Kriegsklingen (First Law - Band 1)
ein Wintertag. Wir sind Namhafte Männer und haben Männerarbeit zu tun.«
Hundsmann nickte und war froh, endlich einmal vernünftige Worte zu hören. »In der Nähe wird gekämpft«, sagte er, »mit Sicherheit.«
»Hm«, sagte Grimm, wobei nicht recht zu sagen war, wem er nun eigentlich zustimmte.
Dreibaums Augen ruhten noch immer auf den hin und her pendelnden Toten. »Du hast recht. Wir müssen uns darauf vorbereiten. Darauf und auf nichts anderes. Wir werden die Truppe stellen, die das hier getan hat, und herausfinden, wofür sie kämpfen. Wir können nichts ausrichten, bevor wir nicht wissen, um welche Fehde es hier geht.«
»Wer auch immer hierfür verantwortlich ist, ist auf der Seite von Bethod«, sagte Dow. »Das zeigt schon allein dieser Anblick.«
»Wir werden sehen. Tul und Dow, ihr schneidet diese Leute ab und begrabt sie. Vielleicht bringt euch diese Aufgabe wieder ein bisschen zu Verstand.« Die beiden warfen einander finstere Blicke zu, aber Dreibaum achtete nicht weiter darauf. »Hundsmann, du ziehst los und spürst diejenigen auf, die das getan haben. Wir werden ihnen heute Nacht einen Besuch abstatten und uns dann ebenso aufführen wie sie.«
»O ja«, sagte Hundsmann, den es danach drängte, etwas zu tun. »Wir werden ihnen einen Besuch abstatten.«
Der Hundsmann verstand das nicht. Falls diese Kerle wirklich eine Fehde führten und daher fürchten mussten, auf Feinde zu treffen, dann machten sie sich nicht allzu viel Mühe, ihre Spuren zu verwischen. Ihnen zu folgen war ausgesprochen einfach. Er nahm an, dass sie zu fünft waren. Offenbar waren sie ganz gemütlich von dem brennenden Gehöft aufgebrochen, das Tal am Fluss entlang gewandert und schließlich im Wald verschwunden. Die Spuren waren so deutlich, dass er sich zwischenzeitlich schon Sorgen machte – was, wenn das nur ein Trick dieser Leute war und sie irgendwo zwischen den Bäumen lauerten, um auch ihn an einem Ast aufzuknüpfen? Aber offenbar war es nicht so, denn er holte sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein.
Zuerst roch er ihr Fleisch – gebratener Hammel. Dann hörte er ihre Stimmen – sie redeten, brüllten, lachten und unternahmen nicht den geringsten Versuch, leise zu sein; sie übertönten sogar das Rauschen des nahe gelegenen Flusses. Und nun sah er sie auch. Sie saßen um ein großes Feuer auf einer Lichtung. Auf einem Spieß über den Flammen drehte sich ein totes Schaf, das sie sicherlich von dem abgebrannten Gehöft mitgenommen hatten. Der Hundsmann duckte sich in die Büsche und blieb so still und ruhig, wie sie es hätten sein sollen. Tatsächlich zählte er fünf Männer, oder vielmehr vier und einen Jungen von etwa vierzehn Jahren. Sie alle saßen da, niemand stand Wache, niemand passte auch nur im Geringsten auf. Er verstand das nicht.
»Die sitzen alle nur da«, flüsterte er, als er zu den anderen zurückkehrte. »Einfach so. Keine Wache, kein Garnichts.«
»Sitzen nur so da rum?«, fragte Forley.
»Ja. Fünf Mann. Sitzen da und lachen. Mir gefällt das nicht.«
»Mir auch nicht«, sagte Dreibaum, »aber mir hat das, was ich dort hinten bei diesem Hof gesehen habe, noch viel weniger gefallen.«
»Waffen«, zischte Dow. »Zu den Waffen. Muss sein.«
Ausnahmsweise stimmte Tul ihm zu. »Waffen, Häuptling. Denen muss man eine Lehre erteilen.«
Nicht einmal Forley sprach sich dieses Mal dafür aus, auf einen Kampf zu verzichten, aber Dreibaum dachte dennoch eine Weile still für sich darüber nach, er nahm sich Zeit, ließ sich nicht drängen. Dann nickte er. »Zu den Waffen.«
Man sieht den Schwarzen Dow im Dunkeln nicht, jedenfalls nicht, wenn er nicht gesehen werden will. Man hört ihn auch nicht, aber der Hundsmann wusste, dass er da war, während er geduckt durch den Wald schlich. Wenn man lange genug mit einem Mann gekämpft hat, dann versteht man sich ohne Worte. Man weiß, wie er denkt, und irgendwann denkt man schließlich genauso. Dow war da.
Der Hundsmann hatte seine Aufgabe. Seinen Mann. Er saß ganz rechts, und Hundsmann konnte seinen Umriss klar ausmachen, da er sich wie ein dunkler Schatten gegen den hellen Feuerschein abhob. An die anderen verschwendete er einstweilen noch nicht zu viele Gedanken. Er dachte nur an eines, an seinen Mann. Wenn man einmal beschlossen hat, sich an die Arbeit zu machen – oder wenn der Häuptling das beschlossen hat – dann zieht man los und blickt nicht zurück, bevor der Auftrag nicht erledigt ist. Die Zeit, in der man nachdenkt, könnte die
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