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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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froh, dass er niemanden umgebracht hatte.
    Logen fühlte, wie ihm jemand auf die Schulter klopfte, und er wirbelte herum, den Dolch im Anschlag.
    »Ich bin es nur!« Bruder Langfuß hob die Hände. Logen hatte fast schon vergessen gehabt, dass der Wegkundige bei ihm war. Offenbar hatte er sich die ganze Zeit neben ihm gehalten, völlig still. »Gut gehalten, Meister Neunfinger, gut gehalten! Ich sehe, dass auch Ihr einige bemerkenswerte Fähigkeiten besitzt! Ich freue mich darauf, mit Euch zu reisen, ja, tatsächlich! Zum Hafen geht es hier entlang«, rief er und setzte sich schon wieder in Marsch.
    Logen sah ein letztes Mal zu den beiden Männern hinüber, aber jene suchten noch den Boden ab, daher warf er das Messer weg und beeilte sich, Langfuß einzuholen. »Kämpft Ihr Wegkundigen denn nie?«
    »Einige von uns tun das schon, o ja, mit leeren Händen oder auch mit allen möglichen Waffen. Einige von ihnen bringen sicher den Tod, aber ich nicht. Nein. Das ist nicht meine Art.«
    »Niemals?«
    »Niemals. Meine Talente liegen anderswo.«
    »Ich hätte vermutet, dass Eure Reisen Euch oft in Gefahr bringen würden.«
    »Das tun sie auch«, sagte Langfuß gut gelaunt, »das tun sie tatsächlich. In solchen Augenblicken kommt dann eine andere meiner bemerkenswerten Fähigkeiten zum Tragen – die Fähigkeit, mich zu verbergen.«

SIE, DIE GEGEN ALLES KÄMPFT
    Nacht. Kalt. Der salzige Wind pfiff scharf über den Hügel, und Ferros Kleidung war dünn und zerlumpt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, zog die Schultern hoch und sah schlecht gelaunt aufs Meer. Dagoska war eine Wolke stecknadelkopfgroßer, weit entfernter Lichter, die sich um den steilen Felsen zwischen der großen, halbmondförmigen Bucht und dem schimmernden Meer scharten. Ihre Augen konnten die unscharfen Umrisse kleiner Mauern und Türmchen erkennen, die sich schwarz gegen den dunklen Himmel abhoben, und den schmalen Nacken trockenen Landes, der die Stadt mit dem Festland verband. Beinahe eine Insel. Zwischen ihnen und Dagoska waren Feuer. Lager entlang der Straßen. Viele Lager.
    »Dagoska«, flüsterte Yulwei, der auf einem Felsen neben ihr hockte. »Ein kleiner Splitter der Union, der wie ein Dorn in Gurkhuls Fleisch steckt. Ein Dorn im Stolz des Imperators.«
    »Hm«, knurrte Ferro, die ihre Schultern noch weiter hochzog.
    »Die Stadt ist bewacht. Viele Soldaten. Mehr denn je. Es könnte schwierig werden, so viele zu täuschen.«
    »Vielleicht sollten wir zurückgehen«, murmelte sie hoffnungsvoll.
    Der Alte überhörte das. »
Sie
sind auch hier. Mehr als einer.«
    »Verzehrer?«
    »Ich muss näher heran. Irgendwie einen Weg hineinfinden. Warte hier auf mich.« Er hielt inne und wartete auf ihre Antwort. »Du wirst warten?«
    »Schön«, zischte sie, »schön, ich warte!«
    Yulwei glitt von seinem Felsen und weiter den Hügel hinunter, schlich über den weichen Boden, fast unsichtbar in der tintenschwarzen Dunkelheit. Als das Geräusch der klimpernden Armreifen verklungen war, wandte Ferro sich von der Stadt ab, holte tief Atem und eilte den Hügel nach Süden hinab, zurück nach Gurkhul.
    Laufen, das konnte Ferro. So schnell wie der Wind, stundenlang. Sie hatte Übung im Laufen. Als sie den Fuß des Hügels erreicht hatte, lief sie los, ihre Füße flogen über den ebenen Boden, und ihr Atem ging schnell und hart. Sie hörte Wasser vor sich, rutschte eine Böschung hinunter und sprang in die seichten Fluten eines träge dahinfließenden Flusses. Nun stolperte sie weiter, knietief im kalten Strom.
    Der alte Drecksack kann ja mal versuchen, mich hier zu verfolgen, dachte sie.
    Nach einer Weile packte sie ihre Waffen zu einem Bündel zusammen und hielt sie sich über den Kopf, als sie den Fluss durchschwamm. Mit einem Arm mühte sie sich durch die Strömung. Als sie die andere Seite erreicht hatte, lief sie am Ufer entlang weiter und wischte sich das Wasser von dem tropfnassen Gesicht.
    Die Zeit verging langsam, und allmählich kroch Licht über den Himmel. Der Morgen kam. Neben ihr gurgelte der Fluss, und ihre Sandalen trommelten einen schnellen Rhythmus auf das struppige Gras. Schließlich ließ sie den Fluss hinter sich und lief quer über die Ebene, die nun von Schwarz ins Graue wechselte. Ein Grüppchen verkrüppelter Bäume tauchte vor ihr auf.
    Sie stieß zwischen die Bäume und schlüpfte mit keuchendem Atem ins Unterholz. Sie zitterte im Dämmerlicht, und ihr Herz klopfte heftig. Zwischen den Bäumen war es still. Gut. Sie tastete in

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