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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Vorstellung nur Verachtung übrig gehabt. Ein blödes Wort. Ein Wort, das schlechte Dichter melkten und das dümmlichen Frauen Stoff zum Tratschen gab. Etwas, das man in kindischen Geschichten fand, die keinen Bezug zur Wirklichkeit hatten, einer Wirklichkeit, in der die Beziehungen zwischen Mann und Frau allein vom Geld und vom Ficken bestimmt waren. Und dennoch, hier stand er nun, versank in einem Sumpf aus Angst und Schuld, Lüsternheit und Verwirrung, Verlustangst und Schmerz. Liebe. Welch ein Fluch.
    »Ich würde Ardee gern sehen«, murmelte Kaspa sehnsüchtig.
    Jezal drehte sich um und starrte ihn an. »Was? Was haben Sie gesagt?«
    »Das ist einfach ein großartiger Anblick«, sagte der Leutnant und hob die Hände, »das ist alles.« Alle traten in seiner Nähe recht leise seit jenem Kartenspiel, als ob er jeden Augenblick in die Luft gehen könnte.
    Jezal wandte sich mürrisch wieder der Menge zu. Zwischen den Leuten war Unruhe entstanden. Ein einzelner Reiter drängte sich durch das Durcheinander und spornte ein schäumendes Pferd mit lauten »Vorwärts!«-Rufen an. Selbst in diesem Regen glänzten die Flügel am Helm des Reiters. Ein Heroldsritter.
    »Da bekommt jemand schlechte Nachrichten«, vermutete Kaspa.
    Jezal nickte. »Offenbar jemand bei uns.« Tatsächlich bewegte sich der Ritter direkt aufs Schiff zu, verwunderte und verärgerte Soldaten und Arbeiter hinter sich zurücklassend. Er schwang sich aus dem Sattel und schritt energisch die Planke hinauf, direkt auf sie zu, mit ernstem Gesicht, hell polierter und vor Feuchtigkeit glänzender Rüstung, die bei jedem Schritt rasselte.
    »Hauptmann Luthar?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Jezal, »ich hole den Herrn Oberst.«
    »Das ist nicht nötig. Meine Botschaft ist an Sie gerichtet.«
    »An mich?«
    »Kronrichter Marovia wünscht Sie in seinen Diensträumen zu sehen. Unverzüglich. Am besten nehmen Sie mein Ross.«
    Jezal runzelte die Stirn. Er hatte kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Es fiel ihm kein Grund ein, weshalb ein Heroldsritter ihm eine Botschaft hätte bringen sollen, außer vielleicht, weil er im Haus des Schöpfers gewesen war. Gerade damit aber wollte er nichts mehr zu tun haben. Dieses Erlebnis sollte der Vergangenheit gehören, er wollte es vergessen, wie auch Bayaz, seinen Nordmann und den ekelhaften Krüppel.
    »Der Herr Richter wartet, Herr Hauptmann.«
    »Ja, natürlich.« Offenbar konnte er nichts weiter tun.
     
    »Ah, Hauptmann Luthar! Eine Ehre, Sie wiederzusehen!« Jezal war kaum überrascht, den verrückten Sulfur anzutreffen, noch nicht einmal hier, vor den Diensträumen des Kronrichters. Er erschien ihm fast gar nicht mehr wie ein Verrückter, sondern eher wie ein Teil einer ganzen Welt, die völlig verrückt geworden war. »Eine große Ehre!«, sprudelte er hervor.
    »Ganz meinerseits«, sagte Jezal wie betäubt.
    »Ich bin so froh, Sie erwischt zu haben, wo wir doch nun beide so bald aufbrechen werden! Mein Meister hat mir alle möglichen Aufgaben übertragen.« Er seufzte schwer. »Man hat keinen Augenblick Ruhe, nicht wahr?«
    »Nein. Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Dennoch, es ist wirklich eine Ehre, Sie zu sehen, nachdem Sie ja auch noch beim Turnier gesiegt haben! Ich habe alles mit angesehen, wissen Sie, ich habe es als großes Privileg empfunden, das miterleben zu dürfen.« Er lächelte breit, und seine verschiedenfarbigen Augen funkelten. »Und dann noch zu wissen, dass Sie es sogar einmal aufgeben wollten! Ha! Aber Sie sind dabeigeblieben, ganz wie ich vorhergesagt hatte! Ja, das sind Sie, und nun ernten Sie die Früchte! Der Rand der Welt«, flüsterte er leise, als beschwöre er eine Katastrophe herauf, wenn er diese Worte laut sagte. »Der Rand der Welt. Können Sie sich das vorstellen? Ich beneide Sie, ja wirklich!«
    Jezal blinzelte. »Was?«
    »Was! Ha! Was, sagt er! Sie sind wirklich unerschrocken, mein Herr! Unerschrocken!« Damit schritt Sulfur davon, über den regennassen Marschallsplatz, und lachte leise vor sich hin. Jezal war so verblüfft, dass er noch nicht einmal die Geistesgegenwart aufbrachte, den Mann einen verdammten Idioten zu nennen, sobald er außer Hörweite war.
    Einer von Marovias Schreibern führte ihn durch einen leeren, widerhallenden Flur auf eine enorm große Doppeltür zu, blieb davor stehen, klopfte. Auf einen antwortenden Ruf hin drückte er die Klinke hinunter und zog eine der Türen auf, dann ging er höflich einen Schritt zurück, um Jezal eintreten zu lassen.
    »Sie dürfen

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