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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ihrer Kleidung nach Brot und einem Streifen Fleisch, beides nass vom Durchschwimmen des Flusses, aber noch essbar. Sie lächelte. Von all dem, was Yulwei ihr gegeben hatte in den letzten Tagen, hatte sie sich stets die Hälfte aufbewahrt.
    »Blöder alter Drecksack«, kicherte sie zwischen den einzelnen Bissen vor sich hin. »Hat wohl gedacht, er könnte Ferro Maljinn übertölpeln, was?«
    Verdammt, sie hatte Durst. Das war jetzt nicht zu ändern; Wasser konnte sie später suchen gehen. Jetzt war sie erst einmal müde, sehr müde. Selbst Ferro wurde einmal müde. Sie würde sich hier einen Augenblick ausruhen, nur einen Augenblick. Wieder ein bisschen Kraft in die Beine bekommen, dann weiter, weiter nach … sie hielt inne und verzog das Gesicht. Über das Wohin würde sie später nachdenken. Wo auch immer es für ihre Rache am vorteilhaftesten sein würde. Ja.
    Sie kroch in die Büsche und lehnte sich gegen einen Baum. Wie von selbst schlossen sich ihre Augen. Nur ein bisschen ausruhen. Rache später.
    »Blöder alter Drecksack«, murmelte sie wieder. Ihr Kopf sank zur Seite.
     
    »Bruder!«
    Mit einem Ruck erwachte Ferro und schlug dabei mit dem Kopf gegen den Baum. Es war hell, zu hell. Ein neuer heller, heißer Tag. Wie lange hatte sie geschlafen? »Bruder!« Eine Frauenstimme, nicht weit weg. »Wo bist du?«
    »Hier drüben!« Ferro erstarrte, jeder Muskel verkrampfte sich. Eine Männerstimme, tief und kräftig. Und nah. Sie hörte Pferdehufe, die langsam auf den Boden schlugen. Mehrere Pferde, ganz in der Nähe.
    »Was machst du, Bruder?«
    »Sie ist ganz in der Nähe!«, rief der Mann wieder. Ferro schnürte sich die Kehle zu. »Ich kann sie riechen!« Hastig tastete Ferro im Gebüsch nach ihren Waffen, schob den Säbel und das Messer in ihren Gürtel, das andere Messer versteckte sie in ihrem zerrissenen Ärmel. »Ich kann sie schmecken, Schwester! Sie ist ganz nah!«
    »Aber wo?« Die Stimme der Frau kam näher. »Glaubst du, sie kann uns hören?«
    »Vielleicht ja«, lachte der Mann. »Bist du da, Maljinn?« Sie legte sich den Köcher über die Schulter und nahm den Bogen zur Hand. »Wir warten«, sang er und näherte sich weiter, er war jetzt kurz vor den Bäumen. »Komm heraus, Maljinn, komm heraus und begrüße uns …«
    Sie sprang auf, brach durch die Büsche und schoss auf dem offenen Grasland mit verzweifelter Geschwindigkeit davon.
    »Dort ist sie!«, rief die Frau von hinten. »Sieh, wie sie läuft!«
    »Holt sie ein!«, schrie der Mann.
    Das struppige Gras erstreckte sich flach vor ihr. Keine Deckung. Nichts, um sich zu verstecken. Sie drehte sich mit zusammengebissenen Zähnen um und legte einen Pfeil auf die Sehne. Vier Reiter hielten auf sie zu, gurkhisische Soldaten, die Sonne schimmerte auf ihren hohen Helmen und auf den grausamen Spitzen ihrer Speere. Hinter ihnen, noch nicht ganz so nahe, kamen zwei weitere Reiter: ein Mann und eine Frau. »Bleib stehen! Im Namen des Imperators!«, rief einer der Soldaten.
    »Scheiß auf deinen Imperator!« Ihr Pfeil traf den ersten von ihnen in der Kehle, und er stürzte mit überraschtem Gurgeln rückwärts aus dem Sattel; der Speer flog ihm aus der Hand.
    »Guter Schuss!«, rief die Frau. Der zweite Reiter erhielt einen Pfeil in die Brust. Seine Rüstung fing den Aufprall ein wenig ab, aber das Geschoss drang noch tief genug ein, um ihn zu töten. Der Reiter schrie auf, ließ sein Schwert ins Gras fallen, umklammerte den Schaft und sank im Sattel zusammen.
    Der dritte Reiter gab noch nicht einmal ein Geräusch von sich. Ihn traf der Pfeil im Mund, aus einer Entfernung von weniger als zehn Schritten. Die Spitze bohrte sich durch seinen Schädel und riss ihm den Helm herunter, aber nun hatte der vierte sie erreicht. Sie ließ den Bogen fallen und rollte sich zur Seite, als der Soldat mit dem Speer nach ihr stach, dann zog sie den Säbel aus dem Gürtel und spuckte aufs Gras.
    »Lebend!«, rief die Frau und trieb ihr Pferd gemächlich an. »Wir brauchen sie lebend!«
    Der Soldat wandte sein schnaubendes Pferd um und ließ es vorsichtig auf Ferro zugehen. Er war ein dicker Mann, dessen Kinn mit dichten schwarzen Stoppeln bedeckt war. »Ich hoffe, du hast deinen Frieden mit Gott gemacht«, sagte er.
    »Scheiß auf deinen Gott!« Sie wich ihm aus, bewegte sich mit kleinen Schritten von einer Seite zur anderen und hielt sich dabei nahe am Boden. Der Soldat hieb mit seinem Speer nach ihr und hielt sie auf Abstand; die Hufe seines Pferdes scharrten über den

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