Kriegsklingen (First Law - Band 1)
höher.
»Ich will sehen, dass Sie den rechten Arm bewegen, Herr Hauptmann, dass er wie eine Schlange hin und her zuckt! Ich möchte von der Geschwindigkeit Ihrer Hände geblendet werden!«
Jezal vollführte einige weitere ungeschickte Ausfälle mit der unhandlichen Eisenstange. Es war reine Folter. Die Finger, das Handgelenk, der Unterarm und die Schulter brannten vor Anstrengung. Er war bis auf die Haut durchgeschwitzt, und der Schweiß flog in dicken Tropfen von seinem Gesicht. Marschall Varuz winkte angesichts seiner schwächlichen Bemühungen ab. »Jetzt schlagen Sie! Schlagen Sie mit der Linken!«
Mit all der Kraft seines linken Arms schwang Jezal den großen Schmiedehammer nach dem Kopf des alten Mannes. Er war selbst an einem guten Tag kaum in der Lage, das verdammte Ding auch nur hochzuheben. Marschall Varuz trat leichtfüßig zur Seite und versetzte ihm mit seinem Stock einen Schlag ins Gesicht.
»Auu!«, heulte Jezal und stolperte zurück. Er versuchte, den Hammer anders zu greifen, der ihm daraufhin auf den Fuß fiel. »Aaaargh!« Die Eisenstange knallte auf den Boden, als er sich unwillkürlich nach vorn beugte, um an seine protestierenden Zehen zu fassen. Er fühlte einen stechenden Schmerz, als Varuz ihm einen Streich auf den Hintern verpasste; der scharfe Knall war über den ganzen Hof zu hören. Jezal fiel vornüber aufs Gesicht.
»Das ist erbärmlich!«, brüllte der alte Mann. »Sie machen mich hier vor Major West lächerlich!« Der Major hatte seinen Stuhl wieder nach hinten gekippt und zitterte vor unterdrücktem Lachen. Jezal starrte auf die makellos polierten Stiefel des Marschalls und hatte keine Eile, wieder auf die Füße zu kommen.
»Aufstehen, Hauptmann Luthar!«, donnerte Varuz. »Zumindest meine Zeit ist kostbar!«
»Schon gut, schon gut!« Jezal richtete sich mühsam wieder auf und stand schwankend in der heißen Sonne. Der Schweiß lief ihm in Strömen herunter, und er rang nach Luft.
Varuz trat nahe an ihn heran und schnupperte seinen Atem. »Haben Sie heute schon getrunken?«, fragte er mit gesträubtem grauem Schnurrbart. »Und gestern Nacht wohl auch, nicht wahr!« Jezal antwortete nicht. »Na schön, wenn Sie es nicht anders haben wollen! Wir haben hier Arbeit vor uns, Hauptmann Luthar, und die kann ich nicht allein erledigen! Vier Monate sind es bis zum Turnier, ich habe nur noch vier Monate, um einen Meisterfechter aus Ihnen zu machen!«
Varuz wartete auf eine Antwort, aber Jezal fiel keine ein. Er machte das alles im Grunde nur seinem Vater zuliebe, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass der alte Soldat das nicht hören wollte, und er hatte keine Lust, noch einen Schlag abzubekommen. »Bah!«, bellte Varuz Jezal ins Gesicht und wandte sich, den Stock fest in beiden Händen über dem Rücken, von ihm ab.
»Marschall Var…«, begann Jezal, aber noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, war Varuz wieder herumgewirbelt und hatte ihm einen hässlichen Stoß in den Magen versetzt.
»Gargh«, gurgelte Jezal, als er in die Knie ging. Varuz sah auf ihn hinunter.
»Sie werden jetzt ein bisschen für mich laufen, Herr Hauptmann.«
»Aaargh.«
»Sie werden von hier bis zum Kettenturm rennen. Dort laufen Sie den Turm nach oben bis zur Brustwehr. Wir werden wissen, wann Sie dort ankommen, denn der Major und ich werden eine angenehme Runde Vierseits drüben auf dem Dach spielen«, er deutete auf das sechsstöckige Gebäude hinter ihm, »und von dort aus hat man die Turmspitze prächtig im Blick. Ich werde Sie mit meinem Fernrohr genau erkennen können, also kommen Sie ja nicht wieder auf den Gedanken zu mogeln!« Mit diesen Worten schlug er Jezal auf den Kopf.
»Au«, sagte Jezal und rieb sich die schmerzende Stelle.
»Nachdem Sie sich oben auf dem Dach gezeigt haben, laufen Sie zurück. Sie laufen so schnell Sie können, und darauf kann ich mich verlassen, denn falls Sie noch nicht wieder da sein sollten, wenn wir unsere Partie beendet haben, dürfen Sie noch einmal loslaufen.« Jezal zuckte zusammen. »Major West ist ein äußerst erfahrener Spieler im Vierseits, also sollte ich wohl eine halbe Stunde brauchen, um ihn zu besiegen. Ich würde vorschlagen, Sie machen sich auf den Weg.«
Jezal sprang auf die Füße und lief durch den Torbogen auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs, während er wilde Verwünschungen murmelte.
»Sie werden schon ein bisschen schneller machen müssen, Hauptmann!«, rief Varuz ihm nach. Jezals Beine schienen wie aus Blei zu sein,
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