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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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meine, und ich sagte gefährlich.«
    »Tja, das Äußere täuscht manchmal.«
    Sie hob eine Augenbraue und betrachtete ihn langsam von oben bis unten. »Dann sind Sie wohl ein Mann des Friedens.«
    »Ähm … nicht ganz.« Sie sahen einander von der Seite an. Sie schien keine Angst zu haben, sie zeigte auch keine Verachtung, nicht einmal besondere Neugier. »Wieso haben Sie keine Angst?«
    »Ich bin aus Angland, ich kenne Ihr Volk. Davon abgesehen«, sie ließ den Kopf gegen die Lehne der Bank sinken, »will sonst niemand mit mir reden. Ich bin daher schon ziemlich verzweifelt.«
    Logen sah den Stumpf seines Mittelfingers an und bewegte ihn so weit vor und zurück, wie es ging. »Das sind Sie wohl wirklich. Ich bin Logen.«
    »Schön für Sie. Ich bin niemand.«
    »Jeder ist irgendjemand.«
    »Ich nicht. Ich bin nichts. Ich bin unsichtbar.«
    Logen sah sie mit gerunzelter Stirn an, wie sie neben ihm saß, sich zurückgelehnt auf der Bank von der Sonne bescheinen ließ und den langen, glatten Hals streckte. Sanft hob und senkte sich ihre Brust. »Ich sehe Sie.«
    Sie wandte ihm den Kopf zu. »Sie … sind ein Edelmann.«
    Logen schnaubte vor Lachen. Man hatte ihn bereits mit allen möglichen Bezeichnungen bedacht, aber mit dieser noch nie. Die junge Frau schloss sich seiner Erheiterung nicht an. »Ich gehöre nicht hierher«, murmelte sie vor sich hin.
    »Das tun wir beide nicht.«
    »Nein. Aber dies hier ist mein Zuhause.« Sie erhob sich von der Bank. »Auf Wiedersehen, Logen.«
    »Leben Sie wohl, Niemand.« Er sah ihr nach, wie sie langsam davonging, und schüttelte den Kopf. Bayaz hatte Recht gehabt. Diese Stadt war ein seltsamer Ort, aber die Menschen waren noch seltsamer.
     
    Logen erwachte mit einem schmerzhaften Ruck, blinzelte und sah sich wild um. Dunkel. Nicht völlig dunkel natürlich, denn das allgegenwärtige Leuchten der Stadt war immer noch da. Er glaubte, etwas gehört zu haben, aber jetzt war da nichts mehr. Es war warm. Warm und beengt und erstickend, selbst die Zugluft des offenen Fensters fühlte sich klebrig an. Er stöhnte, schlang sich die feuchten Laken um die Hüften, rieb sich den Schweiß von der Brust und wischte ihn an der Wand hinter sich ab. Das Licht nagte an seinen Lidern. Und das war nicht das größte Problem. Eins merkte Neunfinger-Logen gerade mit aller Macht, nämlich, dass er dringend pinkeln musste.
    Leider konnte man hier nicht einfach in einen Nachttopf pissen. Sie hatten so eine besondere Vorrichtung, eine Art hölzernes Regal mit einem Loch drin, in einem kleinen Raum. Kurz nach ihrer Ankunft hatte er versucht, auf den Boden des Lochs zu sehen, und sich gefragt, wozu es gut war. Es sah aus, als ob es dort sehr weit hinunterging, und es roch schlecht. Malacus hatte es ihm dann erklärt. Eine sinnlose und barbarische Erfindung. Man musste auf dem harten Holz sitzen, während einem ein unangenehm zugiges Lüftchen um die Nüsse strich. Aber das war wohl die Zivilisation, nahm Logen an. Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, erdachten dauernd Möglichkeiten, wie man einfache Dinge schwierig machen konnte.
    Er schwang sich aus dem Bett und tastete sich in die Richtung vor, wo sich seiner Erinnerung nach die Tür befand, leicht vorgebeugt, um mit den Armen den richtigen Weg zu erfühlen. Zum Schlafen zu hell, aber zu dunkel, um wirklich etwas zu erkennen. »Scheiß-Zivilisation«, brummte er, während er mit dem Türriegel kämpfte und schließlich auf nackten Füßen vorsichtig in den großen runden Raum trat, der in der Mitte ihrer Gemächer lag.
    Hier war es kühl, sehr kühl sogar. Die kalte Luft fühlte sich nach der schwülen Hitze in seinem Schlafzimmer gut an auf der Haut. Wieso schlief er nicht hier, sondern in dem Ofen nebenan? Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu den schattenverhangenen Wänden hinüber, das Gesicht noch verzerrt von lähmender Schlaftrunkenheit, und versuchte sich zu erinnern, welche der verschwommenen Türen zu dem Pissregal führte. Bei seinem Glück landete er vermutlich in Bayaz’ Schlafzimmer und würde versehentlich auf den Ersten der Magi pinkeln, während der noch schlief. Was dann die Laune des Zauberers sicherlich unglaublich verbessern würde.
    Er tat einen Schritt nach vorn. Ein Knacken und Klappern war zu hören, als sein Bein gegen die Ecke des Tischchens stieß. Fluchend griff er nach seinem geprellten Schienbein – dann erinnerte er sich an den Krug. Mit einem Satz erwischte er ihn gerade noch oben am Rand, bevor er zu

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