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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Daumen am Gürtel, ganz nah am Knauf seines Degens, um ihn schnell ziehen zu können, und beobachtete den Wilden aufmerksam, ob jener hastige Bewegungen machte. Nachdem er ihm kurze Zeit hinterher gegangen war, musste Jezal allerdings zugeben, dass der Mann keinen mordlüsternen Eindruck erweckte. Er sah allenfalls neugierig, verwundert und ein bisschen durcheinander aus. Immer wieder verlangsamte er seine Schritte, starrte die Gebäude um sich herum an, schüttelte den Kopf, kratzte sich das Kinn und murmelte irgendetwas vor sich hin. Gelegentlich erschreckte er harmlose Passanten, indem er ihnen zulächelte, aber ansonsten wirkte er nicht besonders bedrohlich, und Jezal beruhigte sich allmählich. Dann erreichten sie den Marschallsplatz.
    Unvermittelt blieb der Nordmann stehen. Jezal griff nach seinem Degen, aber die Augen des Wilden waren nach vorn gerichtet, auf einen Springbrunnen in der Nähe. Langsam ging er darauf zu, dann hob er vorsichtig einen dicken Finger und hielt ihn in den glitzernden Wasserstrahl. Wasser spritzte in sein Gesicht, und er sprang ungeschickt zur Seite, wobei er Jezal beinahe umriss. »Eine Quelle?«, flüsterte er. »Aber wie denn?«
    Ach du liebe Güte. Der Mann war ein Kind. Ein sechseinhalb Fuß großes Kind mit einem Gesicht wie ein Schlachtblock. »Hier gibt es Leitungen!« Jezal trampelte auf die Steinfliesen. »Unter … der … Erde!«
    »Leitungen«, wiederholte der Wilde ruhig und sah weiter auf das sprudelnde Wasser.
    Die anderen waren bereits weitergegangen und hatten fast schon das prächtige Gebäude erreicht, in dem sich Hoffs Amtsräume befanden. Jezal wandte sich nun von dem Springbrunnen ab und hoffte, dass er den einfältigen Wilden mit sich locken würde. Zu Jezals Erleichterung kam er tatsächlich mit, schüttelte den Kopf und murmelte immer wieder »Leitungen«.
    Sie traten in das kühle Dämmerlicht, das im Vorzimmer des Schatzmeisters herrschte. Auf den Bänken entlang der Wände saßen Leute, von denen einige den Eindruck erweckten, als ob sie bereits sehr lange warteten. Sie alle starrten Morrow an, als er die seltsame Gruppe direkt in Hoffs Zimmer führte. Der bebrillte Sekretär öffnete die schwere Doppeltür und blieb daneben stehen, während zuerst der alte Mann, dann sein Intimus mit dem Stock, danach der verrückte Sulfur und zum Schluss der neunfingrige Wilde an ihm vorübergingen.
    Jezal schickte sich an, ihnen zu folgen, aber Morrow trat in die Tür und versperrte ihm den Weg. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Herr Hauptmann«, sagte er mit dünnem Lächeln. »Sie können nun zum Tor zurückkehren.« Jezal spähte über Morrows Schulter in den Raum. Der Lord Schatzmeister saß mit finsterem Gesicht an einem langen Tisch. Erzlektor Sult war an seiner Seite, grimmig und voll Misstrauen. Kronrichter Marovia war ebenfalls anwesend, mit einem Lächeln auf dem zerknitterten Gesicht. Drei Mitglieder des Geschlossenen Rats.
    Dann warf Morrow die Tür vor seiner Nase zu.

DIE NÄCHSTE AUFGABE
    Wie ich sehe, haben Sie einen neuen Sekretär«, sagte Glokta beiläufig.
    Der Erzlektor lächelte. »Natürlich. Der alte hat mir nicht zugesagt. Er hatte eine lose Zunge, wissen Sie.« Glokta hielt inne, sein Weinglas halb zum Mund erhoben. »Er hat unsere Geheimnisse an die Tuchhändler verkauft«, fuhr Sult leichthin fort, als ob das allgemein bekannt sei. »Das war mir bereits seit einiger Zeit bewusst. Sie müssen sich jedoch keine Sorgen machen, er hat nie etwas erfahren, das ich ihn nicht wissen lassen wollte.«
    Dann … wussten Sie, wer unser Verräter war. Die ganze Zeit über.
Gloktas Hirn drehte die Ereignisse der letzten Wochen noch einmal hin und her, nahm sie auseinander, setzte sie im Licht dieser neuen Erkenntnis wieder zusammen und probierte verschiedene Varianten aus, bis alles zueinander passte. Gleichzeitig versuchte er, seine Überraschung zu verbergen.
Sie haben Rews’ Geständnis so liegen lassen, dass Ihr Sekretär es finden würde. Sie wussten, dass die Tuchhändler herausfinden würden, wer auf der Liste stand, und Sie ahnten, was sie tun würden, wohl wissend, dass sie Ihnen damit nur in die Hände spielen und Ihnen noch die Schaufel reichen würden, mit denen Sie ihr Grab ausheben konnten. Währenddessen lenkten Sie meinen Verdacht auf Kalyne, obwohl Sie die ganze Zeit über wussten, wo das Leck war. Die ganze Geschichte entwickelte sich genau nach Ihrem Plan.
Der Erzlektor lächelte mit wissendem Gesichtsausdruck zurück.
Und ich wette, Sie

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