Kriegsklingen (First Law - Band 1)
grollende Stimme. »Du wolltest nach Süden, und als wir dann nach Süden gewandert sind, hast du die ganze Zeit über die Berge gemeckert! Jetzt sind wir aus den Bergen raus, und jetzt meckerst du Tag und Nacht, weil es zu wenig zu fressen gibt! Das habe ich langsam gründlich satt, du alter Jammerlappen!«
Sofort erklang das gehässige Knurren des Schwarzen Dow. »Warum solltest du aber auch doppelt so viel zu fressen kriegen, bloß weil du so ein fettes Schwein bist?«
»Du kleines Arschloch! Ich könnte dich zertreten wie einen Wurm, und genau das bist du auch!«
»Ich werde dir die Kehle durchschneiden, wenn du schläfst, du Fleischkloß! Dann hätten wir alle reichlich zu fressen! Und es wäre Schluss mit deinem verdammten Geschnarche! Jetzt weiß ich so langsam, wieso sie dich Donnerkopf nennen, du sägende Sau!«
»Haltet jetzt beide euer Maul!«, hörte der Hundsmann Dreibaum brüllen, laut genug, um die Toten zu wecken. »Mir reicht’s allmählich!«
Nun konnte er sie auch sehen, alle fünf. Tul Duru und der Schwarze Dow, die einander kampfeslustig anstarrten, Dreibaum, der mit erhobenen Händen beschwichtigend zwischen ihnen stand, Forley, der dasaß und traurig aussah, und Grimm, der nicht einmal hinguckte, seine Pfeile prüfte.
»He!«, zischte Hundsmann, und sie alle fuhren herum und sahen ihn an.
»Es ist der Hundsmann«, sagte Grimm, der kaum den Blick von seinem Köcher hob. Den Kerl konnte man einfach nicht begreifen. Manchmal sagte er tagelang gar nichts, und wenn er dann den Mund aufmachte, gab er irgendetwas von sich, das sowieso offensichtlich war.
Forley war bemüht, die Jungs ein wenig abzulenken, wie immer. Es war schwer zu sagen, wie lange man Tul und Dow davon würde abhalten können, sich gegenseitig umzubringen, wenn er nicht da wäre. »Was hast du entdeckt, Hundsmann?«
»Ihr werdet es nicht glauben, fünf blöde Arschlöcher mitten im Wald!«, fauchte der Kundschafter und trat unter den Bäumen hervor. »Ich konnte sie meilenweit hören! Dabei waren das doch tatsächlich Namhafte Männer, sollte man kaum glauben, Männer, die es besser wissen sollten! Die aber trotzdem untereinander Streit angefangen haben! Fünf blöde Arschlöcher …«
Dreibaum hob die Hand. »Schon gut, Hundsmann. Wir sollten es wirklich besser wissen.« Er warf Tul und Dow einen vernichtenden Blick zu. Sie sahen einander ebenso finster an, aber sie sagten nichts mehr. »Was hast du entdeckt?«
»Hier in der Gegend wird gekämpft, jedenfalls ist das zu vermuten. Ich habe einen brennenden Hof gesehen.«
»Einen brennenden Hof?«, fragte Tul.
»Joh.«
Dreibaum runzelte die Stirn. »Dann führ uns hin.«
Vom Wald aus hatte der Hundsmann es nicht gesehen. Konnte er auch gar nicht. Zu viel Rauch und auch zu weit weg, um das zu erkennen. Aber jetzt sah er es, ganz aus der Nähe, und ihm wurde übel. Sie alle sahen es.
»Das ist eine richtig schwarze Tat, so was«, sagte Forley und blickte in den Baum hinauf. »Eine richtig schwarze Tat.«
»Joh«, murmelte Hundsmann. Ihm fiel nichts anderes ein, was er hätte sagen können. Der Ast knarrte, als der alte Mann sich langsam drehte. Seine Füße baumelten knapp über dem Erdboden. Vielleicht hatte er versucht sich zu wehren, jedenfalls steckten zwei Pfeile in ihm. Das Mädchen war zu jung, um seine Frau zu sein. Vielleicht seine Tochter. Die beiden Kleinen, so vermutete der Hundsmann, waren wahrscheinlich ihre Kinder. »Wer würde denn ein Kind aufhängen?«, fragte er leise.
»Mir fallen schon ein paar Leute ein, deren Seelen schwarz genug dazu wären«, sagte Tul.
Dow spuckte ins Gras. »Meinst du mich?«, grollte er, und schon wieder gingen beide aufeinander los wie Hammer und Amboss. »Ich habe ein paar Höfe abgebrannt, und auch ein oder zwei Dörfer, aber dazu gab es Gründe, und es war Krieg. Die Kinder habe ich am Leben gelassen.«
»Da habe ich was anderes gehört«, sagte Tul. Hundsmann schloss die Augen und seufzte.
»Glaubst du, dass mich das einen Scheißdreck kümmert, was du gehört hast?«, bellte Dow. »Vielleicht ist ja mein Name schwärzer, als ich es verdiene, du Riesenarsch!«
»Ich weiß genau, was du verdienst, du Drecksau!«
»Jetzt reicht’s!«, donnerte Dreibaum und sah düster zum Baum hinüber. »Habt ihr überhaupt keinen Respekt? Hundsmann hat recht. Wir sind jetzt raus aus den Bergen, und es kündigt sich Ärger an. Mit diesen Kabbeleien ist jetzt Schluss. Endgültig. Ab sofort bleiben wir alle ruhig und kalt wie
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