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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wie gewöhnlich diesen missmutigen, neidischen Gesichtsausdruck, selbst im Augenblick von Jezals Sieg. Der missmutige, neidische Drecksack. Konnte er sich nicht einmal für seinen Bruder freuen, wenn auch nur für einen Tag?
    »Darf auch ich dem Sieger gratulieren?«, ertönte eine Stimme hinter seinem Rücken. Es war dieser alte Spinner, der vom Tor, den dieser Sulfur seinen Meister genannt hatte. Der den Namen Bayaz gebraucht hatte. Auf seinem kahlen Schädel stand der Schweiß, und zwar in dicken Tropfen. Sein Gesicht war bleich, die Augen lagen tief in den Höhlen. Als ob er auch gerade sieben Runden gegen Gorst gefochten hätte. »Wirklich gut gemacht, mein junger Freund, eine beinahe … magische Darbietung.«
    »Danke«, murmelte Jezal. Er war sich überhaupt nicht sicher, wer der Alte wirklich war oder welches Ziel er verfolgte, aber er traute ihm nicht im Geringsten. »Doch ich muss mich entschuldigen, ich muss …«
    »Aber selbstverständlich. Wir unterhalten uns später.« Das sagte er mit beunruhigender Bestimmtheit, als ob diese Sache bereits fest vereinbart worden war. Dann wandte er sich ab und verschwand mühelos in der Menge. Jezals Vater sah ihm nach, kalkweiß im Gesicht, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
    »Kennst du ihn, Vater?«
    »Ich …«
    »Jezal!« Varuz ergriff ihn voller Begeisterung am Arm. »Kommen Sie! Der König möchte Ihnen gratulieren!« Er zog Jezal von seiner Familie weg und auf den Fechtring zu. Wieder brandete ein wenig Applaus auf, als sie gemeinsam über das trockene Gras schritten, über die Stätte von Jezals Sieg. Der Lord Marschall hatte ihm den Arm väterlich um die Schulter gelegt und lächelte die Zuschauer an, als gelte der Beifall ihm. Jeder wollte ein Stück von seinem Ruhm, wie es schien, aber Jezal gelang es, den alten Mann abzuschütteln, als er die Stufen zur königlichen Loge hinaufging.
    Prinz Raynault, der jüngste Sohn des Königs, war der Erste in der Reihe. Bescheiden gekleidet, ehrlich und scheinbar nachdenklich, sah er gar nicht königlich aus. »Gut gemacht!«, rief er über den Lärm der Menge hinweg und klang, als freue er sich wirklich über Jezals Sieg. »Wirklich gut gemacht!« Sein älterer Bruder war wesentlich überschwänglicher.
    »Unglaublich!«, brüllte Prinz Ladisla, und das Sonnenlicht spiegelte sich auf den goldenen Knöpfen seiner weißen Jacke. »Großartig! Faszinierend! Überwältigend! So etwas habe ich noch nie gesehen!« Jezal grinste und verneigte sich demütig, ließ dann die Schultern etwas hängen, als ihn der Kronprinz mit leicht übertriebener Härte auf den Rücken schlug. »Ich wusste immer, dass Sie es schaffen! Sie waren stets mein Mann!«
    Prinzessin Terez, die einzige Tochter des Großherzogs Orso von Talins, sah Jezal mit einem winzigen, verächtlichen Lächeln an sich vorübergehen und klopfte in einer viertelherzigen Nachahmung von Beifall mit zwei blassen Fingern auf ihre Handfläche. Ihr Kinn war schmerzhaft hoch erhoben, als sei die Tatsache, dass sie ihn überhaupt angesehen hatte, eine so große Ehre, die er gar nicht recht begreifen könnte, zumal er sie natürlich ohnehin nicht im Geringsten verdiente.
    Und so erreichte er schließlich den erhöhten Thron von Guslav dem Fünften, Hochkönig der Union. Der Kopf des Königs war zur Seite gerutscht und wurde von der funkelnden Krone fast erdrückt. Seine teigig bleichen Finger zuckten auf dem karmesinroten Seidenmantel umher wie weiße Schnecken. Seine Augen waren geschlossen, die Brust hob und senkte sich sanft, begleitet von zartem Blubbern, mit dem Spucke über seine schlaffen Lippen trat und sein Kinn hinunterlief, wo sie sich mit dem Schweiß auf seinen hervorquellenden Doppelkinnrollen verband und dazu beitrug, seinen hohen Kragen vor Nässe dunkel zu färben.
    Fürwahr, Jezal stand wahrer Größe gegenüber.
    »Euer Majestät«, sagte Lord Hoff leise. Das Staatsoberhaupt rührte sich nicht. Die Königin sah ihm zu, schmerzhaft starr aufgerichtet, während ein eingefrorenes, gefühlloses Lächeln auf ihr sorgfältig gepudertes Gesicht gemeißelt schien. Jezal wusste kaum, wohin er blicken sollte, und richtete seine Augen schließlich auf seine staubigen Schuhe. Der Lord Schatzmeister hustete laut. Ein Muskel zuckte unter den schweißnassen Speckpolstern an der Seite des königlichen Gesichts, aber er erwachte nicht. Hoff verzog peinlich berührt das Gesicht, sah sich kurz um, als wolle er sicherstellen, dass niemand zu genau hinsah, und stach

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