Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Ergebnisse. Die gefallen mir sogar sehr.« Er klappte die Dokumente wieder zusammen und legte eine Hand darauf, während er sich über den Tisch zu Glokta beugte.
Genau, wie ich mich zu meinen Gefangenen beuge, wenn ich sie zu einem Geständnis bringen will.
»Ich habe einen Auftrag für Sie. Einen Auftrag, bei dem Ihre Talente wesentlich besser genutzt werden als bei der Jagd auf kleine Schmuggler. Ein Auftrag, der es Ihnen eventuell ermöglichen wird, Ihr Ansehen bei der Inquisition entscheidend zu verbessern.« Der Erzlektor hielt kurz inne. »Ich möchte, dass Sie Sepp dan Teufel festnehmen.«
Glokta runzelte die Stirn.
Teufel?
»Den Meister der Münzstätten, Euer Eminenz?«
»Eben jenen.«
Den Meister der königlichen Münzstätten. Ein wichtiger Mann aus wichtiger Familie. Ein sehr großer Fisch, der da in meinem kleinen Teich gefangen werden soll. Ein Fisch mit sehr mächtigen Freunden. Es könnte gefährlich werden, einen wie ihn gefangen zu nehmen. Es könnte tödlich sein.
»Darf ich fragen, warum?«
»Das dürfen Sie nicht. Das Warum lassen Sie mal meine Sorge sein. Sie konzentrieren sich besser darauf, ein Geständnis zu erhalten.«
»Was soll er denn gestehen, Herr Erzlektor?«
»Was schon, Korruption und Hochverrat! Wie es scheint, war unser Freund, der Meister der Münzstätten, bei einigen persönlichen Angelegenheiten ausgesprochen indiskret. Offenbar hat er Bestechungsgelder angenommen und sich mit der Tuchhändlergilde verschworen, dem König Steuern vorzuenthalten. Von daher wäre es sehr nützlich, wenn ein hochrangiger Tuchhändler seinen Namen in einem eher ungünstigen Zusammenhang fallen ließe.«
Es kann doch kaum ein Zufall sein, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein hochrangiger Tuchhändler in meinem Befragungszimmer sitzt.
Glokta zuckte die Achseln. »Wenn die Leute erst einmal zu reden anfangen, kann es gelegentlich schockierend sein, welche Namen dabei ans Licht kommen.«
»Gut.« Der Erzlektor wedelte mit der Hand. »Sie können gehen, Herr Inquisitor. Ich werde morgen um diese Zeit wieder da sein, um Teufels Geständnis abzuholen. Es wäre gut für Sie, wenn Sie es bis dahin vorliegen hätten.«
Glokta atmete langsam, als er sich den Gang zurückquälte. Einatmen, ausatmen. Ganz ruhig. Er hatte nicht damit gerechnet, das Zimmer lebend zu verlassen.
Und jetzt bewege ich mich in den Kreisen der Mächtigen. Ein persönlicher Auftrag vom Erzlektor, bei dem ich ein Geständnis über Hochverrat aus einem der angesehensten Beamten der Union herauspressen soll. Es ist der Kreis der Mächtigsten, aber wie lange werde ich dort überleben? Wieso ich? Wegen meiner Ergebnisse?
Oder eher, weil mich niemand vermissen wird?
»Ich muss mich für die vielen Störungen heute wirklich entschuldigen, hier herrscht ja ein Kommen und Gehen wie in einem Bordell.« Rews verzog seine gesprungenen und geschwollenen Lippen zu einem traurigen Lächeln.
Dass er jetzt sogar noch lächeln kann – der Mann ist ein Phänomen. Aber alles muss einmal zu Ende gehen.
»Seien wir ehrlich, Rews. Niemand wird Ihnen zu Hilfe kommen. Nicht heute, nicht morgen, niemals. Sie werden gestehen. Sie können lediglich wählen, wann und in welchem Zustand Sie das tun. Sie gewinnen wirklich nichts dabei, wenn Sie es aufschieben. Außer Schmerz. Davon haben wir reichlich für Sie.«
Man konnte den Ausdruck auf Rews’ blutverschmiertem Gesicht nur schwer erkennen, aber seine Schultern sackten nach unten. Mit zitternder Hand tauchte er den Federhalter in die Tinte und schrieb seinen Namen etwas schräg unten auf das Papier mit dem Geständnis.
Und wieder habe ich gewonnen. Tut mein Bein deswegen weniger weh? Bekomme ich deswegen meine Zähne zurück? Hat es mir irgendwie geholfen, dass ich einen Mann zerstört habe, den ich einst meinen Freund nannte? Warum tue ich das dann?
Das Kratzen der Feder auf dem Papier war die einzige Antwort.
»Hervorragend«, sagte Glokta. Praktikal Frost blätterte die Seite um. »Und dies ist die Liste Ihrer Komplizen?« Glokta ließ die Augen nachlässig über die Namen gleiten. Eine Hand voll aufstrebender, junger Tuchhändler, drei Kapitäne, ein Offizier der Stadtwache, ein paar unbedeutende Zollbeamte. In der Tat eine vorhersehbare Zusammenstellung.
Schauen wir doch mal, ob wir der Sache nicht noch ein wenig mehr Pfiff geben können.
Glokta drehte das Papier und schob es wieder über den Tisch. »Schreiben Sie noch Sepp dan Teufel auf die Liste, Rews.«
Der dicke Mann sah verwirrt
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