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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und unauffällig zu wirken. Nicht, dass zu dieser Stunde besonders viele Leute unterwegs gewesen wären. Es war spät, und Ardee hatte es sicher schon vor langer Zeit aufgegeben, auf ihn zu warten, immer vorausgesetzt, dass sie überhaupt je dort erschienen war.
    Er schlich nervös um die Statue herum, spähte in die Schatten und kam sich vor wie ein Narr. Über diesen Platz war er schon viele, viele Male gegangen, ohne weiter darüber nachzudenken. War es nicht einfach ein öffentlicher Ort? Er hatte ebenso ein Recht darauf, hier zu sein, wie alle anderen, aber dennoch fühlte er sich wie ein Dieb.
    Der Platz war menschenleer. Das war schon mal gut. Geradezu perfekt. Es gab nichts zu gewinnen und alles zu verlieren und so weiter. Aber wieso war er dann so am Boden zerstört? Er sah hoch zu Harods Gesicht, dem jener finstere Ausdruck eingemeißelt worden war, den Bildhauer den wahrhaft Großen vorbehalten. Er hatte ein schönes, kräftiges Kinn, das es fast mit Jezals eigenem aufnehmen konnte.
    »Aufwachen!«, zischte eine Stimme direkt an seinem Ohr. Jezal quiekte geradezu mädchenhaft auf, sprang davon, stolperte und konnte sich nur aufrecht halten, indem er sich an König Harods riesigem Fuß festhielt. Hinter ihm stand eine dunkle Gestalt, in eine Kapuze gehüllt.
    Lachen. »Kein Grund, sich in die Hosen zu machen.« Ardee. Sie schob die Kapuze zurück. Aus einem Fenster in der Nähe fiel Licht auf den unteren Teil ihres Gesichts und fing ihr schiefes Lächeln ein. »Ich bin’s doch bloß.«
    »Ich habe Sie nicht gesehen«, stammelte er und bemühte sich, seinen verzweifelten Griff um den großen Steinfuß zu lösen und schnell wieder völlig gelassen zu wirken. Kein guter Anfang, das musste er zugeben. Er hatte kein Talent für ein solches Versteckspiel. Ardee hingegen schien sich richtig in ihrem Element zu fühlen; so sehr, dass er sich fragte, ob sie darin Erfahrung hatte.
    »Von Ihnen habe ich allerdings in letzter Zeit auch ziemlich wenig gesehen«, sagte sie.
    »Nun ja«, murmelte er, während sein Herz vor Schreck immer noch heftig pochte, »ich war sehr beschäftigt, wegen des Turniers und so …«
    »Stimmt, das ach so wichtige Turnier. Ich habe Sie heute kämpfen sehen.«
    »Sie waren dort?«
    »Es war sehr beeindruckend.«
    »Äh, vielen Dank, ich …«
    »Mein Bruder hat etwas gesagt, nicht wahr?«
    »Wie, übers Fechten?«
    »Nein, Sie Dussel. Über mich.«
    Jezal schwieg und dachte darüber nach, wie diese Frage am besten zu beantworten war. »Nun, er …«
    »Haben Sie Angst vor ihm?«
    »Nein!« Schweigen. »Na schön, ja.«
    »Aber Sie sind trotzdem gekommen. Da sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen.« Sie umkreiste ihn mit langsamen Schritten, sah ihn von oben bis unten an, von den Füßen bis zum Haaransatz und wieder zurück. »Sie haben sich allerdings ganz schön Zeit gelassen. Es ist spät. Ich muss bald nach Hause.«
    In der Art, wie sie ihn ansah, lag etwas, das überhaupt nicht dazu beitrug, dass sich sein klopfendes Herz beruhigte. Im Gegenteil. Er musste ihr sagen, dass sie sich nicht länger treffen konnten. Es war falsch. Für sie beide. Nichts Gutes konnte daraus erwachsen … nichts Gutes …
    Sein Atem ging schnell, angespannt, aufgeregt, und er konnte seine Augen nicht von ihrem von Schatten überlagerten Gesicht abwenden. Er musste es ihr sagen, jetzt. War das nicht der Grund, weswegen er gekommen war? Er öffnete den Mund, aber die guten Gründe, die er anführen wollte, schienen plötzlich in weite Ferne gerückt, sie schienen auf eine andere Zeit und andere Menschen zuzutreffen, nicht mehr greifbar und unbedeutend.
    »Ardee …«, begann er.
    »Hmmm?« Sie trat auf ihn zu, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt. Jezal versuchte, einen Schritt zurückzutreten, aber da stand die Statue. Ardee kam noch näher, die Lippen leicht geöffnet, die Augen auf seinen Mund gerichtet. Was war so falsch daran, wenn man genauer darüber nachdachte?
    Ihre Fingerspitzen lagen kalt auf seiner Haut, strichen seitlich über sein Gesicht, verfolgten die Linie seines Unterkiefers, griffen sanft in sein Haar und zogen seinen Kopf zu ihr hinunter. Ihre Lippen berührten seine Wange, weich und warm, dann sein Kinn, dann seine Lippen. Sie saugten sanft an den seinen. Dann drängte sie sich gegen ihn, und ihre andere Hand glitt an seinen Rücken. Ihre Zunge strich über sein Zahnfleisch, seine Zähne, seine Zunge, und sie gab leise kehlige Geräusche von sich. Er auch, vermutlich – er war sich

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