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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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gerade weil sie so gegensätzlich
sind. Sie ergänzen sich.
    »Es
macht Ihnen doch bestimmt nichts aus, wenn Sie mir noch einmal Ihren
Dienstausweis zeigen, oder?«, fragte Daniel.
    Einen
kurzen Moment lang schauten sich die beiden Kriminalbeamten
verwundert an, bevor sie aus den Innentaschen ihrer Jacketts ihre
Dienstausweise holten und ihrem Zeugen entgegenstreckten. Daniel
stand auf und schaute sich die beiden Ausweise genau an. Klar.
Feller. Wie konnte er das nur vergessen? Sein Gedächtnis machte
bei Namen einfach nicht mehr mit. Er setzte sich wieder auf seinen
Eimer und schaute die beiden Polizisten erwartungsvoll an. Spontan
lächelte er. Sofort sagte ihm sein Verstand, dass es unklug war
zu lächeln. Unpassend. Es war nicht normal. Daniel setzte eine
ernste Miene auf. Er war zufrieden, als seine Mimik kein Eigenleben
mehr führte.
    Weber
öffnet den Verschluss der Aktentasche, zog einen roten Ordner
heraus und wusste nicht, wo er die Aktentasche abstellen sollte.
    »Das
Gras ist schon trocken«, sagte Daniel.
    Weber
stellte die Aktentasche neben die Couch und holte aus dem roten
Ordner ein Foto. Er reichte es Daniel.
    »Kennen
Sie diese Frau?«
    Dunkle
Haare. Roter Mund. Lidschatten und Kajal. Blasser Teint, aber nicht
so blass wie im Fischteich.
    »Das
ist die Tote, oder?«
    »Haben
Sie die Frau, das Mordopfer, schon mal gesehen, bevor Sie sie in dem
Gewässer gefunden haben?«
    Weber
sagte Gewässer , nicht Teich . So reden Leute, die
alles richtig machen wollen, damit hinterher ihre Formulierungen
einer Überprüfung standhalten. Offiziere reden so. 
    »Ich
weiß nicht. Sollte ich sie kennen?«
    Daniel
starrte in die blauen Augen der Hauptkommissarin.
    »Das
können doch nur Sie beantworten«, sagte Weber. »Und,
kennen Sie die Frau?«
    »Ist
das guter Bulle, böser Bulle ? Wie im Fernsehen?«
    »Wie
kommen Sie darauf?«
    »Ihre
Kollegin sagt die ganze Zeit nichts.«
    Die
Augen der Polizistin waren noch immer auf ihn gerichtet. Weber
schaute zu seiner Chefin. Hilfe suchend. Hauptkommissarin Feller ließ
sich Zeit mit einer Antwort.
    »Die
Tote hat im Aldi in der Christoph-Klauß-Straße
gearbeitet«, antwortete sie. »Das ist circa zehn
Gehminuten von hier entfernt.«
    Daniel
sah noch einmal das Foto an. Er stellte sich ein Lächeln dazu
vor. Und die Frage nach dem Leergutbon. Weil die Kassiererin wusste,
dass er immer den Leergutbon vergaß.
    »Ja.
Ich kenne sie«, antwortete Daniel. »Sie hat mich immer
nach meinem Leergutbon gefragt. Das haben ihre Kolleginnen nicht
gemacht. Wahrscheinlich war sie kommunikativ. Ich kann mich nicht an
ihren Namen erinnern, obwohl die Kassiererinnen immer so einen
Namensanstecker tragen.«
    »Sie
hieß Kirsten Fritsch.«
    »Wie
ist sie gestorben?«
    Hauptkommissarin
Feller drehte den Kopf zu ihrem Assistenten.
    »Zeig
ihm die anderen Fotos.«
    Weber
holte aus seinem Aktenordner zwei weitere Fotos und reichte sie
Daniel. Die eine blond und blass. Die andere rothaarig und
sommersprossig. Beide auf ihre jeweils eigene Art sehr hübsch.
    »Hab
ich noch nie gesehen.«
    Hauptkommissarin
Feller nickte.
    »Kann
ich die Fotos wiederhaben?«, fragte Weber.
    Daniel
gab ihm die Fotos. Ohne die Bilder fühlte er sich plötzlich
nackt.
    »Warum
haben Sie mir die Fotos gezeigt?«
    Weber
sah wieder zu seiner Chefin. Daniel begriff sofort, dass dies kein
gutes Zeichen war. Ohne ihre Körperhaltung zu ändern,
antwortete ihm Hauptkommissarin Feller:
    »Wir
haben ein paar Daten durch die Computer gejagt, bundesweit. Dabei gab
es Übereinstimmungen zu zwei anderen Mordfällen.«
    »Die
Frauen auf den Fotos sind auch tot?«
    »Ja.«
    »Und
Sie glauben, dass ich die drei Frauen umgebracht habe?«
    Feller
zuckte mit den Schultern.
    »Und?
Haben Sie?«
    »Nein.
Scheiße.«
    Daniel
fuhr sich nervös durchs Haar. Sofort war ihm bewusst, dass er so
was nicht machen sollte. Übersprunghandlungen.
    »Ich
kenne die anderen beiden Frauen ja nicht einmal.«
    Weber
beugte sich lächelnd nach vorn.
    »Die
tote Kassiererin haben Sie ja auch zuerst nicht erkannt.«
    »Mein
Gedächtnis ist nicht mehr so gut.«
    »Eben.«
    Hektisch
schaute Daniel zwischen Feller und Weber hin und her. Sein Atem
machte, was er wollte. Kurzzeitig aussetzen zum Beispiel. Er dachte
an die Trainingseinheiten mit Doktor Hamann. Man kann seinen Atem
kontrollieren. Man muss nur zulassen, dass der Atem da ist.
    »Ich
bringe keine Leute um«, keuchte Daniel.
    »Sie
waren in Afghanistan, oder?«, fragte Hauptkommissarin

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