Kriegerseelen
Zunge klebte am Gaumen und die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Der Krieger fixierte ihn mit seinen eisigen Augen und gab ganz beiläufig einen Befehl. »Juno, schneiden deine Dolche auch durch weiches Gewebe, sagen wir mal ... durch eine Zunge?«
»Oh, meine Dolche schneiden durch alles. Selbst Knochen können sie durchtrennen.« Süffisant grinsend hielt die Kriegerin einen ihrer Dolche gegen das Licht. »Wusstest du, dass sie aus einem ganz besonderen Material extra für mich angefertigt wurden?« Sie hatte die Frage an Tristan gerichtet, doch die Bedeutung war, wie gewollt bei Abramovic angekommen. Er begann zu stammeln. »Ich, ich ...«
»Möchtest du uns etwas sagen?« Tristan begann langsam die Geduld zu verlieren und kam mit seinem Gesicht so nahe an den Arzt heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. »Wo. Ist. Dein. Datenchip!«
»Er ... er ist hier, in meiner Hose.«
»In deiner Hose? Du trägst ihn in deiner Hosentasche herum?« Der Krieger konnte nicht fassen, dass es so einfach sein sollte.
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein, nicht in meiner Hosentasche.« Er holte tief Luft und fuhr fort. »In meiner Unterhose.«
Jetzt konnte sich Thorn nicht mehr halten. Er platzte laut heraus vor Lachen, und erst als Thunder und Valentin die Köpfe zur Tür hereinsteckten, beherrschte er sich mühsam.
Selbst Tristan, der kühle Krieger mit der eisigen Ausstrahlung konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, drehte sich aber schnell um.
»Juno, du nimmst das Datenpad. Thorn, du kümmerst dich um unseren Doc. Wir müssen verschwinden.«
Er nickte Juno und Thorn zu und ging zur Tür. »Val, wir brauchen einen Raum, wo wir Abramovic verhören können. Was denkst du, wo können wir hin?«
Val aktivierte den Minicomputer an seinem Handgelenk und ein Hologramm erschien. Es zeigte die unterirdischen Gänge des Versorgungszentrums. Konzentriert suchte er, indem er mit dem Finger die verschiedenen Karten hin und her schob. »Da. Das ist ein ungenutzter Trakt. Dorthin sollten wir gehen. Aber ... Tristan, was ist mit Jay und Tyron. Sie halten Wache vor den Privaträumen des Bosses.«
»Gib ihnen unseren Standpunkt durch, wenn wir dort sind. Sie werden sich entscheiden müssen, genau wie du mein Bruder. Noch kommst du aus der Nummer raus. Wenn wir erst dort sind, gibt es kein Zurück mehr.« Tristan blickte seinem Bruder in die Augen und zum ersten Mal seit langem lag etwas anderes als Kälte in ihnen. Zwischen den beiden harten Männern gab es eine Verbundenheit, die gerade jetzt im Moment greifbar war. Sie waren Brüder, auch Blutsverwandtschaft. Sie vertrauten einander blind und ohne das geringste Zögern würden sie im Kampf füreinander sterben. Thorn spürte die gleiche Seelenverwandtschaft, die ihn und seine Brüder verband. Er schloss kurz die Augen und dachte an Rock, seinen Bruder und Partner. Der Schmerz über den Verlust dieses einzigartigen Kämpfers und Freundes drohte ihn zu überwältigen, deshalb riss er die Augen wieder auf und konzentrierte sich auf das Geschehen vor ihm.
Und plötzlich wurde ihm warm ums Herz. Er hatte den Duft seiner wunderbaren Gefährtin in der Nase. Das entlockte ihm ein Lächeln. Sie musste seinen Kummer gespürt haben und hatte ihm liebevolle Gedanken geschickt. Wer auch immer dafür zuständig war, Thorn dankte ihm von Herzen, dass er seine Seelengefährtin gefunden hatte.
Valentin betrachtete das Gesicht seines Partners. Er wusste genau, was auf dem Spiel stand, doch er hatte sich bereits entschieden. Mit anzusehen, wie Eve grausam gefoltert wurde, hatte ihm die Augen geöffnet. Prokojev war ein Wahnsinniger, dessen geistiger Zustand immer gefährlicher wurde. Die beiden Frauen, die jetzt zum Glück in Sicherheit waren, gaben ihm ein gutes Gefühl und seinen Kampfgefährten Tristan im Stich zu lassen, war keine Option für ihn. Die fremden Krieger hatten ihm gezeigt, dass es das Wichtigste war, zusammenzuhalten. Gemeinsam konnten sie allen Widerständen trotzen und vielleicht gab es sogar für die Ondraker eine Chance. Die vielen Menschen, die wie Tiere gehalten wurden und keinen eigenen Willen hatten, die ihrer Seele beraubt worden waren, hatten etwas Besseres verdient. Sie sollten frei sein. Und genau dafür würde er kämpfen. Zusammen mit Tristan, dem Bruder seines Herzens. Er war es wert, sich gegen das kranke Regime zu entscheiden. Val straffte die Schultern und antwortete aus voller Überzeugung.
»Mein Bruder, nichts würde ich lieber tun, als mit
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