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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Boden und wirbelten Ferro den Staub ins Gesicht.
    »Steche sie mal ein bisschen!«, hörte sie die Frau hinter sich rufen.
    »Ja, steche sie!«, rief ihr Bruder kichernd. »Aber nicht zu sehr! Wir wollen sie lebend!« Der Soldat biss die Zähne zusammen und spornte sein Pferd an. Ferro duckte sich und kroch vor den stampfenden Hufen davon. Die Spitze des Speers zuckte nach ihr und riss ihr eine Wunde in den Arm. Mit aller Kraft schwang sie nun ihren Säbel.
    Die krumme Schneide fand die Lücke zwischen den einzelnen Platten der Rüstung, die der Soldat trug, trennte ihm das Bein knapp oberhalb des Knies ab und schlug eine riesige Wunde in die Flanke des Pferdes. Mensch und Tier brüllten gleichzeitig auf und stürzten gemeinsam zu Boden. Dunkles Blut strömte über den Staub und Dreck.
    »Sie hat ihn!« Die Frau klang leise enttäuscht.
    »Auf, Mann«, lachte ihr Bruder, »auf sie! Noch hast du eine Gelegenheit!« Der Soldat zappelte am Boden. Ferros Säbel fuhr auf sein Gesicht nieder und machte seinen Schreien ein schnelles Ende. Ganz in der Nähe hielt sich noch der zweite Reiter im Sattel, das Gesicht verzerrt, um die letzten Atemzüge ringend und die Hand noch immer um den blutigen Schaft ihres Pfeils gekrallt. Sein Pferd neigte den Kopf und begann, an dem trockenen Gras vor seinen Hufen zu knabbern.
    »Damit sind sie alle erledigt«, sagte die Frau.
    »Ich weiß.« Ihr Bruder seufzte tief. »Muss man denn immer alles selbst machen?«
    Ferro sah zu ihnen hoch, als sie den blutigen Säbel wieder in den Gürtel schob. Sie saßen gar nicht weit entfernt nachlässig auf ihren Pferden, die Sonne stand hell hinter ihnen am Himmel, Lachen auf ihren grausamen, schönen Gesichtern. Sie waren wie Fürsten gekleidet, Seide umwehte sie in der leichten Brise, und sie trugen schweren Schmuck, aber beide hatten sie keine Waffen. Ferro bückte sich nach ihrem Bogen.
    »Sei vorsichtig, Bruder«, sagte die Frau und betrachtete ihre Fingernägel. »Sie kämpft gut.«
    »Wie eine Teufelin! Aber mir ist sie nicht gewachsen, Schwester, hab keine Angst.« Er sprang aus dem Sattel. »Also, Maljinn, wollen wir dann …«
    Der Pfeil traf ihn in der Brust und drang mit sattem Aufschlag tief ins Fleisch.
    »… anfangen?« Der Schaft zitterte, und in seinem Rücken glänzte die Spitze, trocken und blutlos. Er ging auf sie zu. Ihr nächster Pfeil traf ihn an der Schulter, aber er kam ihr nur noch schneller entgegen, begann zu laufen und eilte mit riesenhaften Schritten voran. Sie ließ den Bogen fallen, und ihre Finger suchten nach dem Griff ihres Säbels. Zu langsam. Sein ausgestreckter Arm traf sie mit fürchterlicher Kraft quer über die Brust und warf sie zu Boden.
    »Oh, gut gemacht, Bruder!« Die Frau klatschte entzückt in die Hände. »Gut gemacht!«
    Ferro überschlug sich einige Male und blieb hustend im Staub liegen. Sie sah, dass der Mann sie beobachtete, während sie wieder aufstand und den Säbel mit beiden Händen packte. Dann schwang sie ihn in einem großen Bogen, hoch über ihrem Kopf und gegen den Mann. Die Klinge biss tief in die Erde. Irgendwie war es ihrem Gegner gelungen, sekundenschnell zur Seite zu tänzeln. Aus dem Nichts kam ein Fuß und traf mit Wucht ihren Magen. Sie knickte zusammen, machtlos, allen Atem aus dem Körper gepresst. Ihre Finger zuckten, der Säbel blieb im Boden stecken, ihre Knie zitterten.
    »Und nun …« Etwas krachte gegen ihre Nase. Ihre Beine gaben nach, und ihr Rücken schlug schwer auf dem Boden auf. Sie rollte sich benommen auf die Knie, während die Welt um sie herum schwankte. Blut war auf ihrem Gesicht. Sie blinzelte und schüttelte den Kopf, um die Welt, die sich um sie drehte, anzuhalten. Der Mann ging auf sie zu, schief, unscharf. Er riss sich den Pfeil aus der Brust und warf ihn von sich. Es war kein Blut zu sehen, nur ein bisschen Staub. Nur Staub, der sich in der Luft kräuselte.
    Ein Verzehrer. Er musste ein Verzehrer sein.
    Ferro stand schwankend auf und zog das Messer aus ihrem Gürtel. Mit einem Satz sprang sie auf ihn zu, verfehlte ihn, stach wieder zu, verfehlte ihn erneut. Ihr Kopf schwamm. Sie schrie und hackte mit aller Gewalt auf ihn ein.
    Mit einem Ruck packte er ihr Handgelenk. Ihre Gesichter waren nun nicht einmal mehr einen Fuß voneinander entfernt. Seine Haut war makellos, weich, wie dunkles Glas. Er sah jung aus, beinahe wie ein Kind, aber er hatte alte Augen. Harte Augen. Er beobachtete sie – neugierig, amüsiert, wie ein Junge, der einen ungewöhnlichen

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