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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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von dort, wo Gorst ihn getroffen hatte, und wimmerte leise.
    Die Menge war schockiert und so still, dass Gloktas gackerndes Lachen bis in die letzte Reihe zu hören war. Kursters Betreuer stürzte aus seiner Kabine hervor und drehte seinen gefallenen Schüler vorsichtig auf den Rücken. Der junge Mann zuckte schwach mit den Beinen, jammerte und hielt sich die Rippen. Gorst beobachtete das einen Augenblick, ohne eine Regung zu zeigen, dann ging er achselzuckend wieder auf seinen Platz.
    Kursters Betreuer wandte sich an den Kampfrichter. »Es tut mir leid«, sagte er, »aber mein Schüler kann nicht weitermachen.«
    Glokta konnte sich kaum noch beherrschen. Er musste sich die Hände auf den Mund pressen. Sein Körper bebte vor Heiterkeit. Bei jedem Auflachen spürte er einen schmerzhaften Krampf in seinem Nacken, aber das war ihm egal. Offenbar fand der Großteil der Zuschauer das Spektakel weniger amüsant. Um ihn herum wurde verärgertes Gemurmel laut. Aus den zornigen Stimmen wurden Buhrufe, als Kurster, gestützt auf seinen Betreuer und seinen Sekundanten, vom Ring weggeführt wurde, und die Buhrufe wandelten sich in einen Chor zorniger Ausrufe.
    Gorst ließ die Augen faul durch halb geschlossene Lider über die Menge schweifen, dann zuckte er noch einmal die Achseln und stapfte zu seiner Kabine zurück. Glokta kicherte noch immer, als er aus der Arena humpelte, mit einer Börse, die wesentlich schwerer war als bei seiner Ankunft. So viel Spaß hatte er seit Jahren nicht mehr gehabt.
     
    Die Universität befand sich in einer vernachlässigten Ecke des Agrionts, direkt überschattet vom Haus des Schöpfers, wo sogar die Vögel alt und müde wirkten. Es war ein großes, heruntergekommenes Gebäude, von halb vertrocknetem Efeu überwachsen, und schon allein der Baustil verriet, dass es aus einer lange zurückliegenden Zeit stammte. Man sagte, es sei eines der ältesten der ganzen Stadt.
Und so sieht es auch aus.
    Die Dächer waren in der Mitte eingesunken, so sehr, dass einige von ihnen Gefahr liefen, demnächst einzufallen. Die zarten Türmchen bröckelten und drohten, in die ungepflegten Gärten hinunterzustürzen. Der Putz an den Wänden war gesprungen und fleckig, und hin und wieder war er großflächig abgeplatzt und ließ die darunterliegenden nackten Steine und bröseligen Mörtel sehen. An einer Stelle unterhalb einer schadhaften Regenrinne breitete sich ein großer brauner Fleck auf der Mauer aus. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als das Studium der Wissenschaften viele der führenden Köpfe der Union angezogen und dieses Gebäude zu den großartigsten der ganzen Stadt gehört hatte.
Und Sult glaubt, die Inquisition sei aus der Mode.
    Zwei Statuen flankierten das halb verfallene Tor. Zwei alte Männer; einer trug eine Lampe, einer deutete auf etwas in einem Buch.
Weisheit und Fortschritt oder irgend so ein Blödsinn.
Der mit dem Buch hatte irgendwann im letzten Jahrhundert seine Nase eingebüßt, der andere hatte sich bereits ein wenig geneigt, die Lampe ragte verzweifelt weit heraus, als ob sie irgendwo Halt suchte.
    Glokta hob die Faust und hämmerte an die uralten Türen. Sie schepperten und bewegten sich deutlich, als ob sie jeden Augenblick aus den Angeln fallen wollten. Glokta wartete. Wartete recht lange.
    Plötzlich war das rasselnde Zurückziehen mehrerer Riegel zu hören, und die eine der beiden Türen schwang wackelnd ein paar Zoll breit auf. Ein uraltes Gesicht erschien in der Lücke und spähte mit zusammengekniffenen Augen zu Glokta hinaus, von unten durch eine bloße Wachskerze erhellt, die der Mann in seiner verdorrten Hand hielt. Trübe alte Augen blickten auf und ab. »Ja?«
    »Inquisitor Glokta.«
    »Ah, vom Erzlektor?«
    Glokta verzog überrascht das Gesicht. »Ja, genau.«
Die sind nicht halb so abgeschnitten von der Welt, wie es den Eindruck macht. Er scheint zu wissen, wer ich bin.
    Drinnen war es gefährlich dunkel. Zwei riesige Messingkandelaber standen links und rechts von der Tür und glänzten matt im schwachen Licht der kleinen Kerze, die der Pförtner vor sich her trug. »Hier entlang, mein Herr«, schnaufte der alte Mann und tappte tief gebeugt davon. Selbst Glokta hatte kaum Schwierigkeiten, mit ihm mitzuhalten, als er durch das Halbdunkel schlich.
    Gemeinsam schlurften sie durch einen schattenverhangenen Flur. An einer Seite befanden sich Fenster, uralt und mit kleinen Glasscheiben bestückt, die so dreckig waren, dass sie selbst am schönsten Sonnentag kaum Licht

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