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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hielt er sie einen Augenblick gegen Gorsts Klinge gedrückt, dann stieß er sie mit einem Aufschrei von sich, brachte seinen Gegner damit aus dem Gleichgewicht und sprang vor, plötzlich zum Angriff übergehend.
    »Wenn man bei einem Zweikampf im Norden beim Betrügen erwischt wird«, brummte Logen kopfschüttelnd, »dann bekommt man das blutige Kreuz auf den Bauch geritzt und die Eingeweide rausgerissen.«
    »Da habe ich ja Glück«, gab Bayaz mit zusammengebissenen Zähnen zurück, ohne den Blick von den Fechtern zu lösen, »dass wir nicht mehr im Norden sind.« Wieder sammelte sich der Schweiß auf seinem kahlen Schädel und lief in dicken Tropfen über sein Gesicht. Seine Fäuste waren geballt und zitterten vor Anstrengung.
    Luthar schlug entschlossen wieder und wieder zu, seine Degen peitschten so schnell durch die Luft, dass sie nur verschwommen zu sehen waren. Gorst schnaufte und stöhnte, als er die Schläge abwehrte, aber Luthar war jetzt zu flink für ihn, und zu stark. Er trieb Gorst so gnadenlos vor sich her, wie ein wild gewordener Hund vielleicht eine Kuh jagen mochte.
    »Verdammte Betrügerei«, brummte Logen wieder, als Luthars Klinge aufblitzte und eine hellrote Linie auf Gorsts Wange hinterließ. Ein paar Blutstropfen regneten auf die Menge zu Logens Linken nieder, und die Zuschauer brachen in wilden Beifall aus. Für einen kurzen Augenblick erkannte er darin tatsächlich einen Schatten seiner eigenen Zweikämpfe. Der Ruf des Kampfrichters, dass es nun drei zu drei stand, war kaum zu hören. Gorst verzog leicht das Gesicht und tastete mit einer Hand nach dem Schnitt.
    Über das Gebrüll der Menge hörte Logen leise Quais Flüstern: »Wette nie gegen einen Magus …«
     
    Jezal wusste, dass er gut war, aber er hätte sich nie träumen lassen, dass er
so
gut würde sein können. Er war aufmerksam wie eine Katze, flink wie eine Fliege, stark wie ein Bär. Seine Rippen schmerzten nicht länger, auch seine Handgelenke taten nicht mehr weh, jegliche Müdigkeit war von ihm gewichen, wie auch jede Spur des Zweifels. Er war furchtlos, ohnegleichen, nicht aufzuhalten. Der Beifall umtoste ihn, und dennoch konnte er jedes einzelne Wort darin verstehen und jede Einzelheit in jedem Gesicht in der Menge erkennen. Sein Herz pumpte flüssiges Feuer anstelle von Blut durch seine Adern, und seine Lungen saugten die Wolken ein.
    In der kurzen Pause setzte er sich nicht einmal hin, weil es ihn so sehr danach dürstete, wieder in den Ring zu treten. Der Stuhl erschien ihm wie eine Beleidigung. Er hörte nicht auf das, was Varuz und West ihm sagten. Sie waren ohne Bedeutung. Kleingeistige Menschen, die weit unter ihm standen. Sie starrten ihn an: erregt, fasziniert – ganz, wie es ihm gebührte.
    Er war der größte Degenfechter aller Zeiten.
    Der Krüppel Glokta hatte gar nicht gewusst, wie recht er gehabt hatte – Jezal musste es nur versuchen, so schien es, und ihm gelang, was auch immer er sich vorstellte. Er kicherte, als er leichtfüßig wieder auf seine Positionsmarkierung trat. Er lachte, als er den Beifall der Menge hörte. Er lächelte, als Gorst ebenfalls wieder in den Ring trat. Alles war genau so, wie es sein sollte. Diese Augen blickten zwar noch immer verhangen und faul über dem kleinen roten Schnitt, den Jezal ihm verpasst hatte, aber inzwischen lag noch etwas anderes in ihnen: eine Spur Schockiertheit, Vorsicht, Respekt. Ganz, wie es ihm gebührte.
    Es gab nichts, das Jezal nicht gelingen würde. Er war unbesiegbar. Er war nicht aufzuhalten. Er war …
    »Und los!«
    … völlig durcheinander. Der Schmerz schoss durch seine Seite und ließ ihn aufstöhnen. Plötzlich war er wieder ängstlich, müde und schwach. Gorst knurrte und entfesselte erneut eine seiner wilden Attacken, ließ die Eisen in Jezals Händen erzittern und seinen Gegner springen wie ein verängstigtes Kaninchen. Vorbei war es mit der meisterlichen Beherrschung der Waffen, den Vorahnungen, dem Mut, und Gorsts Angriff war nun heftiger denn je. Verzweiflung durchzuckte Jezal, als das lange Eisen aus seinen vibrierenden Fingern gerissen wurde, durch die Luft flog und scheppernd gegen die Absperrung prallte. Jezal wurde in die Knie gezwungen. Die Menge hielt den Atem an. Es war alles vorbei …
    Es war noch nicht alles vorbei. Der Schlag kam bereits in einem hohen Bogen auf ihn zu. Der entscheidende, letzte Schlag. Er schien zu schwanken. Langsam, langsam, als glitte er durch Honig. Jezal lächelte. Es war eine einfache Sache, ihn nun mit

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