Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
»Wagen Sie es ja nicht, mich hier als Narr dastehen zu lassen!«, zischte er. Jezal hustete nervös und sah zu den Reihen erwartungsvoller Gesichter auf. Er fühlte, wie ihn der Mut verließ. Inquisitor Glokta grinste ihn mit seinem zahnlosen Mund über die Menge hinweg an, und in der Reihe hinter ihm … Ardee West. Ihr Gesicht trug einen Ausdruck, den er in keinem seiner Tagträume bisher gesehen hatte: zu einem Drittel schmollend, zu einem Drittel anklagend, zu einem Drittel schlicht gelangweilt. Er sah weg, auf die Mauer gegenüber, und verfluchte innerlich seine eigene Feigheit. Offenbar war es ihm derzeit einfach nicht möglich, jemandem in die Augen zu sehen.
    »Dieser Kampf wird mit leicht geschärften Eisen geführt!«, donnerte der Lord Marschall. »Wer die meisten von drei Treffern erzielt, gewinnt!« West hatte seine Degen bereits gezogen und begab sich zu dem Ring hinüber, der mit weißem Kalk auf den sorgsam gemähten Rasen gezeichnet worden war. Jezals Herz pochte laut, als er seine eigenen Waffen aus ihren Scheiden nahm, die ganze Zeit über in dem Bewusstsein, dass alle Augen auf ihm ruhten. Er nahm gegenüber von West Aufstellung und stemmte seine Füße vorsichtig ins Gras. West hob seine Eisen, Jezal tat es ihm nach. Einen Augenblick sahen sie einander bewegungslos an.
    »Und los!«, rief Varuz.
    Schnell wurde deutlich, dass West nicht die Absicht hatte, es ihm leicht zu machen. Er griff noch wilder an als sonst und überzog Jezal mit einem Wirbel schwerer Schläge. Ihre Eisen schlugen klappernd und schabend immer wieder aufeinander. Er gab nach, immer noch leicht eingeschüchtert von den wachsamen Blicken der vielen Menschen, noch dazu vielen so wichtigen, aber als West ihn gegen den Rand des Rings zu drängen begann, verflüchtigte sich seine Anspannung, und die Übung machte sich bemerkbar. Er duckte sich weg, verschaffte sich etwas Raum und parierte die Schläge links und rechts, springend und tänzelnd und zu schnell, um getroffen zu werden.
    Die Menschen verblassten, selbst Ardee war verschwunden. Die Klingen bewegten sich wie von selbst, hin und zurück, auf und ab. Er musste sie nicht einmal ansehen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Wests Augen, sah, wie sie vom Boden zu den Eisen und wieder auf Jezals tänzelnde Füße glitten, und er versuchte, den nächsten Zug vorauszuahnen.
    Er fühlte den Vorstoß, noch bevor West die erste Bewegung machte. Schnell täuschte er zu einer Seite, sprang dann zur anderen und glitt elegant hinter West, als der an ihm vorbeistürmte. Es war ein Kinderspiel für ihn, den Fuß zum Hosenboden seines Gegners zu erheben und ihn mit einem Tritt aus dem Kreis zu befördern.
    »Ein Treffer!«, brüllte Marschall Varuz.
    Gelächter brandete auf, als der Major vornüber fiel. »Ein Treffer auf den Hintern!«, johlte der Kronprinz, dessen Federbusch vor Verzückung auf und nieder wippte. »Ein Punkt für Hauptmann Luthar!« West sah nun, mit dem Gesicht im Staub, gar nicht mehr so einschüchternd aus. Jezal deutete dem Publikum gegenüber eine kleine Verbeugung an und ließ sich sogar zu einem kleinen Lächeln in Ardees Richtung hinreißen. Zu seiner Enttäuschung sah sie nicht einmal zu ihm hin. Ihr Blick war mit einem leichten, gehässigen Grinsen auf ihren Bruder gerichtet, der soeben aufzustehen versuchte.
    Langsam kam West wieder auf die Beine. »Ein guter Treffer«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen, als er wieder in den Ring trat. Jezal nahm seinen eigenen Platz wieder ein und war kaum in der Lage, sich das Lächeln zu verbeißen.
    »Und los!«, rief Varuz.
    Wieder griff West sehr kraftvoll an, aber Jezal wurde nun allmählich warm. Die Begeisterungsrufe des Publikums wurden lauter, als er von einer Seite zur anderen tänzelte. Er begann, kleine Schnörkel in seine Bewegungen hineinzuarbeiten, und die Zuschauer gingen darauf ein, riefen »Oh« und »Ah«, als er Wests Bemühungen mit leichter Hand abwehrte. Noch nie hatte er so gut gefochten, noch nie so leichtfüßig und elegant. West, größer und schwerer als er, ermüdete kaum merklich, seine Schläge hatten weniger Biss. Ihre langen Eisen schlugen scheppernd aneinander. Jezal drehte das rechte Handgelenk und riss West die Klinge aus den Fingern, rückte dann nach und griff ihn mit seiner Linken an.
    »Ah!« West zuckte zurück und ließ die kurze Klinge fallen, humpelte davon und hielt sich den Unterarm. Ein paar Blutstropfen rannen auf den Boden.
    »Zwei zu null!«, brüllte Varuz.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher