Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
sich zu konzentrieren. Er stand auf und sah sich nach der Mutter um. Nachdem er sie am anderen Ende des Raumes entdeckt hatte, winkte er sie zu sich.
„Wir brauchen heißes Wasser, ein offenes Feuer und Tücher.“
Alles andere kann ich aus Schatten herstellen.
6. Wintersonnenwende
Hochkönig Thanatos unterdrückte einen tiefen Seufzer und drückte die schwere Tür vor sich auf. Er befand sich tief in den Fundamenten des Palastes, weit ab vom geschäftigen Treiben der Dienerschaft, Diplomaten und Adelsvertreter. Hier unten war er stets auf sich alleine gestellt. Der Tag war gekommen: Die Wintersonnenwende stand bevor. Die einzige Nacht, die er fürchtete.
Smaragdgrünes Licht blendete ihn für einen Moment.
„Thanatos .“ Die Stimme war direkt in seinem Kopf erklungen.
„Wie schön, dass du hier bist.“
Seine Augen hatten sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt und er trat durch die Tür.
Sie stand gut fünf Schritte von ihm entfernt und lächelte ihn an. Die Türflügel schlossen sich hinter ihm von selbst und der Hochkönig musste all seinen Willen aufbringen, um nicht zusammenzuzucken. Irgendwie beschlich ihn beim Knallen der zufallenden Tür immer das Gefühl, gerade in ein Gefängnis geworfen worden zu sein.
Es ist auch ein Gefängnis, nur nicht für mich, sondern für sie.
„Simura.“ Er versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, war sich aber nicht sicher, ob es nicht eher einer Grimasse glich.
„Du … siehst gut aus.“
Ihr Lächeln wurde breiter.
Wahrscheinlich weil sie weiß, wie unwohl ich mich fühle!
Thanatos unterdrückte den Impuls, einfach wegzulaufen.
Schließlich könnte sie mir nicht folgen.
Stattdessen trat er einen Schritt näher zu ihr.
Ich trage die Verantwortung für ein ganzes Reich auf meinen Schultern. Ich kann mich nicht drücken.
Um sich abzulenken, musterte er Simura. Sie stand nicht auf dem Marmorboden, sondern schwebte gut zwei Fingerbreit darüber. Ihre bloßen Füße wurden von diversem Goldschmuck geziert. Auffallend oft waren Smaragdsplitter in das Metall eingeschlossen worden. Diese leuchteten schwach und gaben Thanatos eine ungefähre Vorstellung davon, wie Simura aussah, wenn sie keine feste Form besaß und nicht mehr als eine smaragdgrün leuchtende Entität war. Der Hochkönig hatte sie nie so gesehen. Aber er hatte darüber gelesen. Von Roban, dem Entdecker Karmas, waren noch einige Tagebucheinträge über seine Begegnungen mit Simura erhalten. Er war es gewesen, der sie in den Tiefen des Palastes gefunden hatte. Er war es auch gewesen, der die Macht erkannt hatte, die in ihr schlummerte. Natürlich erhielt niemand diese Macht umsonst. Roban hatte den Preis, den er und alle zukünftigen Herrscher von Karma zu zahlen hatten, jedoch gerne entrichtet.
Simura betrachtete ihn mit ihren goldenen Augen aufmerksam. Als ob sie Thanatos’ inneren Monolog Wort für Wort mitverfolgt hätte. Diese Vorstellung behagte dem Hochkönig nicht und er tat, wozu er überhaupt an diesen Ort hinunter gekommen war.
Ein triumphierendes Lächeln erschien auf Simuras Lippen, als sie bemerkte, wie sein Widerstand brach.
Sie verbrachten die ganze Nacht zusammen. Simura schien unersättlich zu sein. Immer wieder forderte sie den Hochkönig auf, sie erneut zu beglücken. Der Morgen wollte und wollte nicht anbrechen. Jedes weitere Mal, da er Simuras Körper unter sich spürte, wurde Thanatos von stärkeren Gewissensbissen geplagt. Er dachte an Emerald, die alleine in ihrem Bett lag, nichts ahnend und zufrieden mit sich und der Welt.
Endlich erschauerte Simura. Ihr Körper zuckte unter Krämpfen, die nichts mit sexueller Befriedigung zu tun hatten. Erleichtert stand Thanatos auf. Er streifte sich rasch seine Kleider über und hastete, ohne noch einmal zurückzublicken, aus dem Raum. Erst, als die schwere Tür hinter ihm zugeknallt war, erlaubte er sich, kurz zu verschnaufen. Er fühlte sich schmutzig und verspürte den Drang, baden zu gehen.
Im Verlies verlor Simura allmählich wieder ihre menschliche Gestalt. Bereits jetzt war sie nicht mehr fähig, Laute auszustoßen, doch innerlich schrie sie verzweifelt auf. Sie wollte nicht zurück in ihr Gefängnis! Aber der mannshohe Smaragd, der im Zentrum des Raumes stand, zog sie stetig zu sich heran. Egal, wie sehr sie sich sträubte, sie hatte keine Chance gegen die Kraft, mit der sie der Edelstein zu sich zerrte. Hätte sie gekonnt, hätte sie geweint. Die Emotionen tobten stattdessen in ihrem Geist und verwandelten sich
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