Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Schulter trugen. Sie standen eng zusammen, jeder Mann in derselben Haltung wie der neben ihm, in vier Karrees von vielleicht fünfzig, reglos wie die Statuen auf der breiten Straße.
Auf einen Ausruf eines kurz gewachsenen Mannes in einer roten Jacke hin – ihr Häuptling, nahm Logen an – drehte sich die ganze Gruppe um, hob die Speere auf gleiche Höhe und rückte über den Platz hinweg vor, wobei die schweren Stiefel im Gleichschritt über den Boden trampelten. Ein Mann wie der andere, gleich bewaffnet, mit den gleichen Bewegungen. Es war ein beeindruckender Anblick, wie sich das ganze schimmernde Metall gleichmäßig in waffenstrotzendem Karree mit funkelnden Speerspitzen nach vorn bewegte, wie ein großer viereckiger Igel mit zweihundert Beinen. Sicherlich recht tödlich, auf einer flachen, großen Ebene, gegen einen Feind, der direkt von vorn angriff. Ob diese Taktik aber in einem Gelände mit verstreuten Felsen, in strömendem Regen oder einem Wald mit viel Unterholz ebenso wirksam sein würde, da war Logen sich nicht so sicher. Diese Männer würden leicht ermüden, schon allein durch das Gewicht der Rüstungen, und wenn die Karrees aufgebrochen wurden, was würden sie dann tun? Männer, die es gewöhnt waren, immer andere an ihrer Seite zu haben? Konnten sie allein kämpfen?
Er trödelte allmählich weiter, durch weite Innenhöfe und hübsche Gärtchen, vorbei an gurgelnden Springbrunnen und stolzen Statuen, durch saubere Gässchen und breite Straßen. Er ging enge Treppchen hinauf und hinab, über Brücken, die über kleine Flüsschen führten, über Straßen und über weitere Brücken. Er sah verschiedene Wachen in einem Dutzend verschiedener Livreen, die Hunderte verschiedener Tore und Mauern und Türen bewachten und die ihn alle mit demselben unverhohlenen Misstrauen ansahen. Die Sonne stieg am Himmel empor, die großen weißen Gebäude glitten vorüber, bis Logen fußwund war, ein wenig die Richtung verloren hatte und ihm überdies der Nacken wehtat vom dauernden Hochsehen.
Die einzige Konstante war der riesenhafte Turm, der sich hoch, ganz hoch zum Himmel reckte und neben dem selbst die großartigsten der großen Häuser schäbig und klein wirkten. Er war immer da, stets im Augenwinkel zu sehen, wie er aus einiger Entfernung über die Dächer lugte. Logens Schritte führten ihn allmählich immer näher und näher heran, bis er eine verlassene Ecke der Zitadelle erreichte, die im unmittelbaren Schatten dieses Bauwerks lag.
Logen entdeckte eine alte Bank bei einer vernachlässigten Rasenfläche nahe einem großen Haus mit abbröckelndem Putz, das von Moos und Efeu überwachsen war und dessen steile Dächer, in denen einige Ziegel fehlten, bereits etwas eingesunken waren. Er ließ sich auf die Bank fallen, blies die Backen auf und sah mit gerunzelter Stirn zu dem gewaltigen Block hinter den anderen Mauern auf, wie er sich dunkel gegen das Blau des Himmels abhob, ein von Menschenhand errichteter Berg aus trockenen, kahlen, toten Steinen. Keine Pflanzen rankten an diesem hoch aufragenden Turm empor, nicht einmal Moos hatte sich in den Fugen zwischen den großen Quadern angesiedelt. Das Haus des Schöpfers, hatte Bayaz es genannt. Es sah anders aus als jedes andere Haus, das Logen bisher gesehen hatte. Es schien kein Dach zu haben, keine Türen oder Fenster in den nackten Mauern. Eine Gruppe mächtiger Pfeiler aus Stein. Welchen Grund hätte es je geben können, ein so großes Ding zu bauen? Wer war überhaupt dieser Schöpfer? War das hier alles, was er geschaffen hatte? Ein großes, riesiges, nutzloses Haus?
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?« Eine Frau sah zu Logen hinunter, eine Frau, wie sie eher Logens Vorstellung von weiblichen Wesen entsprach als diese seltsamen Gespenster im Park. Eine hübsche Frau in einem weißen Kleid, deren Gesicht von dunklem Haar eingerahmt wurde.
»Ob ich was dagegen habe? Nein. Ist schon komisch, niemand sonst will bei mir sitzen.«
Sie ließ sich am anderen Ende der Bank nieder, stützte das Kinn auf ihre Hände, die Ellenbogen auf die Knie, und sah ohne wahres Interesse zu dem hohen Turm hinüber. »Vielleicht haben sie Angst vor Ihnen.«
Logen beobachtete einen Mann mit einem Stapel Papieren unter dem Arm, der ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte und hastig weiterging. »Ich fange langsam an, das auch zu glauben.«
»Sie sehen ein wenig gefährlich aus.«
»Sie meinten wohl eher hässlich.«
»Normalerweise sage ich immer, was ich
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