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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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durchgelassen hätten. Von dem bisschen Helligkeit, das an diesem trüben Nachmittag draußen herrschte, drang jedenfalls nichts herein. Die flackernde Kerzenflamme tanzte über die staubigen Gemälde an der gegenüberliegenden Wand, bleiche alte Männer angetan mit dunklen Talaren in Schwarz und Grau, die mit wilden Augen aus ihren abblätternden Rahmen starrten und Fläschchen, Zahnräder oder Zirkel in den verwelkten Händen hielten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Glokta, nachdem sie einige Minuten lang durch das Halbdunkel geschritten waren.
    »Die Adepti sind beim Essen«, schnaufte der Pförtner und sah mit unendlich müden Augen zu ihm auf.
    Der Speisesaal der Universität war eine höhlenartige Halle, in der jedes Geräusch von den Wänden widerhallte und die beinahe stockdunkel gewesen wäre, hätten nicht einige blakende Kerzen für ein klein wenig Licht gesorgt. In einem riesenhaften Kamin flackerte ein Feuer, das tanzende Schatten auf die Dachbalken warf. Ein langer Tisch erstreckte sich über die ganze Länge der Halle, durch langjährigen Gebrauch speckig glänzend und von wackligen Stühlen flankiert. Er bot Platz für achtzig, aber nur fünf Männer saßen da, an dem Ende zusammengedrängt, das dem Feuer am nächsten war. Sie blickten auf, als das Klacken von Gloktas Stock durch den Raum hallte, hielten beim Essen inne und sahen mit großer Neugier zu ihm hinüber. Der Mann am Haupt des Tisches stand auf und eilte zu ihnen, wobei er den Saum seines langen schwarzen Talars mit einer Hand hochhielt.
    »Ein Besucher«, schnaufte der Pförtner und wedelte mit seiner Kerze in Gloktas Richtung.
    »Ah, vom Erzlektor! Ich bin Silber, der Universitätsverweser!« Damit schüttelte er Gloktas Hand. Seine Kollegen erhoben sich währenddessen krumm und zittrig von ihren Stühlen, als sei gerade der Ehrengast ihrer Versammlung eingetroffen.
    »Inquisitor Glokta.« Er sah die eifrigen Alten der Reihe nach an.
Wesentlich mehr Ehrerbietung, als ich erwartet hatte, muss ich sagen. Aber der Name des Erzlektors öffnet natürlich alle möglichen Türen.
    »Glokta, Glokta«, murmelte einer der alten Männer, »ich meine, mich von irgendwoher an einen Glokta zu erinnern.«
    »Sie erinnern sich an alles Mögliche von irgendwoher, aber Sie erinnern sich nie, woher«, erwiderte der Verweser und erntete halbherziges Gelächter. »Bitte erlauben Sie mir, Ihnen die Kollegen vorzustellen.«
    Er trat auf die vier Wissenschaftler mit ihren schwarzen Talaren zu und deutete nacheinander auf sie alle. »Saurizin, unser Adeptus der Chemie.« Ein kräftig gebauter, ungekämmter Alter, dessen Umhang vorn viele Brandlöcher und Flecken aufwies und der mehr als nur ein paar Essenskrümel in seinem Bart hatte. »Denka, der Adeptus der Metallurgie.« Der mit Abstand jüngste der vier, der allerdings auch keinesfalls mehr jung zu nennen war, hatte einen überheblichen Zug um den Mund. »Chayle, unser Adeptus der Mechanik.« Glokta hatte nie zuvor einen Mann gesehen, der einen so großen Kopf und dabei ein so kleines Gesicht hatte. Vor allem seine Ohren waren riesengroß; aus ihnen ragten graue Härchen. »Und Kandelau, der Adeptus der Medizin.« Ein dürrer alter Vogel mit langem Hals und einem Zwicker, den er auf seine schnabelartige, gebogene Nase geklemmt hatte. »Bitte setzen Sie sich zu uns, Herr Inquisitor.« Der Verweser deutete auf einen leeren Stuhl, der zwischen zweien der Adepti stand.
    »Ein Gläschen Wein vielleicht?«, schmeichelte Chayle mit einem spitzen Lächeln auf seinem winzigen Mund, lehnte sich dabei bereits mit einem Dekanter vor und kippte Wein in ein Glas.
    »Nun, dann gern.«
    »Wir haben gerade über die jeweiligen Vorzüge unserer verschiedenen Forschungsbereiche diskutiert«, erklärte Kandelau und sah Glokta über seine blitzenden Brillengläser hinweg an.
    »Wie immer«, lamentierte der Verweser.
    »Der menschliche Körper ist natürlich das einzige Gebiet, das der ausgiebigen Untersuchung wert ist«, fuhr der Adeptus der Medizin fort. »Man muss die Geheimnisse des Inneren erforschen, bevor man sich der Welt draußen zuwenden kann. Wir alle haben einen Körper, Herr Inquisitor. Die Möglichkeiten der Heilung, aber auch die Möglichkeiten, ihm Schaden zuzufügen, sind für uns von größtem Interesse. Der menschliche Körper ist der Bereich, mit welchem ich mich beschäftige.«
    »Körper! Körper!«, quengelte Chayle, spitzte die Lippen und schob die Reste seines Mahls auf dem Teller hin und her. »Wir sind

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