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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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liegt nicht genug am Leben, um zu winseln, und ich bin zu steif, um mich zu Boden zu werfen. Ihre Praktikalen werden mich hier auf dem Stuhl umbringen müssen. Mir die Kehle durchschneiden. Mir den Kopf einschlagen. Was auch immer. Hauptsache, sie machen schnell.
    Aber Sult hatte keine Eile. Die weiß behandschuhten Finger bewegten sich geschmeidig und präzise, die Seiten raschelten und knisterten. »Bei der Inquisition haben wir wenige Männer wie Sie, Glokta. Einen Edelmann aus bester Familie. Einen herausragenden Degenfechter, einen eleganten Kavallerieoffizier. Einen Mann, der einmal zu höchsten Würden bestimmt schien.« Sult sah an ihm herauf und herunter, als ob er das kaum glauben könne.
    »Das war vor dem Krieg, Herr Erzlektor.«
    »Offensichtlich. Ihre Gefangennahme löste damals große Bestürzung aus, und es gab nur wenig Hoffnung, Sie lebend wiederzusehen. Als der Krieg sich immer länger hinzog und ein Monat nach dem anderen verging, schwand jegliche Hoffnung, aber als dann das Abkommen unterzeichnet wurde, waren Sie unter den Gefangenen, die der Union zurückgesandt wurden.« Er sah Glokta an. »Haben Sie geredet?«
    Glokta konnte sich nicht mehr beherrschen. Schrilles Lachen brach aus ihm heraus, das in dem kalten Raum seltsam widerhallte. Es war ein Geräusch, das man hier unten selten hörte. »Ob ich geredet habe? Ich habe geredet, bis meine Kehle wund war. Ich habe ihnen alles erzählt, was mir nur einfiel. Jedes Geheimnis, von dem ich je erfuhr, habe ich ihnen entgegengeschleudert. Ich habe vor mich hingebrabbelt wie ein Narr. Und als mir nichts mehr einfiel, was ich ihnen hätte erzählen können, erfand ich alles Mögliche. Ich habe mir in die Hosen gemacht und wie ein kleines Mädchen geheult. So geht es jedem.«
    »Aber nicht jeder überlebt. Zwei Jahre in den Gefängnissen des Imperators. Niemand sonst hat es so lange ausgehalten. Die Ärzte waren sicher, dass Sie nie wieder das Bett würden verlassen können, aber ein Jahr später haben Sie sich bei der Inquisition beworben.«
Das wissen wir beide. Wir waren ja beide hier. Was wollen Sie von mir, und wieso bringen wir es nicht hinter uns? Offenbar gibt es Männer, die wirklich den Klang ihrer eigenen Stimme lieben.
    »Ich erfuhr, dass Sie verkrüppelt waren, gebrochen, unheilbar zerstört, und dass man Ihnen niemals würde trauen können. Aber ich wollte Ihnen eine Chance geben. Es gibt jedes Jahr irgendeinen Narren, der das Turnier gewinnt, und jeder Krieg bringt ein paar viel versprechende Soldaten hervor, aber dass Sie diese zwei Jahre überlebten, war eine einzigartige Leistung. Dann schickte man Sie in den Norden und übertrug Ihnen die Aufsicht über eine unserer Minen. Was halten Sie von Angland?«
    Ein dreckiger Misthaufen voller Gewalt und Korruption. Ein Gefängnis, in dem wir im Namen der Freiheit die Unschuldigen und die Schuldigen gleichermaßen zu Sklaven machen. Ein stinkendes Loch, in das wir jene schicken, die wir hassen und derer wir uns schämen, damit sie durch Hunger, Krankheit und Schwerstarbeit umkommen.
»Es war kalt«, sagte Glokta.
    »Genau wie Sie. Sie haben sich in Angland wenig Freunde gemacht. Nur ganz wenige bei der Inquisition und gar keine unter den Exilanten.« Er zog einen zerknitterten Brief unter den Schriftstücken hervor und warf ein kritisches Auge darauf. »Superior Goyle erklärte mir, Sie seien ein kalter Fisch ohne einen Tropfen Blut in den Adern. Er ging davon aus, dass Sie es nie zu etwas bringen würden, und meinte, dass er für Sie keinerlei Verwendung hätte.«
Goyle. Dieser Drecksack. Dieser Schlächter. Lieber habe ich keinen Tropfen Blut als keinen Krümel Hirn.
    »Aber nach drei Jahren ging es mit der Produktion aufwärts. Sie verdoppelte sich sogar. Daher holte man Sie zurück nach Adua, damit Sie unter Superior Kalyne dienen sollten. Ich dachte, bei ihm würden Sie vielleicht ein wenig Disziplin lernen, aber offenbar habe ich mich geirrt. Sie bestehen darauf, Ihren eigenen Weg zu gehen.« Der Erzlektor sah ihn stirnrunzelnd an. »Um ehrlich zu sein, ich glaube, Kalyne hat Angst vor Ihnen. Ich denke, so geht es allen. Die Leute mögen Ihre Arroganz nicht, Ihre Methoden – und erst recht nicht die … ganz besonderen Erfahrungen, die Sie hinsichtlich Ihres Handwerks gewonnen haben.«
    »Und was denken Sie, Herr Erzlektor?«
    »Ehrlich gesagt, ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Methoden nicht ebenfalls ablehne, und ich bezweifle, dass Ihre Arroganz berechtigt ist. Aber mir gefallen Ihre

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