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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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viele Leute würden schon hier draußen sitzen wollen? »Für das Turnier!«, schrie ihm der Zimmermann ins Gesicht. Logen zog sich vorsichtig zurück. Unsinniges Geschwätz. Sinnlose Worte. Er machte sich eilig davon und achtete darauf, Abstand von dem Holzgerüst und den dort arbeitenden Männern zu halten.
    Unversehens gelangte er auf eine breite Straße, eine tiefe Schlucht zwischen den hoch aufragenden weißen Gebäuden. Statuen blickten sich von beiden Seiten an, mehr als überlebensgroß, und sahen stirnrunzelnd über die vielen Menschen hinweg, die zwischen ihnen herumwimmelten. Die ihm am nächsten stehende Figur erschien seltsam vertraut. Logen ging zu ihr hinüber, sah sie genau an, dann grinste er in sich hinein. Der Erste der Magi hatte etwas zugenommen, seit er in Stein verewigt worden war. Zu viel gutes Essen in der Bibliothek vielleicht. Logen wandte sich an einen kleinen Mann mit schwarzem Hut, der mit einem großen Buch unter dem Arm an ihm vorüberging.
    »Bayaz«, sagte er und deutete zu der Statue hoch. »Ist ein Freund von mir.« Der Mann starrte erst ihn an, dann die Statue, dann wieder ihn, und ging dann eilig weiter.
    Die Figuren säumten beide Seiten der breiten Straße. Könige der Union, wie Logen vermutete, standen aufgereiht zur Linken. Manche trugen Schwerter, andere Schriftrollen oder winzige Schiffe. Einem lag ein Hund zu Füßen, ein anderer hatte eine Weizengarbe unter dem Arm, aber sonst gab es nicht viel, woran man sie unterscheiden konnte. Sie alle trugen dieselben hohen Kronen und dieselben strengen Gesichter. Wenn man sie so ansah, dann konnte man sich überhaupt nicht vorstellen, dass sie je etwas Dummes gesagt oder getan hätten oder jemals kacken mussten.
    Logen hörte schnelle Schritte, die sich hinter ihm näherten, und er wandte sich gerade noch rechtzeitig um, um den stolzen jungen Mann vom Tor zu erkennen, der die breite Straße hinunterrannte. Sein Hemd war schweißgetränkt. Logen fragte sich, wohin er wohl so eilig lief, aber er wollte verdammt sein, wenn er ihm jetzt nachsetzte, um das herauszufinden, in dieser Hitze. Außerdem gab es noch genügend andere Geheimnisse, die gelöst werden mussten.
    Die Straße endete vor einer großen, grünen Fläche, die riesige Hände dem weiten Land abseits der Stadt entrissen und dann inmitten der hohen Gebäude niedergelegt haben mochten, aber sie war anders als jede Landschaft, die Logen zuvor gesehen hatte. Das Gras war eine weiche, ebene Fläche lebendigen Grüns, das fast bis auf den Boden heruntergeschnitten worden war. Die Blumen, die hier wuchsen, standen in Reihen oder Kreisen oder geraden Linien leuchtender Farben. Die Büsche und Bäume waren eingepfercht und eingezäunt und zu unnatürlichen Formen geschnitten. Auch hier floss Wasser – kleine Bäche strömten über steinerne Stufen, und ein großer flacher Teich erstreckte sich zwischen traurig aussehenden Bäumen, die ihn umsäumten.
    Logen spazierte durch diese ordentliche, viereckig angelegte Grünanlage, und seine Stiefel knirschten auf einem kleinen Pfad aus winzigen grauen Steinchen. Hier waren viele Menschen versammelt, zusammengedrängt, um die Sonne zu genießen. Sie saßen in Booten auf dem Miniatursee, ruderten langsam in der Runde, ohne wirklich irgendwo hinzufahren. Sie faulenzten auf dem Rasen, aßen, tranken und schwatzten miteinander. Einige von ihnen zeigten auf Logen und riefen etwas, oder sie flüsterten oder rückten ab.
    Es war eine seltsam anmutende Menge, vor allem die Frauen. Sie waren bleich und geisterhaft, umweht von ausgefallenen Kleidern, das Haar aufgetürmt, hochgebunden, mit Nadeln und Kämmen gehalten und von großen, seltsamen Federn oder nutzlosen, winzigen Hüten gekrönt. Sie wirkten wie der große Krug in der runden Kammer – zu dünn und zart, um wirklich zu etwas gut zu sein, und außerdem verunstaltet durch übertriebene Verzierungen. Aber das letzte Mal war schon ziemlich lange her, und er lächelte sie daher gut gelaunt an; vielleicht hatte er ja Glück. Einige wirkten schockiert, andere zuckten entsetzt zusammen. Logen seufzte. Offenbar hatte er nichts von seinem Liebreiz verloren.
    Etwas später erreichte er einen anderen großen Platz, und hier hielt Logen eine Weile an, um mehreren Soldaten bei ihren Waffenübungen zuzusehen. Die hier waren keine Bettler oder geckenhafte Jungen, sondern echte Kerle in schwerer Rüstung, deren Brustpanzer und Beinschienen spiegelhell poliert worden waren und die lange Speere über der

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