Frauen hatten. Dann aber wurde ihr bewusst, dass Neid die Wurzel des Bösen war und sie mahnte sich selbst, den Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Nicht unter Drogeneinfluss zu stehen, bedeutete Freiheit und Gefühle zu empfinden. Es war ein Geschenk, dass sie hier sein durfte. Sie konnte ihre Schwester wiedersehen, hatte die Chance auf ein neues Leben und darauf, Freunde zu finden. Sie wollte diese Chance nutzen und wenn nötig dafür kämpfen, dass alle Ondraker sie bekamen.
Die Konsole gab piepsende Geräusche von sich. Sofort drückte Ivy die Knöpfe und nahm das Gespräch an. Ian meldete sich. »Na, alles klar bei euch?«
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht des Schotten und hinter ihm tauchte Caras dunkelrote Mähne auf.
Ivy freute sich, die beiden zu sehen und brachte sie auf den neuesten Stand. Cara war anzusehen, dass sie sich Sorgen machte. Ihr Gesicht war weicher geworden durch die Schwangerschaft und ihre Augen hatten diesen besonderen Glanz. »Wir vermissen euch hier ganz schrecklich«, kam es leise von ihr.
»Genauso wie wir euch vermissen. Wir sitzen hier wie auf Kohlen, Storm liegt schon wieder flach, zugedröhnt mit Lilis Beruhigungscocktail«, Ivy versuchte zu scherzen, doch man spürte ihre Anspannung. Lili drängte sich dazwischen und fragte Cara ein wenig über ihr Befinden aus. Zuletzt wollte sie noch wissen, wie es der kleinen Hope ging und ein paar Minuten später beendeten sie das Gespräch. Gerade rechtzeitig, wie es schien, denn aus der Kabine, in der Storm lag, drang lautes Poltern. Sofort stürzte Ivy hinein. Der Krieger lag um sich schlagend auf dem Boden. Die Adern an seinen Schläfen waren hervorgetreten und sein ganzer Körper stand unter Anspannung. Die Muskeln seiner Oberarme und Beinen waren zum Zerreißen angespannt. »Lili schnell ...«
Ivy kam nicht nahe genug an ihn heran, um ihn zu beruhigen. Wahrscheinlich hätte sie sowieso nichts ausrichten können, denn die Kraft, mit der Storm um sich schlug, glich der entfesselten Wut eines wütenden Stieres.
Blutunterlaufene Augen blickten sie an und ein unmenschliches Brüllen entwich seinem Mund. Ivys Puls schnellte hoch, sie hatte keine Chance gegen diesen Muskelberg anzukommen. Verdammt, wo waren die Männer. »LILI!« Verzweifelt überlegte die Kriegerin, was sie tun sollte, als Lili mit einer weiteren Spritze in der Tür erschien. Hektisch verschaffte sie sich einen Überblick.
»Schnell Ivy, wir müssen ihm noch eine Dosis verpassen. Verdammt. Ich habe keine Ahnung, wie viel er noch verträgt. Scheiße! Ich muss an seine Halsvene.«
Der Krieger begann zu röcheln und Ivys Panik verstärkte sich. Keine Chance an seine Vene heranzukommen. Kraftvoll schlug er weiter um sich und sein Blick hatte nichts Menschliches mehr. Das war nicht mehr Storm, der da vor ihnen lag, es war ein wütendes, aggressives und überaus gefährliches Tier.
Lili versuchte an seine Seite heranzukommen und wurde durch seine schlagenden Fäuste von den Füßen gerissen. Taumelnd versuchte sie sich zu fangen und stürzte erneut. Dabei fiel ihr die Spritze aus der Hand und rollte unter die Trage, auf der Storm gelegen hatte.
»Thunder! Ich brauche dich. Beweg verdammt nochmal deinen Arsch hierher.« Die zierliche Ärztin presste die Worte mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. Sie rappelte sich hoch und hielt sich die Seite. Ihre Hüfte war geprellt und ihr Magen spielte verrückt, denn ein erneuter Schlag des Kriegers in die Magengrube hatte ihr für den Moment die Luft genommen.
Ein Schweißfilm überzog Storms Haut, sein Atem ging schnell und unregelmäßig. Er hatte aufgehört zu brüllen, doch das machte die Situation nicht erträglicher. Jetzt versuchte er aufzustehen und Ivy befürchtete das Schlimmste, wenn er jetzt auch noch auf die Beine kam. Inzwischen war auch Xena in der Tür erschienen
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