Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Kronprinz sprang auf, dass ihm der Hut vom Kopf rutschte, so begeistert war er darüber, dass nun auch noch Blut zu sehen war. »Hervorragend!«, quäkte er, »großartig!« Andere sprangen ebenfalls auf und klatschten laut. Jezal sonnte sich in ihrer Bewunderung und lächelte breit; jeder Muskel bebte vor Glück. Jetzt verstand er, wofür er so hart gearbeitet hatte.
»Gut gekämpft, Jezal«, murmelte West, dem ein wenig Blut den Arm hinunterlief. »Sie werden zu gut für mich.«
»Tut mir leid wegen des Schnitts.« Jezal grinste. Es tat ihm überhaupt nicht leid.
»Das ist nichts, nur ein Kratzer.« West schritt mit düsterer Miene davon und hielt sein Handgelenk umklammert. Niemand achtete besonders auf seinen Abgang, Jezal schon gar nicht. Bei sportlichen Wettkämpfen zählten nur die Sieger.
Lord Marovia war der Erste, der von der Tribüne herunterkam, um zu gratulieren. »Welch ein viel versprechender junger Mann«, sagte er und lächelte Jezal herzlich an, »aber glauben Sie, dass er Bremer dan Gorst schlagen kann?«
Varuz gab Jezal einen väterlichen Schlag auf die Schulter. »Ich bin sicher, dass er jeden schlagen kann, wenn er einen guten Tag hat.«
»Hmm. Haben Sie Gorst fechten sehen?«
»Nein, aber ich habe gehört, dass er sehr beeindruckend sein soll.«
»Das ist er in der Tat – er ist ein Teufel.« Der Kronrichter hob die buschigen Augenbrauen. »Auf ihr Zusammentreffen bin ich sehr gespannt. Haben Sie je über eine Laufbahn im Rechtswesen nachgedacht, Hauptmann Luthar?«
Diese Frage traf Jezal völlig unvorbereitet. »Äh, nein, Euer Ehren, das ist … ich bin Soldat.«
»Sicher sind Sie das. Aber Schlachten und so weiter können den Nerven übel mitspielen. Falls Sie je Ihre Meinung ändern sollten, habe ich vielleicht eine gute Stellung für Sie. Viel versprechende Männer kann ich immer bestens unterbringen.«
»Äh, vielen Dank.«
»Bis zum Turnier dann. Viel Glück, Herr Hauptmann«, rief er noch über die Schulter hinweg, als er sich zum Gehen wandte. Es klang ganz so, als sei er der Ansicht, dass Jezal jede Menge davon brauchen würde. Seine Hoheit Kronprinz Ladisla war wesentlich optimistischer.
»Sie sind mein Mann, Luthar!«, rief er und stach mit den Fingern in die Luft, als ob sie Fechteisen seien. »Ich werde meine Wette auf Sie verdoppeln!«
Jezal verbeugte sich unterwürfig. »Eure Hoheit ist zu gütig.«
»Sie sind mein Mann! Ein Soldat! Ein Fechter sollte für sein Land kämpfen, oder, Varuz? Wieso ist dieser Gorst eigentlich kein Soldat?«
»Ich glaube, er ist es, Euer Hoheit«, sagte der Lord Marschall sanft. »Er ist verwandt mit Lord Brock und dient in dessen persönlicher Garde.«
»Oh.« Der Prinz erschien einen Augenblick verwirrt, fing sich aber schnell wieder. »Aber Sie sind mein Mann!«, rief er Jezal zu und stieß noch einmal mit den Fingern um sich, wobei der Federbusch auf seinem Hut von einer Richtung in die andere wackelte. »Sie sind der richtige Mann für mich!« Damit tänzelte er mit glitzerndem Kettenhemd auf den Torbogen zu.
»Sehr beeindruckend.« Jezal fuhr herum und trat ungelenk einen Schritt zurück. Glokta hatte sich hinter ihm herangeschlichen. Für einen Krüppel besaß er ein beinahe unheimliches Talent, sich geräuschlos anderen zu nähern. »Welch ein Glück für uns alle, dass Sie sich doch nicht entschlossen haben aufzuhören.«
»Das war nie meine Absicht«, fauchte Jezal frostig.
Glokta lutschte an seinem Zahnfleisch. »Wenn Sie das sagen, Herr Hauptmann.«
»Das tue ich.« Jezal ließ Glokta unhöflich stehen und hoffte, dass er nie wieder in die Verlegenheit kommen würde, sich mit diesem verabscheuungswürdigen Mann zu unterhalten. Und dann sah er direkt in Ardees Gesicht, die nicht einmal eine Armlänge entfernt vor ihm stand.
»Huch!«, stammelte er und ging wieder einen Schritt zurück.
»Jezal«, sagte sie. »Ich habe Sie eine Weile nicht gesehen.«
»Äh …« Er sah sich unruhig um. Glokta schlurfte davon. West war schon lange weg. Varuz war ganz und gar darin vertieft, sich mit Lord Ischer und einigen anderen zu unterhalten, die noch im Innenhof geblieben waren. Sie waren unbeobachtet. Er musste mit ihr reden. Er musste ihr geradeheraus sagen, dass er sich nicht mehr mit ihr treffen konnte. Das war er ihr schuldig. »Äh …«
»Haben Sie mir nichts zu sagen?«
»Äh …« Schnell wandte er sich auf dem Absatz um und ging davon. Seine Schultern brannten vor Scham.
Nach all der unerwarteten Aufregung
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