Kriegsgebiete
unbedingt eines von Ihrer
Frau zum Geburtstag schenken lassen.«
Als
Daniel die beiden Polizisten durch die Brennnesseln zum Gartentor
begleitete, überlegte er sich, wie sie sich von ihm
verabschieden würden. In alten Schwarz-Weiß-Filmen sagten
die Detektive immer: »Und verlassen Sie nicht die Stadt«,
aber irgendwann hatten sie aufgehört, das zu sagen.
Wahrscheinlich spätestens, als jeder ein Auto hatte. Oder mit
den ersten Transatlantikflügen. Bullitt sagte es nicht mehr. Das
war noch vor der Mondlandung. Wahrscheinlich hätte sich Steve
McQueen auch geweigert, einen so uncoolen Satz zu sagen.
Am
Gartentor drehte sich Hauptkommissarin Feller noch einmal zu ihm um.
»Wären
Sie so freundlich, mir den Namen Ihres Therapeuten zu nennen?«
»Der
hat Schweigepflicht.«
»Natürlich.
Aber wären Sie so freundlich.«
Daniel
holte die Visitenkarte von Doktor Hamann aus dem Geldbeutel. Als
Hintergrundmotiv ein Wassertropfen, der vor einem blauen Nichts
fällt. Darüber weiße Lettern, die so taten, als wären
sie handgeschrieben.
Beim
Öffnen quietschten die Türen des schwarzen Passats. Beide.
Daniel wusste, dass quietschende Türen definitiv schlecht waren,
wenn es mal hart auf hart kommen sollte. Wenn man vor einem Haus
parkte, in dem ein Fanatiker mit einer Panzerfaust lauert. Aber ein
Fanatiker mit Panzerfaust ist immer schlecht. Daniel stellte sich
schon darauf ein, beim Schließen der Türen erneut das
Quietschen zu hören, als Feller plötzlich aus ihrem
Beifahrersitz sprang. Bei ihr hatte diese Bewegung
Gummiballqualitäten. Manchmal war es unbedingt ein Vorteil,
klein zu sein. Weber dagegen quälte sich vom Fahrersitz hoch. Er
hielt sich dazu mit der rechten Hand an der Tür fest, während
er überlegen musste, welches seiner Körperteile vor dem
nächsten bewegt werden musste. Selbst Feller verfolgte die
Bemühungen ihres Assistenten mit einem genervt-mitleidigen
Blick. Als Weber schließlich auf Daniel zukam, hatte er ein
kleines Plastikkästchen in der Hand.
»Sie
haben sicher nichts dagegen, uns eine Speichelprobe zu geben?«,
fragte Polizeihauptkommissarin Feller.
»Das
ist eine Suggestivfrage.«
Weber
stellte sich neben seine Chefin. Das Plastikkästchen hielt er
mit spitzen Fingern, als sei es die Büchse der Pandora.
»Keiner
zwingt Sie«, sagte Feller in ihrer entspannt freundlichen Art,
die einen nur allzu leicht einlullen konnte, wenn man einen Moment
unkonzentriert war. Daniel hatte in einer Hotelbar in Kabul einen
Verhörspezialisten kennengelernt, der eine ähnliche Masche
hatte. Am Ende wusste der Typ alles über ihn und zog mit einer
Prostituierten ab, während Daniel die gesamte Zeche zahlte.
Feller
zwinkerte ihm aufmunternd zu.
»Natürlich
ist die Speichelprobe freiwillig.«
»Ich
stehe nicht besonders drauf, wenn mit einem Wattestäbchen an
meinen Schleimhäuten rumgeschabt wird.«
»Sie
sind also nicht einverstanden?«
»Nein,
ist schon okay. Schaut ja sonst so aus, als hätte ich was zu
verbergen.«
Weber
schaute abwechselnd auf das Plastikkästchen in seinen Händen
und auf Daniel.
»Hier?«
Daniel
zuckte mit den Schultern. Er sah sich um. In der ganzen Nachbarschaft
bewegten sich Gardinen. Die Lamellen der Jalousien erinnerten an halb
geöffnete Lider. Die mutigeren Anwohner hatten einfach ihre
Fenster geöffnet und lehnten mit ihren Ellenbogen auf dem
Fensterbrett.
»Warum
nicht?«
»Vielleicht
sollten wir dazu doch besser ins Haus«, sagte Feller und es
klang einen Moment lang tatsächlich nach ungekünstelter
mütterlicher Fürsorge.
»Nein,
hier ist okay. Ich bin gern im Freien.«
Weber
verdrehte die Augen. Das Wattestäbchen aus seiner aseptischen
Verpackung zu holen fiel ihm leichter, als man es von einem derart
ungelenken Mann erwarten konnte. Die Feinmotorik stimmte. Daniel
öffnete den Mund, bevor er dazu aufgefordert werden musste. Er
öffnete ihn weiter, als es unbedingt notwendig war. Die Watte
fühlte sich auf den Schleimhäuten unangenehm an. Daniel
mochte keine Watte. Während ihm Weber im Mund herumpinselte,
fiel Daniels Blick auf den alten Zeitler gegenüber. Er machte
Fotos. Seit wann hatte der eine Digitalkamera? Wahrscheinlich konnte
Zeitler nicht mal die Fotos herunterladen. Vermutlich half ihm sein
Enkel dabei.
Als
die beiden Polizisten die Autotüren schlossen, quietschten sie
wieder. Das wäre der richtige Moment. Für den Fanatiker mit
der Panzerfaust. Während der Motor gestartet wird.
***
In
seinem Lauf-Outfit rannte Daniel
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