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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gäste behandelt. Er verstand nicht viel von den hiesigen Sitten, aber er konnte sich schon denken, was die finsteren Blicke, die ihnen jedermann zuwarf, und die Wachen vor der Tür zu sagen hatten.
    »Man sollte nicht glauben, wie sehr die Stadt gewachsen ist«, knurrte Bayaz und sah auf das breit unter ihnen ausufernde Adua hinunter. »Ich erinnere mich an eine Zeit, als es hier nur ein paar armselige Hütten gab, die sich ans Haus des Schöpfers drängten wie Fliegen an einen frischen Haufen. Es gab noch keinen Agriont. Es gab noch nicht einmal eine Union. Zu dieser Zeit waren sie hier nicht halb so stolz, das kann ich Euch versichern. Sie verehrten den Schöpfer wie einen Gott.«
    Geräuschvoll hustete er ein wenig Schleim hoch und spuckte ihn in die Luft. Logen sah, wie der Rotz über den Burggraben segelte und irgendwo zwischen den weißen Gebäuden unten verschwand. »Das alles habe ich ihnen gegeben«, zischte Bayaz. Logen spürte das unangenehme Kribbeln, das ihn stets befiel, wenn der alte Zauberer seinen Unmut zeigte. »Ich habe ihnen die Freiheit gegeben, und das ist jetzt der Dank? Die verächtlichen Blicke von Schreibern? Von aufgeblasenen alten Laufburschen?« Ein Spaziergang durch die misstrauische, irrsinnige Welt zu ihren Füßen erschien langsam wie barmherzige Erlösung. Logen duckte sich unter der Tür hindurch und verschwand im dahinterliegenden Zimmer.
    Falls sie hier wirklich Gefangene waren, dann hatte Logen es schon in kargeren Zellen aushalten müssen, das musste er zugeben. Ihr rundes Wohnzimmer war eines Königs würdig, jedenfalls in seinen Augen: schwere Stühle aus dunklem Holz und mit elegant geschnitzten Verzierungen, dicke Wandbehänge, die Wälder und Jagdszenen zeigten. Bethod hätte sich in einem solchen Raum sicherlich sehr zu Hause gefühlt. Logen fühlte sich hingegen wie ein ungelenker Trottel und war stets bemüht, ganz leise zu treten, um ja nichts kaputt zu machen. Ein hoher Krug stand auf einem Tischchen in der Mitte des Raums, rundum mit bunten Blumen bemalt. Logen beäugte das Gefäß misstrauisch, als er auf die hohe Treppe zuging, die zum Agriont hinunterführte.
    »Logen!« Bayaz stand in der Tür und warf ihm einen düsteren Blick zu. »Seid vorsichtig. Es mag ein seltsamer Ort sein, aber die Menschen hier sind noch seltsamer.«
     
    Das Wasser schäumte und gurgelte, sprudelte in einem dünnen Strahl aus einem Metallrohr, das wie ein Fischmaul geformt war, und fiel dann wieder in ein breites Steinbecken zurück. Einen Springbrunnen, so hatte der stolze junge Mann diese Quelle genannt. Leitungen, unter der Erde, hatte er gesagt. Logen stellte sich unterirdisch verlaufende Ströme vor, die knapp unterhalb seiner Füße verliefen und die Grundfesten dieses Platzes unterspülten. Der Gedanke verursachte ihm leichten Schwindel.
    Der Platz war enorm groß – eine riesige Ebene flacher Steine, umsäumt von den hohen Klippen weißer Gebäude. Leicht ausgewaschene Klippen, verziert mit Pfeilern und Schnitzereien, mit Fronten voller glitzernder Fenster, und vor Menschen wimmelnd. An den äußeren Seiten des Platzes war man rundum damit beschäftigt, ein riesenhaftes, nach hinten ansteigendes Gerüst aus Holzbohlen zu errichten. Eine Armee von Arbeitern schwärmte in diesem Bau herum, hämmerte und schlug, feilte an Zapfen und Verbindungsstücken und brüllte einander schlecht gelaunt an. Um sie herum lagen und standen ganze Berge von Planken und Balken, Fässer mit Nägeln, unzählige Werkzeuge, die ausgereicht hätten, um zehn mächtige Hallen zu errichten, und wahrscheinlich noch weit mehr. An einigen Stellen erhob sich das Gerüst bereits hoch über den Boden, und die Balken ragten in die Luft wie die Masten großer Schiffe, ebenso hoch wie die monströsen Gebäude hinter ihnen.
    Logen stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und glotzte das riesenhafte Holzskelett an, aber sein Zweck blieb ihm verborgen. Daher wandte er sich an einen kurz gewachsenen, muskulösen Mann mit Lederschürze, der emsig an einer Planke sägte. »Was ist das hier?«
    »Hä?« Der Mann sah von seiner Arbeit nicht einmal auf.
    »Das alles hier. Wozu ist das?«
    Die Säge fuhr zügig durch das Holz, und der Verschnitt fiel klappernd zu Boden. Der Zimmermann packte das andere Ende der Planke auf einen Stapel in der Nähe. Er wandte sich um, sah Logen misstrauisch von oben bis unten an und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Tribünen. Sitzplätze.« Logen starrte ihn fragend an. Wie

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