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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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in seinem Leben ein Eisen zu Gesicht bekommen hätte! Aber diese Wünsche nützten nichts. Es gab keinen Weg zurück.
    »Ich muss meinem Land dienen …«, murmelte Jezal.
    Bayaz lachte. »Es gibt andere Wege, Ihrem Land zu dienen, mein Junge, als tot auf einem Leichenhaufen im frostkalten Norden zu liegen. Wir brechen morgen auf.«
    »Morgen? Aber meine Sachen sind …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Hauptmann.« Der alte Mann rutschte vom Tisch und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. »Das ist schon alles geklärt worden. Ihre Kisten wurden von Bord gebracht, bevor das Schiff ablegte. Sie haben heute Abend Zeit, um sich für unsere Reise vorzubereiten, aber wir können nicht so viel Gepäck mitnehmen. Waffen natürlich, und feste Kleidung für die Fahrt. Sie sollten auf alle Fälle ein gutes Paar Stiefel einpacken! Leider keine Uniformen, das würde dort, wohin wir gehen, die falsche Art von Aufmerksamkeit erregen.«
    »Nein, ich verstehe«, sagte Jezal niedergeschlagen. »Darf ich fragen … wohin wir fahren?«
    »Ans Ende der Welt, mein Junge, ans Ende der Welt!« Bayaz’ Augen funkelten. »Und wieder zurück, natürlich – hoffe ich.«

DER BLUTIGE NEUNER
    Das eine konnte man über Logen Neunfinger sagen, er war glücklich. Sie reisten ab. Endlich. Abgesehen von den vagen Gesprächen über das Alte Kaiserreich und den Rand der Welt hatte er zwar keine Ahnung, wohin es ging, aber es war ihm auch egal. Hauptsache, er konnte diese verfluchte Stadt verlassen. Je schneller, je besser.
    Der jüngste Neuzugang ihrer Gruppe schien seine gute Laune nicht teilen zu können. Luthar, der stolze junge Mann vom Tor. Derselbe, der das Fechtspiel gewonnen hatte, dank Bayaz’ Betrügerei. Seit seiner Ankunft hatte er kaum zwei Worte herausgebracht. Sondern nur dagestanden, mit steinernem und kalkweißem Gesicht, und aus dem Fenster geguckt, so kerzengerade aufgerichtet, als ob man ihm einen Speer in den Arsch geschoben hätte.
    Logen schlenderte gemächlich zu ihm hinüber. Wenn man mit einem Mann zusammen reist und Seite an Seite mit ihm kämpfen muss, dann sollte man miteinander geredet und am besten auch gelacht haben. So kann man sich erst einmal kennen lernen und schließlich auch Vertrauen aufbauen. Es ist dieses Vertrauen, das eine Gruppe von Kämpfern verbindet, und draußen in der Wildnis kann Leben oder Tod davon abhängen. Aber Vertrauen aufzubauen kostet Zeit und Mühe. Logen überlegte, dass er am besten frühzeitig damit anfing, und heute hatte er so viel gute Laune, dass er meinte, davon ein wenig abgeben zu können. Also stellte er sich neben Luthar und sah auf den Park hinaus, über eine gemeinsame Grundlage nachgrübelnd, in die er den Samen für eine recht unwahrscheinliche Freundschaft würde pflanzen können.
    »Schön, Ihre Heimatstadt.« Das dachte er zwar nicht wirklich, aber ihm fiel ansonsten nichts ein.
    Luthar wandte sich vom Fenster ab und sah hochfahrend an Logen herunter. »Was wissen Sie denn davon?«
    »Meiner Meinung nach sind die Gedanken eines Mannes ebenso viel wert wie die eines anderen.«
    »Phh«, machte der junge Mann verächtlich. »Dann ist das wohl ein Punkt, in dem wir uns unterscheiden.« Er sah wieder nach draußen.
    Logen atmete tief durch. Das mit dem Vertrauen würde wohl noch eine Weile dauern. Er beschloss, Luthar einstweilen in Ruhe zu lassen und sich Quai zuzuwenden, aber der Lehrling erschien nicht viel zugänglicher, saß zusammengesunken auf einem Sessel und zog ohne ersichtlichen Grund ein finsteres Gesicht.
    Logen setzte sich neben ihn. »Freut Ihr Euch nicht darauf, in die Heimat zu fahren?«
    »Heimat«, wiederholte der Lehrling teilnahmslos.
    »Ja, das Alte Kaiserreich … oder wie das heißt.«
    »Ihr wisst ja nicht, wie es dort ist.«
    »Ihr könntet es mir ja erzählen«, sagte Logen, der darauf hoffte, etwas von friedlichen Tälern, Städten, Flüssen und so weiter zu hören.
    »Blutig. Es ist dort sehr blutig und gesetzlos, und ein Leben ist keinen Pfifferling wert.«
    Blutig und gesetzlos. Das hatte einen unangenehm bekannten Beigeschmack. »Gibt es da nicht einen Kaiser oder so was?«
    »Es gibt viele Kaiser, die alle gegeneinander Krieg führen, die Bündnisse schmieden, die eine Woche halten oder einen Tag oder eine Stunde, bevor sich jeder bemüht, der Erste zu sein, der den anderen in den Rücken sticht. Wenn ein Kaiser untergeht, kommt ein anderer an die Macht, und dann wieder einer und wieder, und währenddessen mühen sich jene

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