Kriegsklingen (First Law - Band 1)
er es offenbar ernst, dieser Bethod. Er führt Krieg gegen die Union, und zwar richtig. Wie viel Blut auch immer fließen mag, ihm reicht es nie. Er nimmt jetzt jeden Mann, der einen Speer halten kann.« In gewisser Hinsicht überraschte sie das nicht. Bethod hatte sich nie mit halben Sachen zufrieden gegeben. Sein Motto lautete ›Ganz oder gar nicht‹ und es war ihm egal, wer dabei draufging. »Jeden Mann«, murmelte Dreibaum vor sich hin. »Wenn jetzt die Schanka über die Berge kommen …«
Der Hundsmann sah in die Runde. Düstere, besorgte, dreckige Gesichter. Er wusste, was Dreibaum meinte, sie alle wussten es. Wenn jetzt die Schanka kamen, und im Norden war niemand mehr, der gegen sie kämpfen konnte, dann würde es bald überall aussehen wie auf dem abgebrannten Hof, nur schlimmer.
»Wir müssen sie warnen«, rief Forley, »wir müssen jemandem Bescheid sagen!«
Dreibaum schüttelte den Kopf. »Du hast den Sumpf gehört. Yawl ist nicht mehr, Rasselkopf und Sything auch nicht. Alle tot und kalt, wieder zu Schlamm geworden. Bethod ist jetzt König, König der Nordmänner.« Der Schwarze Dow verzog das Gesicht und spuckte in den Dreck. »Da kannst du so viel spucken wie du willst, Dow, aber es bleibt eine Tatsache. Es ist niemand mehr da, den man warnen könnte.«
»Niemand außer Bethod selbst«, brummte der Hundsmann und fühlte sich elend, weil er derjenige war, der so etwas aussprechen musste.
»Dann müssen wir ihm Bescheid sagen!« Forley sah sie verzweifelt nacheinander an. »Er mag ja ein herzloser Drecksack sein, aber er ist doch ein Mensch! Er ist besser als die Plattköpfe, oder nicht? Wir müssen es jemandem sagen!«
»Ha«, bellte Dow. »Ha! Und du meinst, er hört uns an, Schwächster? Haste vergessen, was er uns gesagt hat? Uns und auch Neunfinger? Kehrt nie wieder zurück! Haste vergessen, dass er uns um Haaresbreite umgebracht hätte? Haste vergessen, wie sehr er jeden von uns hasst?«
»Wie sehr er uns fürchtet«, verbesserte Grimm.
»Hasst und fürchtet«, sagte Dreibaum, »und das ist auch klug von ihm. Denn wir sind stark. Namhafte Männer. Bekannte Männer. Die Sorte Männer, denen andere folgen.«
Tul nickte mit seinem mächtigen Kopf. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man uns in Carleon willkommen hieße. Und wenn, dann nur mit einem Speer.«
»Ich bin nicht stark«, rief Forley. »Ich bin der Schwächste, das weiß jeder! Bethod hat keinen Grund, mich zu fürchten oder mich zu hassen. Ich werde gehen!«
Hundsmann sah ihn überrascht an. Sie alle. »Du?«, fragte Dow.
»Ja, ich! Ich bin vielleicht kein Krieger, aber ich bin auch kein Feigling! Ich werde gehen und mit ihm reden. Vielleicht hört er mich an.« Hundsmann war völlig verblüfft. Es war so lange her, dass einer von ihnen versucht hatte, durch Reden aus einer Klemme herauszukommen, dass er diese Möglichkeit inzwischen ganz vergessen hatte.
»Kann sein, vielleicht tut er das«, murmelte Dreibaum.
»Vielleicht hört er dich an«, sagte Tul. »Aber vielleicht bringt er dich danach auch um, Schwächster!«
Der Hundsmann schüttelte warnend den Kopf. »Du setzt sehr viel aufs Spiel.«
»Vielleicht, aber es könnte die Sache wert sein, oder?«
Sie sahen einander besorgt an. Forley zeigte sehr viel Rückgrat, zweifelsohne, aber der ganze Plan wollte dem Hundsmann nicht besonders gefallen. Ausgerechnet Bethod – das war ein ziemlich dünner Faden, um Hoffnungen daran zu knüpfen. Ein verdammt dünner Faden.
Aber wie Dreibaum gesagt hatte – sonst war niemand mehr da.
WORTE UND STAUB
Kurster tänzelte außen um den Ring herum; das lange Goldhaar umspielte seine Schultern, als er der Menge zuwinkte und den Mädchen Kusshände zuwarf. Das Publikum klatschte, schrie und johlte, während der schlanke junge Mann seine angeberischen Runden drehte. Er war ein Aduaner, Offizier bei den Königstreuen.
Ein Kind dieser Stadt, und so äußerst beliebt.
Bremer dan Gorst lehnte sich gegen die Absperrung und sah den Sperenzien seines Gegners unter kaum geöffneten Lidern zu. Seine Eisen waren ungewöhnlich klobig, schwer, abgewetzt und viel benutzt – vielleicht sogar zu schwer, um schnell zu sein. Im Grunde sah Gorst selbst so aus, als sei er zu schwer, um schnell zu sein; er war ein stämmiger, bulliger Mann mit dickem Hals, der mehr wie ein Ringer denn wie ein Fechter wirkte. Er machte den Eindruck, als sei er der Außenseiter in dieser Runde. Jedenfalls schien das die Mehrheit der Zuschauer zu denken.
Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher