Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Sie zeigten nicht, ob sie das für eine gute oder für eine schlechte Idee hielten. Es war ihnen egal.
»Leb wohl, Neunfinger«, sagte der Geist zur Rechten, »vielleicht zum letzten Mal.«
»Dann muss ich wohl schauen, wie ich ohne euch zurechtkomme.«
Logens augenzwinkernder Abschied war an sie verschwendet. Sie erhoben sich, entfernten sich vom Feuer und vermischten sich allmählich mit der Dunkelheit. Bald schon waren sie verschwunden, aber Logen musste zugeben, dass sie nützlicher gewesen waren, als er zu hoffen gewagt hatte.
Sie hatten ihm ein Ziel gegeben.
Er würde am nächsten Morgen nach Süden wandern und sich auf die Suche nach diesem Magus begeben. Vielleicht konnte der ein gutes Garn spinnen, war ja immerhin möglich. Es war jedenfalls besser, als sich wegen nichts und wieder nichts mit Pfeilen spicken zu lassen. Logen sah in die Flammen und nickte langsam vor sich hin.
Er erinnerte sich an andere Zeiten und andere Lagerfeuer, an denen er nicht allein gesessen hatte.
SCHARFE KLINGEN
Es war ein wunderschöner Frühlingstag in Adua, die Sonne schien freundlich durch die Zweige der Duftzeder und warf einen unregelmäßigen Schatten auf die Spieler, die darunter saßen. Eine angenehme Brise strich über den Hof, und daher hielten die Männer ihre Karten vorsichtig fest und hatten die, die auf dem Tisch lagen, mit Gläsern oder Münzen beschwert. Vögel zwitscherten in den Bäumen, das Klappern der Schere eines Gärtners drang von der anderen Seite der Rasenfläche zu ihnen herüber und hallte sanft von den weißen, hohen Gebäuden wider, die den viereckigen Innenhof begrenzten. Welche Vorfreude die Spieler angesichts der großen Geldsumme in der Mitte des Tisches empfanden, hing natürlich davon ab, welches Blatt sie in den Händen hielten.
Hauptmann Jezal dan Luthar fand den Anblick fantastisch. Seit er ins Regiment der Königstreuen eingetreten war, hatte er entdeckt, dass er ein geradezu unheimliches Gespür für dieses Spiel besaß – ein Talent, das er weidlich genutzt hatte, um seinen Kameraden große Summen abzunehmen. Er brauchte das Geld natürlich nicht, schließlich stammte er aus einer ausgesprochen wohlhabenden Familie, aber auf diese Weise war es ihm gelungen, sparsam zu erscheinen, während er gleichzeitig aus dem Vollen schöpfte. Jedes Mal, wenn Jezal einige Tage zu Hause verbrachte, langweilte sein Vater alle in seiner Nähe damit, wie gut er seine Gelder angelegt hatte; seinem Sohn hatte er schließlich vor einem halben Jahr ein Hauptmannspatent gekauft. Jezals Brüder waren darüber nicht begeistert gewesen. Ja, das Geld war ganz sicher nützlich, und davon abgesehen gab es nichts Spaßigeres, als einen seiner engsten Freunde zu demütigen.
Jezal hatte es sich mit ausgestrecktem Bein in einer halb sitzenden, halb liegenden Position auf seiner Bank gemütlich gemacht und ließ seine Augen über die anderen Spieler wandern. Major West hatte seinen Stuhl so weit auf die beiden hinteren Beine gekippt, dass zu fürchten stand, er werde jeden Augenblick umfallen. Er hielt sein Glas gegen die Sonne und bewunderte, wie sich das Licht in der bernsteinfarbenen, hochprozentigen Flüssigkeit brach. Um seinen Mund lag ein leichtes, geheimnisvolles Lächeln, das zu sagen schien: »Ich bin zwar kein Edelmann und stehe gesellschaftlich gesehen möglicherweise unter euch, aber ich habe einmal das Turnier gewonnen und mir das Wohlwollen des Königs auf dem Schlachtfeld erkämpft. Das macht mich zum Höherstehenden, also solltet ihr Kinder besser tun, was ich sage.« Er war allerdings schon ausgestiegen und ohnehin, wie Jezal fand, mit seinem Geld ein bisschen zu vorsichtig.
Leutnant Kaspa hingegen saß vornüber gebeugt mit finsterer Miene da und kratzte sich den sandfarbenen Bart, während er in sein Blatt starrte, als lese er dort eine komplizierte Rechnung, die er nicht verstand. Er war ein gut gelaunter junger Mann, allerdings ohne einen Funken Talent fürs Glücksspiel, der sich jedes Mal sehr dankbar zeigte, wenn Jezal ihn von seinem eigenen Geld etwas zu trinken spendierte. Dennoch konnte er es sich leisten zu verlieren: Sein Vater war einer der größten Landbesitzer in der Union.
Jezal hatte oft schon beobachtet, dass leicht dumme Menschen sich in schlauer Gesellschaft noch dümmer verhielten. Sobald sie erkannt hatten, dass sie ohnehin nicht mehr die Oberhand gewinnen würden, bemühten sie sich um die Stellung des liebenswerten Idioten, vermochten sich so aus Streitereien
Weitere Kostenlose Bücher