Kriegsklingen (First Law - Band 1)
drein. »Den Meister der Münzstätten?«, brachte er dumpf mit aufgeplatzten Lippen hervor.
»Genau den.«
»Aber ich habe nie mit ihm zu tun gehabt.«
»So?«, fauchte Glokta. »Tun Sie, was ich Ihnen sage.« Rews hielt mit leicht geöffnetem Mund inne.
»Schreib, du fettes Schwein.« Praktikal Frost knackte mit seinen Knöcheln.
Rews leckte sich über die Lippen. »Sepp … dan … Teufel«, murmelte er vor sich hin, während er schrieb.
»Sehr gut.« Glokta schloss sorgfältig den Deckel der Kiste mit seinen schrecklichen, schönen Instrumenten. »Ich bin für uns beide sehr froh, dass wir die hier heute nicht brauchen werden.«
Frost ließ die Handschellen über den Gelenken seines Gefangenen zuschnappen, stellte ihn auf die Füße und schob ihn dann vor sich her zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes. »Was passiert jetzt?«, brüllte Rews über seine Schulter hinweg.
»Jetzt geht es nach Angland, Rews. Vergessen Sie nicht, sich etwas Warmes einzupacken.« Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss. Glokta sah auf die Liste, die er in Händen hielt. Der Name Sepp dan Teufel stand ganz unten. Ein Name. Auf den ersten Blick einer wie alle anderen. Teufel. Nur ein weiterer Name. Aber ein so gefährlicher.
Severard wartete noch draußen auf dem Gang, und wie immer lächelte er. »Soll ich den Dicken in den Kanal kippen?«
»Nein, Severard. Schaffen Sie ihn auf das nächste Schiff nach Angland.«
»Sie sind ja heute in gnädiger Stimmung, Herr Inquisitor.«
Glokta schnaubte. »Der Kanal wäre gnädiger. Die Sau wird keine sechs Wochen im Nordland überleben. Vergessen Sie ihn. Wir müssen heute Nacht Sepp dan Teufel festnehmen.«
Severards Augenbrauen hoben sich. »Doch nicht den Meister der Münzstätten?«
»Keinen Geringeren als ihn. Auf Eilbefehl Seiner Eminenz, des Erzlektors. Offenbar hat er sich von den Tuchhändlern bestechen lassen.«
»Oh, wie unanständig.«
»Wir brechen auf, sobald es dunkel wird. Sagen Sie Frost, er soll sich bereithalten.«
Der dünne Praktikal nickte so heftig, dass ihm sein langes Haar über das Gesicht fiel. Glokta wandte sich ab und humpelte den Gang entlang; sein Stock klapperte auf den dreckigen Fliesen, sein linkes Bein brannte.
Wieso tue ich das?
, fragte er sich erneut.
Wieso tue ich das?
OHNE JEDE WAHL
Logen erwachte mit einem schmerzvollen Ruck. Er lag verdreht, mit angezogenen Knien, und sein Kopf ruhte schwer auf etwas Hartem. Zögernd öffnete er die Augen einen verschwommenen Spalt weit. Es war dunkel, aber von irgendwoher drang schwaches Dämmerlicht. Durch Schnee gefiltertes Licht.
Panik durchzuckte ihn. Er wusste jetzt wieder, wo er war. Er hatte etwas Schnee vor dem Eingang der kleinen Höhle aufgetürmt, um das bisschen Wärme darin zu halten, das es gab. Während er schlief, hatte es offenbar geschneit, und nun war er eingeschlossen. Wenn viel Schnee gefallen war, konnte er draußen sehr hoch liegen, und oft gab es Verwehungen, die höher als eine Manneslänge waren. Vielleicht würde er nie wieder herauskommen. Dann hätte er den ganzen Weg aus den Hochtälern zurückgelegt, um hier oben in einem Felsenloch zu sterben, das zu eng war, als dass er auch nur die Füße hätte ausstrecken können.
Logen drehte sich auf dem engen Raum, so gut es ging, schob den Schnee mit tauben Händen weg, schlug darauf ein, rang mit ihm, grub sich hindurch und murmelte tonlos wüste Verwünschungen. Dann brach plötzlich Licht ein, gleißend helles Licht. Er schob die letzten weißen Massen aus dem Weg und zog sich empor an die frische Luft.
Der Himmel war leuchtend blau, und die Sonne strahlte über ihm. Er wandte ihr das Gesicht zu, schloss die schmerzenden Augen und ließ das Licht über sich hinwegströmen. Die Luft biss frostig in seiner Kehle. Es war schneidend kalt. Sein Mund war staubtrocken, und seine Zunge fühlte sich an wie ein schlecht gesägtes Stück Holz. Er drückte ein wenig Schnee zusammen und schob ihn sich in den Mund. Die Kristalle schmolzen, er schluckte. Es war so kalt, dass sein Kopf schmerzte.
Von irgendwoher drang heftiger Friedhofsgestank an seine Nase. Das war nicht nur sein eigener Geruch nach Feuchtigkeit und abgestandenem Schweiß, obwohl der schon übel genug war. Es war vielmehr die Decke, die allmählich verfaulte. Zwei Stücke davon hatte er sich wie Fäustlinge um die Hände gewickelt und mit Zwirn an den Handgelenken festgeschnürt, ein weiteres trug er um den Kopf wie eine dreckige, übel riechende Kapuze. Seine
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