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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinem Blick.
    »Mir fällt gerade ein, dass morgen Abend ein großes Fest gegeben wird, eine Feier für unseren siegreichen Degenfechter, Hauptmann Luthar.«
Diesen kriecherischen kleinen Betrüger.
»Alles, was Rang und Namen hat, wird anwesend sein: die Königin, beide Prinzen, der größte Teil des Geschlossenen Rats, verschiedene führende Edelleute.«
Nicht zu vergessen der König selbst. Es sagt ja wirklich schon eine Menge, wenn seine Anwesenheit bei einem Abendessen nicht einmal mehr der Erwähnung wert ist.
»Das wäre das ideale Publikum für unsere kleine Enthüllung, meinen Sie nicht?«
    Glokta neigte vorsichtig den Kopf. »Natürlich, Herr Erzlektor.«
Das ideale Publikum. Vorausgesetzt, es klappt. Sonst hätte man vor den Augen peinlich vieler Zeugen versagt.
    Aber Sult träumte bereits von seinem Triumph. »Die perfekte Versammlung, und wir haben noch genug Zeit, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Senden Sie eine Nachricht an unseren Freund, den Ersten der Magi, und lassen Sie ihn wissen, dass er und seine Begleiter morgen Abend herzlich zu einem Essen eingeladen sind. Ich gehe davon aus, dass Sie selbst auch dabei sein werden?«
    Ich?
Glokta verneigte sich wieder. »Um nichts in der Welt würde ich das verpassen wollen, Euer Eminenz.«
    »Gut. Bringen Sie Ihre Praktikalen mit. Unsere Freunde werden vielleicht zu Gewalt greifen, wenn sie merken, dass ihr Spiel aus ist. Bei Barbaren dieser Art, wer weiß da schon, wozu die in der Lage sind?« Eine kaum wahrnehmbare Bewegung der behandschuhten Rechten des Erzlektors deutete an, dass die Unterredung beendet war.
Die ganzen Stufen, bloß für das hier?
    Sult sah abfällig auf die Schriftrolle, als Glokta endlich die Tür erreicht hatte. »Das ideale Publikum«, murmelte er, als die schweren Türen sich wieder schlossen.
     
    Im Norden aßen die Carls eines Häuptlings mit ihrem Oberhaupt jeden Abend gemeinsam in seiner Halle. Die Frauen brachten das Essen in hölzernen Schüsseln herein. Man spießte die Fleischbrocken mit einem Messer auf, und mit diesem Messer schnitt man sie auch klein; dann stopfte man sich die Stückchen in den Mund. Wenn man einen Knochen oder Knorpel fand, warf man ihn aufs Stroh für die Hunde. Der Tisch, wenn es denn einen gab, bestand aus einigen schlecht zueinander passenden Holzplatten, voller Flecken und Mulden und Kerben von den vielen Messern, die dort schon hineingebohrt worden waren. Die Carls saßen auf langen Bänken, und für die Namhaften Männer gab es vielleicht noch ein paar Stühle. Es war dunkel, vor allem in den langen Wintern, und rauchgeschwängert von den Feuerstellen und Tschagga-Pfeifen. Oft wurden Lieder gesungen, freundschaftlich gemeinte Beleidigungen herausgebrüllt, manchmal auch weniger freundschaftlich gemeinte, und vor allem gab es stets jede Menge zu trinken. Die einzige Regel war dabei die, dass man wartete, bis der Häuptling mit dem Essen begann.
    Logen hatte keine Ahnung, welche Regeln es hier geben mochte, aber er vermutete, es waren jede Menge.
    Die Gäste saßen an drei langen Tischen, die in Hufeisenform aufgestellt worden waren: insgesamt sechzig Personen oder mehr. Jeder hatte seinen eigenen Stuhl, und das dunkle Holz der Tischplatten war poliert worden, bis es strahlend glänzte – so hell, dass Logen den verschwommenen Umriss seines Gesichts darin erkennen konnte, das von den Hunderten von Kerzen an den Wänden und auf den Tischen beleuchtet wurde. Jeder Gast hatte mindestens drei stumpfe Messer zu seiner Verfügung, und verschiedene andere Dinge lagen vor ihnen, von denen Logen keinerlei Vorstellung hatte, wozu sie dienen könnten, darunter eine große, kreisrunde Platte aus glänzendem Metall.
    Es wurde nicht gebrüllt und ganz sicher auch nicht gesungen, stattdessen herrschte ein leises Summen wie in einem Bienenstock, da die Gäste einander Dinge zumurmelten und sich dabei zueinander beugten, als ob sie Geheimnisse austauschten. Ihre Kleidung war noch seltsamer denn je. Alte Männer trugen schwere Roben in Schwarz, Rot und Gold, die mit schimmerndem Pelz verbrämt waren, trotz der Hitze. Junge Männer trugen eng anliegende Jacken in hellem Karmesinrot, Grün oder Blau, mit Bändern und Knoten aus goldenen und silbernen Fäden geschmückt. Die Frauen waren mit Ketten und Ringen aus glänzendem Gold und leuchtenden Juwelen behängt und trugen seltsame Kleider aus grellem Tuch, die an einigen Stellen unsinnig weit, an anderen schmerzhaft eng waren und andere Körperteile

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